Start des Olympia-Winters im Skispringen:Schafft "Hille" Raimund das Unmögliche?
von Lars Becker
Als Sieger des Sommer-Grand-Prix zählt Philipp Raimund auch im Olympia-Winter zu den Mitfavoriten. Wie startet der neue Skisprung-Star in die Saison?
Philipp Raimund aus Deutschland jubelt nach seinem Gesamtsieg beim Sommer-Grand-Prix der Skispringer. Jetzt will er auch im Winter überzeugen.
Quelle: dpaPhilipp Raimund ist der Skisprung-König des Sommers - aber kann er den Thron auch im beginnenden Olympia-Winter verteidigen?
Blickt man zurück in die Geschichte, ist der Gesamtsieg beim Sommer-Grand-Prix ein gutes Omen. Als letztem Deutschen war das Andreas Wellinger vor zwölf Jahren gelungen. Im Winter danach feierte der damalige Teenager nicht nur seinen ersten Weltcup-Sieg, sondern wurde mit dem deutschen Team auch Olympiasieger von Sotschi.
Raimund will "das Ding auch im Winter gewinnen"
Eine Erfolgs-Bilanz, mit der auch Raimund nach diesem Winter sicher ganz gut leben könnte. Auch er wartet noch auf seinen ersten Weltcup-Einzelsieg und eine Medaille bei einem Großevent hat er auch noch nicht gewonnen. Das soll sich jedoch in der am Freitag im norwegischen Lillehammer beginnenden Saison ändern. Das nötige Selbstbewusstsein dafür bringt der 25-Jährige mit:
Ich weiß, dass ich als stärkster Sommerspringer in den Winter reingehe - das ist ein Supergefühl.
Philipp Raimund
Und er legt verbal noch was drauf: Richtig realisieren werde er seinen Sommer-Erfolg erst, "wenn ich das Ding auch im Winter gewinne".
Ob die Österreicher um Jan Hörl oder der Japaner Ryoyu Kobayashi als Hauptkonkurrenten vor ihm zittern? "Das hoffe ich doch", sagt Raimund dazu mit einem Grinsen: "Aber das sind auch keine Nasenbohrer." Eine große Klappe hatte der in Göppingen geborene Mann schon immer, aber in letzter Zeit kommen mehr und mehr auch die entsprechenden Leistungen dazu.
Im vergangenen Winter stand er mit dem deutschen Mixed-Team beim Weltcup in Lake Placid erstmals ganz oben auf dem Podest. Bei der WM im norwegischen Trondheim schnupperte er bei der Einzel-Entscheidung vor der Großschanze kurz an einer Medaille, belegte am Ende aber "nur" Platz fünf.
Raimunds Devise: "Locker lassen"
Wie so oft in den vergangenen Jahren, als er vor dem Schritt in die absolute Weltspitze stand: Da wollte er im entscheidenden Sprung zu viel, verkrampfte und fiel zurück. Deshalb ist die Devise in diesem Winter "locker lassen, entspannt bleiben, keinen Druck machen - dann funktioniert es auch besser."
Skispringen ist vor allem Kopfsache, wie der nach diesem Winter scheidende Bundestrainer Stefan Horngacher gern sagt. Der Chefcoach traut dem absprungstarken Raimund schon lange den großen Durchbruch zu. Jetzt könnte es so weit sein, weil der Wahl-Allgäuer endlich mehr Ruhe und Harmonie in seinen Sprung gebracht hat. Er hat sehr an seinem Flug gearbeitet und gilt als einer der Profiteure der neuen Anzugregeln.
2024/2025: Daniel Tschofenig (Österreich), … 6. Pius Paschke
2023/2024: Ryoyu Kobayashi (Japan), 2. Andreas Wellinger (Deutschland)
2022/2023: Halvor Egner Granerud (Norwegen) … 11. Andreas Wellinger
2021/2022: Ryoyu Kobayashi (Japan) … 4. Karl Geiger
2020/2021: Kamil Stoch (Polen), 2. Karl Geiger
2019/2020: Dawid Kubacki (Polen) … 3. Karl Geiger
2018/2019: Ryoyu Kobayashi (Japan), 2. Markus Eisenbichler
2017/2018: Kamil Stoch (Polen), 2. Andreas Wellinger
2016/2017: Kamil Stoch (Polen) … 7. Markus Eisenbichler
2015/2016: Peter Prevc (Slowenien), 2. Severin Freund
2014/2015 Stefan Kraft (Österreich) … 6. Richard Freitag
Aber wer ist eigentlich dieser Philipp Raimund, der bisher im Schatten von Wellinger oder Karl Geiger flog? Er kommt aus einer skisprungverrückten Familie, wurde anfangs von seinem Vater trainiert und startete eine Karriere als Nordischer Kombinierer. Der Skilanglauf war ihm zu anstrengend, deshalb konzentrierte er sich aufs Skispringen. Aus dieser Zeit rührt auch Raimunds Spitzname "Hille" - ein Name, den seine kleine Schwester geprägt hat, die den Namen Philipp nicht richtig aussprechen konnte.
Schlägt Raimund bei der Vierschanzentournee zu?
"Hille“ Raimund ist einer, der die große Bühne und Öffentlichkeit liebt. Das könnte ihm bei der Vierschanzentournee entgegenkommen, wo Deutschland seit dem Triumph von Sven Hannawald vor 24 Jahren auf einen Gesamtsieg wartet. Kann ausgerechnet der Newcomer das Unmögliche schaffen? Dafür spricht, dass Österreichs Skisprung-Legende Toni Innauer schon vor Jahren die Prognose aufstellte, dass nur ein neuer und von vergangenen Pleiten unbelasteter deutscher Flieger dem Druck standhalten könne.
Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher hat seinen Rücktritt nach der Saison bekannt gegeben. ZDF-Experte Severin Freund mit einer Einschätzung.
29.10.2025 | 1:11 minDie Erwartungen sind also hoch vor diesem Winter, auch bei Philipp "Hille" Raimund selbst. Er will sich endlich erstmals für Olympia qualifizieren, wo die Springen im Februar 2026 auf den neuen Schanzen von Predazzo stattfinden werden. Idealerweise mit einem goldenen Happyend wie bei Andreas Wellinger.
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