Kurs-Absturz: Wackelt der Dollar als Weltleitwährung?
FAQ
Kurs-Absturz:Wackelt der Dollar als Weltleitwährung?
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Der Dollar-Kurs fällt - und das seit Donald Trumps Amtsantritt. Was dahinter steckt, was das für die Weltwirtschaft bedeutet und ob der Status als Weltleitwährung wackelt.
Eine Dollar-Schwäche kann das globale Finanzsystem grundlegend verändern (Symbolbild).
Quelle: dpa
Seit der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident im Januar kennt der Kurs des Dollar tendenziell nur eine Richtung: nach unten. In den ersten drei Monaten seiner Amtszeit hat die amerikanische Währung im Handel mit dem Euro etwa zehn Prozent an Wert verloren. Inzwischen ist der Dollar gegenüber dem Euro so schwach wie seit über drei Jahren nicht mehr.
Ein schwacher Dollar hat Vorteile für Verbraucher. Er macht Waren, die internationalen in Dollar gehandelt werden, günstiger, was die Inflation in Deutschland und Europa insgesamt bremst.
Auf der anderen Seite kann eine Dollar-Schwäche aber auch negative Folgen für die Weltwirtschaft haben und das globale Finanzsystem grundlegend verändern. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:
Was sind die Gründe für den Dollar-Verfall?
Ein wesentlicher Grund liegt in der chaotischen Zollpolitik von Trump, die viel Unsicherheit schürt und den Kurs des Dollar belastet. Hinzu kommt eine harsche Kritik am US-Notenbankchef Jerome Powell. Auf seiner Plattform "Truth Social" bezeichnete Trump den Fed-Chef als "Loser", dessen Entlassung nicht früh genug kommen könne.
Inmitten von Handelskonflikten sind die Aussichten für die US-Wirtschaft düster. Trump attakiert deswegen Notenbankchef Powell – und stellt so die Unabhängigkeit der Fed in Frage.22.04.2025 | 2:50 min
Auch wenn Trump bei der Kritik zurückgerudert ist, bei Experten bleibt Skepsis. Analyst Bernd Weidensteiner von der Commerzbank sagt:
Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Unsicherheit über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed noch länger anhält.
„
Bernd Weidensteiner, Analyst der Commerzbank
Trump werde die US-Notenbank Fed immer wieder angreifen, sollte sie die Zinsen nicht bald senken. Die Verunsicherung der Märkte zeigt sich auch darin, dass sich nach wie vor viele Investoren gegen einen weiteren Absturz des Dollar absichern.
So viel Euro gibt es für einen US-Dollar
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Der US-Dollar ist unangefochten die Weltleitwährung: Nur er erfüllt alle nötigen Bedingungen. So halten Notenbanken ihre Reserven größtenteils in Dollar. Wichtige Rohstoffe werden in der Regel in Dollar gehandelt und die meisten Devisentransaktionen laufen über die US-Währung. Zudem bieten die USA den größten Finanzmarkt der Welt, der allen Anlegern offen steht.
Wichtig ist vor allem der riesige Markt für US-Staatsanleihen, in dem nahezu unbegrenzt Mittel investiert werden können. Vor allem China und Japan haben in den vergangenen Jahren gewaltige Summen in amerikanische Anleihen gesteckt und zählen zu den größten Auslandsgläubigern der USA.
Trumps Eskapaden in der Wirtschaftspolitik beunruhigen die Finanzmärkte, sagt Wirtschaftsexperte Langhammer. Noch sei der Dollar aber so stark, dass kein Staatsbankrott drohe. 23.04.2025 | 17:38 min
Der Dollar gilt an Börsen als sicherer Hafen, ist dieser Status in Gefahr?
Die Märkte reagierten reflexartig mit immer gleichem Muster auf internationale Krisen: Der Kurs des US-Dollar legte zu und die Renditen für US-Staatsanleihen gaben wegen einer höheren Nachfrage nach. Mit der chaotischen Zollpolitik der neuen US-Regierung wurden die eingespielten Abläufe aber außer Kraft gesetzt.
Die aggressive Zollpolitik von Trump nährt Zweifel an der Sicherheit des US-Finanzmarktes. US-Anleihen gerieten plötzlich unter Druck und wurden nicht mehr als sicherer Hafen gesucht. Die USA dürften jedoch alles tun, den Status des Dollar als Weltleitwährung zu erhalten. Nur so können sich die Vereinigten Staaten zu günstigen Zinsen finanzieren.
Gibt es Alternativen zum Dollar?
Der Euro ist bisher keine Alternative, auch wenn er zuletzt von der Dollar-Schwäche profitierte. Eine Umsetzung der geplanten Kapitalmarktunion in der EU könnte Fortschritte bringen. Von gemeinsamen Staatsanleihen ist die Eurozone aber noch weit entfernt.
Laut Ifo-Präsident Clemens Fuest blicken die deutschen Unternehmen eher pessimistisch in die Zukunft. Wegen der US-Zölle sehen sie vor allem ihre Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr.24.04.2025 | 1:32 min
In einer ferneren Zukunft ist es laut Experten zwar denkbar, dass es mehrere Leitwährungen geben könnte. Dazu dürfte auch der chinesische Renminbi zählen, falls sich das Land weiter öffnet. Die Politik von Trump könnte diesen Prozess beschleunigen.
Will Trump den Dollar gezielt schwächen, um die US-Exporte zu stärken?
Bereits in seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump immer wieder beklagt, dass die USA im internationalen Handel "unfair" behandelt werden. Während erfolgreiche Exportnationen wie Deutschland einen riesigen Überschuss in der Handelsbilanz ausweisen, verfügt die USA über ein chronisches Defizit. Durch einen Kursverfall der US-Währung werden amerikanische Waren im Ausland allerdings günstiger, was die Exporte ankurbeln könnte.
Gleichzeitig werden die Importe in die USA durch die aggressive Zollpolitik gebremst. Auf diese Weise will Trump das Handelsdefizit abbauen. Eine Strategie, die viele Experten aber als wenig hilfreich einschätzen.
Alle aktuellen Entwicklungen zum Handelsstreit im Liveblog:
Der Zollstreit geht weiter: US-Präsident Trump setzte etliche Zölle aus - aber erhöhte die Zölle auf chinesische Waren. Alle aktuellen Entwicklungen zum Handelsstreit im Liveblog.