Verhaltener Konjunkturausblick auf 2026:Deutsche Wirtschaft zwischen Stillstand und Hoffnung
von Anne Sophie Feil
Deutsche Firmen blicken skeptisch ins kommende Jahr. Trotz leichter Stabilisierung der Wirtschaftslage fehlen echte Impulse. Industrie, Handel und Bau stehen unter Anpassungsdruck.
Bei einer Befragung des Ifo-Instituts hat sich nur jedes siebte deutsche Unternehmen zuversichtlich für 2026 gezeigt. Besonders skeptisch sind demnach Handel und Baugewerbe.
22.12.2025 | 0:32 minDie deutsche Wirtschaft findet nur mühsam aus ihrer Schwächephase. Umfrageergebnisse des Ifo-Instituts zeigen: Die Stimmung in den Führungsetagen bleibt weiterhin gedämpft.
Zurückhaltung statt Aufbruchstimmung
"Die Unternehmen bleiben sehr zurückhaltend - von Aufbruchstimmung ist weit und breit nichts zu sehen", sagt Klaus Wohlrabe, der die Befragungen des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts leitet.
Laut Ifo-Institut wird in den kommenden Jahren ein geringeres Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet als zuvor. Grund: ausbleibende Reformen und die US-Zollpolitik.
11.12.2025 | 0:26 minDemnach rechnet nur jedes siebte Unternehmen mit einer verbesserten Geschäftslage. Jedes vierte Unternehmen befürchtet hingegen eine weitere Verschlechterung. Fast 60 Prozent der Betriebe erwarten eine unveränderte wirtschaftliche Lage.
Wirklich optimistisch blickt kaum eine Branche auf 2026.
Klaus Wohlrabe, Stellvertretender Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik
Industrie leidet unter Export-Einbruch
In der Industrie erwartet die Mehrheit der Unternehmen eine gleichbleibende Entwicklung. 26,5 Prozent der Firmen gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage aus und 18,2 Prozent erwarten, dass die Geschäfte 2026 wieder besser laufen. Zu den Optimisten gehört dabei vor allem die Elektrobranche.
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Insgesamt leidet die stark exportabhängige Industrie unter starkem internationalem Wettbewerb und hohen Zöllen beim Export in die USA. Ausfuhren in die Vereinigten Staaten brachen in den ersten drei Quartalen um knapp acht Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, errechnete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Besonders stark traf es demnach die Autoindustrie.
Die Industrie müsse die Abhängigkeit von den USA reduzieren und sich auf andere Märkte konzentrieren - zu diesem Ergebnis kommt das IW. Zugleich müsse der Standort Deutschland international wettbewerbsfähiger werden, betont IW-Expertin Samina Sultan.
Für die Chemiebranche ist der Standort Deutschland das Kernproblem - die US-Zölle haben den Rückgang beschleunigt, aber nicht verursacht.
Samina Sultan, Senior Economist für europäische Wirtschaftspolitik und Außenhandel des IW Köln
Stellenabbau in der Industrie hält wohl an
Die Probleme der Industrie schlagen auch auf den Arbeitsmarkt durch. Zum Ende des dritten Quartals 2025 wurden binnen eines Jahres 120.300 Stellen in der Branche abgebaut, ermittelte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY.
Jobabbau, Firmensterben, Pleitewelle: Die deutsche Industrie steht unter Druck. Wie gelingt die Trendwende? IW-Direktor Hüther nennt drei Punkte mit dem größten Handlungsbedarf.
02.12.2025 | 2:42 minEin Trend, der sich wohl fortsetzt: Laut einer IW-Konjunkturumfrage planen vier von zehn Industriefirmen, im Jahr 2026 weitere Stellen abzubauen. Nur etwa jeder siebte Industriebetrieb will demzufolge neue Arbeitsplätze schaffen.
Zähe Nachfrage im Handel
Bei den Dienstleistern rechnen laut Ifo-Umfrage 23,2 Prozent mit einer ungünstigeren Entwicklung, im Handel ist es jede dritte Firma. Die Branche leidet unter der schwachen Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK führt den schwachen Konsum auf Unsicherheiten in Bezug auf den Arbeitsmarkt, die zukünftige Preisentwicklung und die aktuelle Rentendebatte zurück.
Auch im Baugewerbe bleibt der Ausblick verhalten. Nur jeder zehnte Betrieb hofft auf bessere Geschäfte im kommenden Jahr, etwa jeder dritte Betrieb erwartet eine schlechtere Lage. Überraschend sei, dass das angekündigte Infrastrukturpaket keine Euphorie in der Branche auslöse, sagt Wirtschaftsforscher Wohlrabe.
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Prognosen: Deutsche Wirtschaft erholt sich nur langsam
Sowohl das Ifo-Institut als auch andere Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesbank erwarten wegen des Konjunkturpakets der Bundesregierung 2026 und 2027 nach dreijähriger Stagnation wieder etwas Wachstum der Wirtschaftsleistung.
Die schwarz-rote Regierung wollte die Wirtschaft ankurbeln, doch Aufschwung ist nicht zu spüren. In der Metall- und Elektroindustrie gingen zehntausende Arbeitsplätze verloren.
09.12.2025 | 2:08 minDer Abwärtstrend der deutschen Wirtschaft scheint demnach vorerst gestoppt. Doch von Aufbruchstimmung ist noch keine Rede. Die ersten Schritte gelingen zwar wieder, aber bürokratische Hürden, starker Wettbewerb und schwacher Konsum gefährden die konjunkturelle Genesung.
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