"Green Jobs": Umweltschutz eröffnet neue Berufsmöglichkeiten

Wandel in der Arbeitswelt:Wie die Öko-Branche neue Chancen schafft

von Bianca Mareike Hugo
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Der Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Welt ist an vielen Stellen Realität. Auch in der Arbeitswelt tut sich einiges. Sogenannte grüne Jobs sind gefragter denn je.

Eine Auszubildende steht vor dem Wärmespeicher einer Wärmepumpe.
Check eines neuen Wärmespeichers. Grüne Berufe, also solche, die zum Umbau zu einer klima- und umweltfreundlichen Welt gebraucht werden, boomen.
Quelle: dpa

Matthias Neubauer hat seinen beruflichen Weg neu ausgerichtet - auf grüne Technologien. Früher war er Metzger, dann wechselte er ins Handwerk. Nach vielen Jahren im Baugewerbe entschied er sich für eine berufliche Neuorientierung. "Mit 67 wäre das körperlich nicht mehr gegangen," sagt er über seine frühere Tätigkeit als Fliesenleger.
Über einen Bekannten fand er schließlich den Weg zu Thermondo - einem Unternehmen, das auf klimafreundliche Heiztechnologien wie Wärmepumpen spezialisiert ist. Heute schult Neubauer neue Mitarbeitende in der Installation moderner Heizsysteme.

Ich fand Wärmepumpen total spannend und war begeistert davon.

Matthias Neubauer

Der Wechsel habe ihn sowohl beruflich als auch persönlich bereichert.
Demonstranten mit Schildern stehen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, Niederlande, am 23. Juli 2025 vor der Entscheidung über ein Gutachten zu den Verpflichtungen der Länder zum Schutz des Klimas. Das Urteil ist nicht bindend, hat aber „großes rechtliches Gewicht und moralische Autorität“.
Der Internationale Gerichtshof erklärt den Schutz einer sauberen, gesunden Umwelt zum Menschenrecht. Nach hunderten Klima-Klagen könnte das UN-Gutachten nun ein Wendepunkt sein.23.07.2025 | 2:14 min

Milliarden-Umsatz bei Umweltschutz-Unternehmen

Matthias Neubauer ist damit einer von vielen Menschen in grünen Berufen: Laut dem Statistischen Bundesamt stieg 2023 die Zahl der Beschäftigten im Bereich Umweltschutzgüter und -dienstleistungen um 7,7 Prozent auf rund 405.000. Immer mehr Unternehmen setzen demnach auf nachhaltige Technologien und schaffen neue Arbeitsplätze.
Im Jahr 2023 erwirtschafteten Unternehmen in Deutschland 119,7 Milliarden Euro mit Gütern und Dienstleistungen für den Umweltschutz. In manchen Regionen gab es einen grundlegenden Wandel in der Arbeitswelt:

In Nordrhein-Westfalen arbeiten inzwischen rund 600.000 Menschen in der Umweltwirtschaft - mehr als im Steinkohlebergbau zu seinen besten Zeiten.

Constantin Bachmayer, NRW-Umweltministerium

600.000 Beschäftigte in NRW
:Wo Umweltschutz Hunderttausende Jobs schafft

In den vergangenen Jahren ist die Bedeutung der Umweltwirtschaft immer weiter gewachsen. 600.000 Arbeitsplätze gibt es allein in NRW - und die Branche gewinnt weiter an Bedeutung.
von Thadeus Parade
Montage von Solaranlagen auf Dächern
mit Video

Immer mehr Stellen für Klimaschutz in den Kommunen

Der Boom grüner Berufe prägt sowohl klassische Handwerksberufe, die durch nachhaltige Technologien neu definiert werden, als auch völlig neue Tätigkeitsbereiche wie Klimaschutzmanager*innen. Sie arbeiten in Kommunen und Städten und entwickeln Strategien zur Emissionsreduktion, planen energetische Sanierungen öffentlicher Gebäude und beraten bei klimafreundlichen Entscheidungen.
"Vor etwa 20 Jahren gab es diesen Beruf praktisch noch nicht", erklärt Daniel Willeke vom Bundesverband Klimaschutz, selbst Klimaschutzmanager. Er habe sich erst in den letzten Jahren etabliert, unterstützt durch staatliche Vorgaben wie die Kommunalrichtlinie, die seit 2008 finanzielle Förderung für kommunale Klimaschutzmaßnahmen ermöglicht. Diese habe es vielen Kommunen überhaupt erst ermöglicht, diesen Beruf aufzubauen.
Doch: Gerade im ländlichen Raum bleiben viele Stellen unbesetzt. Finanzschwache Gemeinden haben oft Schwierigkeiten, solche Stellen langfristig zu finanzieren oder attraktiv zu gestalten, sagt Daniel Willeke.
25.06.2023, USA, Kodiak: Windkraftanlagen arbeiten am 25. Juni 2023 in Kodiak, Alaska. Zum 50-jährigen Bestehen der Internationalen Energieagentur (IEA) steht der Abschied von fossilen Energieträgern und die Notwendigkeit beschleunigter Anstrengungen für den Klimaschutz im Mittelpunkt.
Der Expertenrat der Bundesregierung hat sein Zweijahresgutachten vorgestellt. Klimaschutz müsse "breiter gedacht" werden - ansonsten könnten die Klimaziele verfehlt werden.05.02.2025 | 1:40 min

Quereinstieg aus verschiedenen Bereichen

Matthias Neubauer erlebt, dass immer mehr Quereinsteiger*innen bei seiner Firma anfangen. "Wir haben Leute, die vorher Maurer waren oder aus anderen handwerklichen Bereichen kommen." Durch das Onboarding-Programm werden neue Mitarbeitende zunächst geschult und praktisch eingearbeitet.
Dabei lernen sie, wie die Heizsysteme installiert werden. Neubauer beobachtet regelmäßig, wie Kolleg*innen mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergründen schnell in die Arbeit hineinwachsen: "Die praktische Erfahrung ist entscheidend - da lernt man am meisten."
Stellenabbau
In Anbetracht der Konjunkturflaute bereiten die Stellenstreichungen der Unternehmen große Sorge. Wie sehr wird sich der Arbeitsmarkt verändern und kann man die Mitarbeiter künftig für andere Bereiche qualifizieren.29.11.2024 | 2:36 min

Klimawandel als Herausforderung mit Potenzial für Jobs

Zu den "Green Jobs" gehören so unterschiedliche Berufe wie etwa auch Landschaftsplaner, Gärtner, Techniker für Biogasanlagen, Biologen und Ingenieure für Umwelttechnik, erneuerbare Energien oder Hochwasserschutz.
Um den Fachkräftemangel an vielen Stellen zu bewältigen und auch Quereinsteiger*innen gezielt zu fördern, setzen Bund und Länder verstärkt auf Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Umwelttechnik und erneuerbare Energien. "Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und verändert auch den Arbeitsmarkt grundlegend", sagt Daniel Terzenbach von der Bundesagentur für Arbeit. Ein Umbau, der aber auch "großes Potenzial für neue und nachhaltige Arbeitsplätze" biete.
Dabei bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Hürde für den Ausbau grüner Berufe, sowohl in der Industrie als auch in Kommunen. Laut einer Untersuchung der Prognos AG fehlen bis 2035 rund 560.000 Mitarbeitende in etwa 250 relevanten Berufen für die Energiewende.

Länder in der Pflicht?
:Klimawandel: "Nicht aus Verantwortung stehlen"

Der Internationale Gerichtshof bekräftigt die Klimaschutzpflicht der Staaten. ZDFheute im Gespräch zu den Konsequenzen mit Klimafolgenforscher Ottmar Edenhofer.
Ottmar Edenhofer, der Chef des Potsdam Instituts.
Interview

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