DB und die Trassenpreise: Warum es eine Reform braucht

Kostenexplosion trifft Kunden:Warum die Trassenpreise der Bahn einen Neustart brauchen

von Karen Grass

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2026 steigen die Preise bei der Bahn zum ersten Mal seit Jahren eher moderat. Warum die Entwicklung von kurzer Dauer sein könnte - und die Schienenfinanzierung eine Reform braucht.

Bahntrasse

Für die Schienennutzung gibt es eine Art Maut, den Trassenpreis. Diesen zahlen Firmen für Gütertransporte und Fahrgäste im Fernverkehr. Der Preis ist dieses Jahr nochmal um 16 Prozent gestiegen.

08.12.2025 | 5:29 min

Alle Jahre wieder im Dezember ist Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn - und meist steigen damit auch die Fahr- und Transportpreise. 2026 allerdings gibt’s im Fernverkehr keine Ticketpreiserhöhung und auch für Gütertransporte wird die Schienenmaut mit 5,8 Prozent Plus nicht so viel teurer, wie noch vor Kurzem erwartet. Doch da diese Entwicklung nicht nachhaltig sein dürfte, fordern Fahrgastverbände und Wirtschaftsvertreter dringend eine Reform der Schienenfinanzierung.

Etwa die Firma Grillo Chemicals aus Duisburg. Bei dem Chemie-Mittelständler geht ohne Schiene wenig, wie Logistikchef Marcel Warmann erklärt: "Wir transportieren hier große Mengen Gefahrgüter - auf der Straße wäre das vom Volumen und auch von der Sicherheit her sehr viel komplizierter."

Umso schwerer wiegt für Grillo Chemicals, dass Schienentransporte in den letzten Jahren immer teurer geworden sind. Allein dieses Jahr war die ohnehin schon hohe Schienenmaut für Gütertransporte nämlich nochmal um 16 Prozent angestiegen. "Das stellt irgendwann das ganze Geschäftsmodell infrage", so Warmann.

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Schienenmaut soll Rendite abwerfen

Erhoben wird die Maut, der sogenannte Trassenpreis, von der DB-Infrastrukturtochter Infra Go. Zahlen müssen ihn Gütertransporte und auch Fahrgäste über ihre Tickets. "Mit den Trassenpreisen soll die Infra Go einmal Betrieb und Instandhaltung der Schiene finanzieren, aber auch eine Rendite aufs eingesetzte Eigenkapital des Eigentümers, also des Bundes, erwirtschaften", sagt die Verkehrsökonomin Vera Huwe vom Thinktank Dezernat Zukunft. Und die Preisexplosion hänge eng mit genau dieser besagten Rendite zusammen.

Die Schienen- und Infrastrukturfinanzierung wird zwischen den Schienennutzern und dem Bund als Eigentümer der Bahn aufgeteilt. Regulär vorgesehen ist:

  • Der Bund zahlt Ersatzinvestitionen für zu erneuernde Gleise und Co., außerdem Neu- und Ausbau.
  • Die Schienennutzer zahlen dagegen über die Schienenmaut (Trassenpreis) für Betrieb und Instandhaltung der Gleise; aber auch für eine gesetzlich begrenzte Rendite der Infra Go. Die wird an den Bund abgeführt und dann wieder in Ersatz investiert.
  • Unter anderem die Rendite lässt die Maut ansteigen, was auch die Ticketpreise im Personenfernverkehr in den letzten Jahren in die Höhe getrieben hat. Für 2026 hatte die Bahn hier aus Sorge vor noch mehr Kundenfrust stabile Preise angekündigt. Stattdessen befürchteten Fahrgastverbände aber, dass Verbindungen gestrichen werden.
  • Eine Sonderrolle hat der Personennahverkehr. Dieser ist von allzu hohen Preissteigerungen bei der Schienenmaut bisher gesetzlich ausgenommen - eine Ungleichbehandlung, die aktuell vor dem EuGH geprüft wird.

Um die Preisanstiege bei der Schienenmaut für die Nutzer wieder abzufangen, zahlt der Bund aktuell jährlich hunderte Millionen Euro an sogenannter Trassenpreisförderung. Experten fordern eine Reform, die die Kosten der Schiene transparent verteilt.


Änderungen bei Bahn-Zuschüssen durch Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Um das Problem zu verstehen, braucht's einen kurzen Exkurs: Die Renditeregel wurde eingeführt, als die Deutsche Bahn in den 90er Jahren zur Aktiengesellschaft wurde. "Die Idee dahinter war, dass die Schiene sich möglichst selbst tragen soll, um den Haushalt zu entlasten", erklärt Huwe. Der Bund investiert die Rendite wieder in Ersatz für kaputte Gleise oder Weichen. Neben der zurückfließenden Rendite gewährte der Bund der Infra Go normalerweise außerdem Baukostenzuschüsse aus Haushaltsmitteln.

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Doch seit 2024 lief das mit den Baukostenzuschüssen nicht mehr wie gewohnt. Grund war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Umwidmung von übrig gebliebenen Corona-Hilfsgeldern für andere Zwecke wie etwa die Bahninfrastruktur für unrechtmäßig erklärte. "Dem Bund fehlte plötzlich viel Geld", sagt Vera Huwe.

Statt wie bisher Baukostenzuschüsse zu geben, kam er dann auf die Idee, neues Eigenkapital in die Deutsche Bahn zu stecken und das könnte die dann wiederum investieren.

Vera Huwe, Verkehrsökonomin

Der Vorteil: Dieses Eigenkapital fällt nicht unter die Schuldenbremse, denn darauf gibt's ja die besagte Rendite. Somit gilt es nicht als Ausgabe, sondern als eine Art rentable Investition des Bundes.

  • Je Einwohner gerechnet liegt Deutschland bei den staatlichen Investitionen in die Schiene mit 198 Euro pro Kopf im europäischen Mittelfeld.
  • Deutlich mehr investieren Luxemburg (578 Euro), die Schweiz (480 Euro) und Österreich (352 Euro); deutlich weniger Frankreich (65 Euro) oder Spanien (60 Euro).
  • Die Schienenmaut (Trassenpreis) ist dagegen in Deutschland im europäischen Vergleich sehr hoch. Auch weil hier, anders als in vielen anderen Ländern, das sogenannte Vollkostenprinzip angewandt wird.
  • Dieses Modell legt auch Kosten der Infra Go für Abschreibungen und Kapitalkosten auf die Nutzer um.
  • Die meisten anderen EU-Länder arbeiten dagegen nach dem sogenannten Grenzkostenprinzip: Dieses bürdet den Nutzern nur die Kosten für den unmittelbaren Betrieb und die Abnutzung der Schiene auf.


Bundestag legt neue Renditeregeln für Infra Go fest

Das Problem: Steigt das Eigenkapital, muss absolut auch die daran gekoppelte Renditesumme steigen - und die bezahlen ja die Schienennutzer über die Maut. So drohte für 2026 wieder ein zweistelliges Preisplus.

Bayern, Straubing: „Verkehrsministerkonferenz Bayern 2025/2026“ steht auf dem Monitor bei der Tagung von Bund und Ländern. Diskutiert werden unter anderem Infrastrukturfonds, Deutschlandticket, Schienenverkehr, E-Mobilität, Fahrschulreform und Luftverkehr

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"Das sorgt dafür, dass die Schiene auf der Stelle tritt, ja eher wieder Ladung an die Straße verliert", sagt Peter Westenberger vom Verband der Güterbahnen. "Der Bund wird seiner Aufgabe bei der Finanzierung der Schieneninfrastruktur da einfach nicht gerecht."

Damit die Verkehrswende nicht vollends ausgebremst wird, musste im November der Bundestag ran. Er legte fest, dass die Infra Go künftig deutlich weniger Rendite machen darf und stellte neue Fördergelder in Aussicht, um Preiserhöhungen abzufedern. Deshalb jetzt die überraschend geringen Steigerungen zu 2026, allerdings könnte man im Jahr darauf wieder vor ähnlichen Problemen stehen.

SGS Zimmermann - Mainitz

DB-Cargo-Chefin soll ausgetauscht werden, "weil sie bei der Gütersparte der Deutschen Bahn offenbar sanieren und sparen wollte, ohne dafür aber ein ausreichendes Konzept zu haben", so ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz.

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Reform laut Fachleuten dringend nötig

Langfristig brauche es aber eine grundlegende Reform, fordern Fachleute und Firmen. Schienennutzer sollten künftig nur noch für Betrieb und Abnutzungskosten ihrer Fahrten zahlen, nicht aber für Kostenpunkte wie die Rendite.

Ein Infrastrukturbetreiber sollte am Gemeinwohl orientiert arbeiten, nicht profitorientiert.

Marcel Warmann, Logistikchef von Grillo Chemicals

Das Bundesverkehrsministerium will wohl für 2027 eine Reform vorbereiten, antwortet auf Nachfragen dazu aber nicht. Immerhin: Das neue Sondervermögen Infrastruktur könnte durchaus eine Starthilfe sein für mehr staatliche Investitionen.

Karen Grass ist Redakteurin beim ZDF-Magazin WISO.

Über dieses Thema berichtete WISO am 08.12.2025 ab 19:25 Uhr.

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