Bolzplatz: Hat der FC Bayern an Strahlkraft verloren?

Bolzplatz:Hat der FC Bayern an Strahlkraft verloren?

von Ralf Lorenzen
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Harry Kane hält den Kader für zu dünn, Max Eberl ringt um Verstärkungen, Uli Hoeneß bremst. Die Transfer-Aktivitäten des FC Bayern in diesem Sommer geben Rätsel auf.

Bolzplatz Bayern München Kader

Mit Tah, Bischof, Diaz bisher drei Zugänge, dazu Profiverträge für einige Talente, aber auch der Weggang von Sané, Dier, Müller, Palhinha und Coman. Ist die Strategie des FC Bayern die richtige?

21.08.2025 | 15:50 min

Obwohl Uli Hoeneß beim FC Bayern kein offizielles Amt mehr ausübt, hat er sich wieder einmal öffentlich zu Personalfragen geäußert. "Ich würde sehr dafür plädieren, den Kader noch aufzufüllen mit einem Leihspieler, der bis zum 30. Juni 2026 unter Vertrag genommen wird", sagte Hoeneß der "Süddeutschen Zeitung".

Heißt im Klartext: Bitte keine teuren Neuverpflichtungen mehr in diesem Sommer.

Nur der erste Anzug passt

Dabei gibt es genug besorgte Stimmen über den bisherigen Verlauf dieser Transferperiode. "Es ist eine gute Startelf", sagt Kicker-Reporter Marko Krischel in der Sendung Bolzplatz. "Aber du kannst dich ja - das zeigt ja auch das jetzige Aufgebot - nicht drauf verlassen, dass die Jungs gesund bleiben."

Also du musst schon dafür sorgen, dass da Ersatz auf jeder Position vorhanden ist.

Marko Krischel, Sportjournalist

Die Bedenken kommen nicht nur von außerhalb. "Es ist einer der kleinsten Kader, in dem ich je gespielt habe", sagte Torjäger Harry Kane nach dem Gewinn des Supercups im Gespräch mit Journalisten.

Wir sind ein bisschen dünn aufgestellt, wenn wir ehrlich sind.

Bayern-Torjäger Harry Kane

Aderlass in der Offensive

Besonders in der Offensive hat der Bayern-Kader in diesem Sommer kräftig Federn gelassen: Thomas Müller, Leroy Sané, Mathys Tel und Kingsley haben den Klub verlassen, Talent Paul Wanner wechselt nach Eindhoven und Jamal Musiala fällt nach seinem Wadenbeinbruch noch Monate aus.

Neu verpflichtet wurden für die Offensive bislang Nachwuchsstürmer Tom Bischof und der Königstransfer Luis Diaz, für den der FC Liverpool bis zu 75 Millionen Euro kassiert.

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Neben der Kaderbreite scheint der FC Bayern an Reputation verloren zu haben, "indem sie öffentliches Interesse an Spielern bekundet haben und diese dann anschließend nicht bekommen haben", wie Bolzplatz-Moderatorin Lili Engels sagt.

Der fix geglaubte Transfer von Florian Wirtz habe sich zerschlagen, so Engels: "Woltemade wurde den ganzen Sommer diskutiert, ist jetzt laut VfB-Boss aber vom Tisch. Xavi Simmons war kurz heiß, aus Nico Williams wurde nicht mehr als ein kurzer öffentlicher Flirt und ein Christopher Nkunku scheint auch nicht zu klappen."

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Bayerns Sportvorstand Max Eberl bestreitet allerdings, dass der Klub an internationaler Strahlkraft verloren hat. "Der FC Bayern bekommt jeden Spieler, wenn er dafür bereit ist, die aufgerufenen Summen zu zahlen", sagt Eberl.

Diese These unterstützt Dharmash Shet, Chefreporter von "Sky Sport News UK", mit der Information, dass der FC Liverpool Diaz eigentlich gern behalten hätte.

In der Marktwerttabelle abgerutscht

Wenn nicht an Strahlkraft, so hat der Klub im Vergleich zu anderen europäischen Topklubs doch an Finanzkraft verloren. Eberl sagt, er müsse sparen. Und in der europäischen Marktwerttabelle sind die Bayern von Platz vier auf neun abgerutscht.

"Der FC Bayern hat einen nationalen Superkader", sagt ZDF-Reporter Boris Büchler, der sich um die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bayern Sorgen macht. "Aber international haben die Mannschaften, die heutzutage was reißen, 20 gleichwertige Spieler."

Das ist aus finanziellen Gründen für Bayern gar nicht zu machen.

ZDF-Reporter Boris Büchler

Hoffnungen ruhen im Bayern-Campus

Dazu kommt, dass die wenigen verbliebenen Identifikationsfiguren wie Manuel Neuer oder Joshua Kimmich im letzten Karriereabschnitt angekommen sind. Umso mehr Hoffnungen ruhen auf dem Bayern-Campus, wo einige Spiele laut Eberl aktuell "eine richtige Perspektive haben" und aus der gerade der hochtalentierte offensive Mittelfeldspieler Lennart Karl den Sprung in den Profi-Kader geschafft hat.

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"Es gibt auf jeden Fall den Wunsch von ganz oben beim FC Bayern, dass man diese Talente wieder mehr fördert, dass man den Campus mehr einbringt ins Profiteam", sagt Krischel.

Für die Talente bietet der dünne Kader die große Chance, Spielzeit zu bekommen. Vielleicht hatte das ja auch Uli Hoeneß im Hinterkopf, als er für Zurückhaltung auf dem Transfermarkt plädierte.

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