Kader für Fußball-EM: DFB-Frauen zwischen Hoffen und Bangen

Kadernominierung des DFB:Wer darf mit zur EM der Frauen?

von Frank Hellmann
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Vor der Nominierung des deutschen EM-Kaders wächst die Anspannung unter den Spielerinnen. Besonders die angeschlagene Cora Zicai muss bangen, Sara Doorsoun ist zurückgetreten.

Sara Doorsoun, Lea Schüller und Cora Zicai auf dem Weg zum Training der DFB-Frauen.
Sara Doorsoun, Lea Schüller und Cora Zicai (von links) sind am 26. Mai auf dem Weg zum Training der DFB-Frauen. Zumindest Doorsoun wird nach ihrem Rücktritt bei der EM fehlen, doch auch Zicai muss um ihren Platz bangen.
Quelle: Imago

Christian Wück ist gar nicht groß in Sorge, dass die deutschen Fußballerinnen derzeit zu viel Müßiggang betreiben. "Die Spielerinnen sollen mal komplett abschalten", sagt der Bundestrainer: "Die verlieren nicht so viel von ihrer Athletik, wenn sie mal eine Woche am Strand liegen." Doch nicht bei jeder ist es mit Entspannung vor der Frauen-EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) weit her.
Die deutschen Fußballerinnen beim Torjubel
Im letzten Spiel vor der EM gewinnen die deutschen Fußballerinnen in der Nations League in Österreich mit 6:0. Alle Treffer fallen vor der Pause, der erste nach 14 Sekunden.03.06.2025 | 7:22 min
Das Hoffen und Bangen kann aufs Gemüt schlagen, ehe am Donnerstag im Europa-Park in Rust der endgültige Kader mit 23 Spielerinnen bekanntgegeben wird. Passenderweise der Schweizer Themenbereich mit den Hauptattraktionen Matterhorn-Blitz und der Schweizer Bobbahn ist als Ort auserkoren, an dem die Namen für die Titelmission öffentlich werden. Am 19. Juni beginnt dann das Trainingslager in Herzogenaurach.

Achterbahnfahrt der Gefühle

Zuvor fahren die Gefühle vieler Protagonistinnen noch Achterbahn. Rund um die Nations-League-Länderspiele gegen die Niederlande (4:0) und Österreich (6:0) bekannte Selina Cerci: "Klar, man spricht da hin und weder darüber in der Mannschaft. Ich werde Vollgas auf und neben dem Platz geben, damit ich positiv überrascht werde." Die mit 16 Toren treffsicherste deutsche Bundesliga-Stürmerin der TSG Hoffenheim muss sich jetzt wohl keine Sorgen mehr machen.
Negative Bescheide drücken auf die Stimmung, wie der Fall Sara Doorsoun gezeigt hat. Bei der WM 2019 war die Verteidigerin noch als Stammkraft neben Marina Hegering gesetzt, die ihre technischen Nachteile immer wieder durch ihre enorme Schnelligkeit wettmachte. Die gebürtige Kölnerin kam auch bei der EM 2022 drei Mal zum Einsatz, jetzt sollte sich die 33-Jährige nur noch "auf Abruf" bereithalten.
Jubel der deutschen Mannschaft nach dem Tor von Lea Schüller.
Die DFB-Frauen gewinnen das Topduell in der Gruppenphase der Nations League gegen die Niederlande mit 4:0. 30.05.2025 | 8:21 min

Doorsoun nur auf Abruf: Rücktritt

Nachdem sie in Wien davon erfuhr, reichte sie nach ZDF-Informationen zwei Tage später bei Wück ihren Rücktritt ein. Die Führungsspielerin von Eintracht Frankfurt macht nach 59 Länderspielen nicht mehr weiter. Dieses Ende der DFB-Karriere sei "nicht der Plan" gewesen, dennoch habe sie "keine kopflose oder trotzige Entscheidung" gefällt, schrieb sie. Fünftes Rad am Wagen wollte die intern hoch geschätzte Doorsoun nicht sein.
Janina Minge, Rebecca Knaak, Sophia Kleinherne und die lange verletzte Kathrin Hendrich sind für die EM auf ihrer Position vorgesehen. Doch Wück macht nicht viel falsch, die heiklen Personalfragen bereits jetzt abzuräumen - auch wenn das nicht jeder gefällt.

Lehren aus der WM 2023

Wenn es einen Stimmungskiller bei der vermasselten WM 2023 unter Martina Voss-Tecklenburg neben dem Teamquartier in der vergessenen Ortschaft Wyong in der australischen Einöde gab, dann die quälende Ungewissheit, die bis kurz vor dem Abflug nach Sydney herrschte. Das Hauen und Stechen um die Kaderplätze zerstörte viel von der Harmonie aus der EM in England.
Deshalb soll unter Wück früh Klarheit herrschen. Der 51-Jährige hatte zuletzt betont, "eine sehr gute Struktur mit vielen unterschiedlichen Charakteren" in der Mannschaft zu haben. Mit Doorsoun als Tochter eines Iraners und einer Türkin geht indes eine der wenigen Spielerinnen mit Migrationshintergrund dem deutschen Kader verloren.
Torhüterin Ann-Katrin Berger
Ann-Katrin Berger hält professionell Bälle - derzeit bei Gotham FC. Bei der EM steht sie im DFB-Tor. Die 34-Jährige hat zwei Mal den Krebs besiegt und genießt ihr Leben in den USA.12.05.2025 | 2:41 min

Zwei Nachwuchstalente auf der Liste

Immerhin könnten zwei Nachwuchsspielerinnen mit einem ähnlichen Background zur EM fahren: Alara Sehitler (FC Bayern) fehlte bei der jüngsten Maßnahme zuletzt wegen Abiturprüfungen, aber die 18-Jährige wird von Wück mit ihren Anlagen hochgeschätzt. Der Bundestrainer hält auch von Cora Zicai (SC Freiburg) viel, die allerdings zuletzt wegen muskulärer Probleme noch aus Bremen abreisen müsste.
Zicai hat zuletzt ihre Reha in Köln absolviert, am Dienstag stand noch eine weitere MRT-Untersuchung an. Wück hat ein Faible für ihre Finten, setzt aber Fitness voraus. So gilt die zum VfL Wolfsburg wechselnde 20-Jährige zusammen mit Carlotta Wamser (Eintracht Frankfurt) noch als größte Wackelkandidatin, ehe der EM-Kader präsentiert wird.

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Quelle: Reuters

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