Mietwucher erkennen: Rechte von Mietern bei hohen Mieten
Überteuerte Mieten:Wie Sie sich gegen Mietwucher wehren können
von Lucia Prochnow
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Wohnungsmangel und überhöhte Mietpreise - wer eine Wohnung sucht, muss mit vielen Problemen fertig werden. Wie Sie zu hohe Mieten erkennen und sich erfolgreich wehren können.
Die Bundestagsfraktion "Die Linke" hat eine App herausgegeben, mit der man herausfinden kann, ob man eine zu hohe Miete zahlt. Clemens Kuck aus Berlin hat sie ausprobiert.22.07.2025 | 2:31 min
München, Frankfurt am Main und Berlin - hier sind die Mieten in Deutschland zurzeit am höchsten: Um die 20 Euro pro Quadratmeter werden für Neubauwohnungen schnell fällig. Überhöhter Mietpreis oder schon Mietwucher? Claus Nesemann vom Mieterverein Düsseldorf erklärt den Unterschied und wie Wohnungssuchende sich wehren können.
Örtlicher Mietspiegel als Richtwert
In Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern gibt es den sogenannten örtlichen Mietspiegel. Dieser Richtwert ist öffentlich und kann im Internet bei der jeweiligen Stadtverwaltung oder dem örtlichen Mieterverein eingesehen werden. Er dient als Maßstab für eine rechtmäßige Mietberechnung oder -erhöhung.
Über sogenannte Mietspiegelrechner kann man herausfinden, ob die eigene Miete zu hoch ist. Städte und örtliche Mietervereine, aber auch Parteien und Immobilien-Vermittler bieten verschiedene Online-Tools und Apps an. Mit deren Hilfe lässt sich die Differenz zwischen dem Mietspiegel und dem tatsächlich gezahlten Mietpreis errechnen.
Claus Nesemann vom Mieterverein Düsseldorf klärt zum Thema Mietwucher auf: Ab wann gelten zu hohe Mieten als Mietwucher? Mit welchen rechtlichen Schritten kann man gegen sie vorgehen?22.07.2025 | 4:46 min
Umgangssprachlich sei schnell die Rede von Mietwucher, weiß Nesemann. "Es gibt jedoch einen Unterschied zur Mietpreisüberhöhung", so der Jurist.
Von echtem Mietwucher spricht man, wenn die örtliche Miete um mehr als 50 Prozent überschritten wird.
Außerdem komme bei Mietwucher noch eine weitere, subjektive Komponente hinzu, ergänzt Nesemann: "Der Vermieter muss zusätzlich eine Zwangslage ausnutzen."
Unterschied zur Mietpreiserhöhung
Eine Mietpreisüberhöhung sei dagegen erreicht, wenn die ortsübliche Vergleichsmiete um mehr als 20 Prozent überschritten werde, macht Nesemann den Unterschied deutlich. Auch hier gebe es ein weiteres Kriterium, betont er - und zwar, wenn der Vermieter "eine Mangellage auf dem Wohnungsmarkt ausnutze."
Immer mehr Vermieter bieten Wohnungen zu überhöhten Preisen an, indem sie den Wohnraum möbliert und "zum vorübergehenden Gebrauch“ vermieten. Damit ist es möglich, die Mietpreisbremse zu umgehen.01.07.2025 | 7:37 min
Auch juristisch sei eine Unterscheidung wesentlich: Eine Mietpreisüberhöhung stelle eine Ordnungswidrigkeit dar. Beim sogenannten Mietwucher hingegen handele es sich um eine Straftat, erläutert Nesemann den Unterschied.
Wohnungsnotlage muss nachgewiesen werden
Die Wohnungsnotlage eines Mieters auszunutzen, ist verboten. Betroffene müssen jedoch beweisen können, dass sie sich in einer Notlage befanden, es keine Alternativen zum Mietvertragsschluss zu diesen Konditionen gab und dem Vermieter das bewusst war. Nesemann empfiehlt, schriftliche Belege zu sammeln, wenn es einen Verdacht auf überhöhte Mietpreise gibt.
Dazu können unter anderem folgende Nachweise gehören:
Bewerbungen auf eine Vielzahl von Wohnungen,
Ablehnungen von Wohnungsbewerbungen,
Nachweis über ein geringes Wohnungsangebot,
Zeitdruck, zum Beispiel durch eine Trennung vom Lebenspartner,
angekündigte Zwangsräumung der bisherigen Wohnung.
Der Wohnungsbedarf in Deutschland steigt. Wer mieten will, muss schnell sein. Oft sind Angebote nur wenige Tage verfügbar. In Berlin verschwinden die Angebote besonders schnell.
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Welche Maßnahmen gibt es bei Mietpreisüberhöhung?
Wenn die eigene Miete die ortsübliche Vergleichsmiete um mehr als 20 Prozent übersteigt, kann man sich an das jeweilig zuständige Wohnungsamt wenden. Für die Kontaktaufnahme bieten einige örtliche Mietervereine Muster-Anschreiben an, die ausgefüllt an das verantwortliche Amt geschickt werden. Einige Städte wie Frankfurt am Main und Hamburg haben Meldeportale eingerichtet.
Auch hier helfen Nachweise, damit das Vorgehen erfolgreich ist. Dazu zählen der eigene Mietvertrag, die letzte Mieterhöhung, Angaben zur Wohnung, zur schwierigen Wohnungssuche und Informationen zur ortsüblichen Vergleichsmiete.
Immer mehr Haushalte in Deutschland müssen laut einer Studie des DIW zunehmend mehr für ihre Miete ausgeben. Florian Neuhann zu den Hintergründen.08.10.2024 | 1:14 min
Wenn sich der Verdacht auf Mietpreiserhöhung bestätigt, wird das zuständige Amt den Vermieter kontaktieren und zu einer Mietkostensenkung auffordern, erläutert Nesemann das weitere Vorgehen.
Was kann man bei Mietwucher tun?
Bevor man sich mit dem Verdacht auf Mietwucher bei der Stadt meldet, kann auch ein klärendes Gespräch mit dem Vermieter helfen. Reagiert der Vermieter nicht oder negativ auf die Kontaktaufnahme, empfiehlt Claus Nesemann vom Mieterverein Düsseldorf als nächsten Schritt, sich juristischen Beistand zu suchen.
Danach kann bei der Staatsanwaltschaft auch direkt Anzeige erstattet werden. Wenn bei der Stadt Hinweise auf einen echten Mietwucher durch Betroffene eingehen, werden diese ebenfalls an die Staatsanwaltschaft weitergeben. Auch über Online-Tools oder Apps können Mieter sowohl die Mietpreisüberhöhung als auch einen möglichen Mietwucher beim Wohnungsamt melden und gegebenenfalls Anzeige erstatten.
Wer in den großen Städten zur Miete wohnt, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Durchschnittlich sind die Preise in den vergangenen Jahren um fast 50 Prozent gestiegen.
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Quelle: dpa
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