Sparen statt Ausgeben:Zukunftsangst schlägt sich auf Konsum nieder
von Lisa Brockschmidt
Selbst vor Weihnachten sparen die Deutschen ihr Geld gerade lieber als es auszugeben. Seit der Finanzkrise 2008 war die Sparneigung nicht mehr so hoch, zeigt eine Auswertung.
Laut einer Studie ist die Konsumfreude deutscher Verbraucher so niedrig wie zuletzt bei der Finanzkrise 2008. Sina Mainitz mit den Aussichten fürs kommende Jahr.
19.12.2025 | 0:57 minDie aktuellen Zahlen aus dem GfK-Konsumklima-Index zum Jahresende sind ernüchternd: Anschaffungen und Konsum sind gesunken. Die monatlich in Zusammenarbeit mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) herausgegebene Erhebung ist ein wichtiger Indikator für die Kaufbereitschaft der Deutschen. Diese wollen ihr Geld gerade lieber nicht ausgeben.
Zum einen sind viele der Ansicht, dass sich die finanzielle Lage ihres Haushalts im kommenden Jahr nicht unbedingt verbessern wird. Sparen ist dementsprechend gerade hoch im Kurs.
Rekordwert beim Sparen
Die Sparneigung ist laut Konsumklimabericht dramatisch gestiegen. Mit 18,7 Punkten sei sie im Dezember auf den höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008 geklettert. Geld ausgeben, ob im Einzelhandel oder für Dienstleistungen, wollen die Konsumenten der Befragung zufolge eher nicht.
Black Friday und Weihnachten: Der Jahresausklang ist die wichtigste Zeit für den Handel, doch die Kauflaune der Deutschen ist seit Jahren mies. Warum?
27.11.2025 | 1:20 minDas seien "keine positiven Nachrichten für den Endspurt im diesjährigen Weihnachtsgeschäft", sagt NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Zugleich sei es auch ein "Fehlstart der Konsumstimmung in das Jahr 2026".
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Rente, Inflation und andere Angstmacher
Als Gründe für ihre Zurückhaltung nannten die befragten Verbraucher eine generelle Verunsicherung, die Notwendigkeit, Geld fürs Alter oder als Notgroschen zurückzulegen, und die hohen Preise für Lebensmittel und Energie.
Zwar haben sich die Verbraucherpreise laut Statistischem Bundesamt zum Jahresende vorerst stabilisiert. Trotzdem blieben die Konsumenten zögerlich, so NIM-Konsumexperte Bürkl.
Steigende Inflationsängste sowie die kontroversen Diskussionen um die Zukunft der Rentenversicherung haben sicherlich zu diesem Hoch des Sparindikators beigetragen.
Rolf Bürkl, NIM-Konsumexperte
Inflation fühlt sich oft höher an
Wichtig zu wissen sei dabei aber, dass die gefühlte Inflation von den realen Inflationswerten in den letzten Jahren zunehmend abweiche. "Offenbar sitzt der Schock der hohen Inflationsraten seit 2022 bei den deutschen Verbrauchern noch tief", sagt Bürkl.
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Die Deutschen rechnen laut der Befragung aktuell mit so hohen Preissteigerungen wie seit Dezember 2022 nicht mehr. Die Befürchtung, dass das alltägliche Leben teurer werden könnte, ist omnipräsent.
Bei den Konjunkturerwartungen reihten sich die Werte in das konstante Auf und Ab des Jahres ein, so Bürkl. Neben den politischen und geopolitischen Unsicherheiten liege dies sicher auch an den vielen schlechten Nachrichten zu Stellenabbau und Produktionsrückgängen in Deutschland.
Inflation beschreibt die länger andauernde Verteuerung von Waren und Dienstleistungen. Vereinfacht gesagt bedeutet es, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher für das gleiche Geld weniger kaufen können als zuvor. Die Inflationsrate gibt an, um wie viel höher oder niedriger die Inflation im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt.
Anschaffungen müssen warten
Dass der Fokus vieler Verbraucher gerade auf dem Sparen liegt, erklärt auch die gesunkene Neigung zu größeren und längerfristigen Anschaffungen wie etwa einem Auto, größeren Elektrogeräten oder Möbeln.
Die EU-Kommission will erreichen, dass die Menschen mehr aus ihren Ersparnissen machen. Über ihre Vorschläge berichtete Ende September ZDF-Wirtschaftsexpertin Valerie Haller.
30.09.2025 | 1:25 minAber auch bei kleineren Kostenpunkten wird gespart: In einer kürzlich durchgeführten NIM-Studie gab fast die Hälfte der Befragten an, gewohnte Produkte und Dienstleistungen durch günstigere Alternativen zu ersetzen.
Zurückhaltung zieht sich vermutlich ins neue Jahr
Das Konsumklima sei ein vorläufiger Indikator für das Verbraucherverhalten im kommenden Jahr, sagt Bürkl vom NIM. Die Analysen zur Zurückhaltung bei Konsum und Anschaffungen und die starke Sparneigung deckten sich mit den Analysen anderer Wirtschaftsexperten.
Laut dem Ifo-Institut wird in den kommenden Jahren ein geringeres Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet, als zuvor. Grund: ausbleibende Reformen und die US-Zollpolitik.
11.12.2025 | 0:26 minDas Ifo-Institut etwa schätzt das Wirtschaftswachstum für 2026 inzwischen auf 0,8 Prozent. Damit hat es seine Prognose nach unten korrigiert.
Damit wieder Geld ausgegeben statt gespart wird, brauche es wieder mehr Vertrauen der Menschen in Politik und Wirtschaft, so Bürkl. "Sie brauchen eine klare Planungssicherheit." Dazu zählten nachhaltige Rahmenbedingungen bei Renten- und Energiepolitik sowie verlässliche Signale, dass Staat und Wirtschaft langfristig stabil und handlungsfähig aufgestellt sind.
Lisa Brockschmidt ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft & Finanzen.
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