Vielseitiger Holunder: Von Holunderblütensirup bis Erkältungstee
Sirup, Erkältungstee und Co.:Holunderblüten richtig ernten und verarbeiten
von Theresa Gläßl
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Als spritziges Getränk, gebackenes Dessert oder Gelee: Holunderblüten sind der Geschmack des Sommers. Sie überzeugen nicht nur mit ihrem süßen Aroma, sondern auch gesundheitlich.
Erntezeit für Holunderblüten: Wildkräuter-Expertin Franzi Schweiger zeigt, wie sie geerntet und weiterverarbeitet werden können.23.05.2025 | 5:15 min
Von Mitte Mai bis Juli zieren die weißen Blüten des Holunders Waldränder, Wiesenwege, Parks und heimische Gärten. Neben ihrer optischen Pracht und dem lieblichen Geschmack werden der Pflanze auch heilende Kräfte nachgesagt.
Worauf man bei der Ernte achten sollte, bevor die Blüten in der Küche verarbeitet und zum Gaumenschmaus werden, verrät Wildkräuter-Expertin Franzi Schweiger.
Holunderblüten ernten und transportieren
Beim Kochen verwendet die gelernte Patissière am liebsten Zutaten, die direkt vor der Tür ihrer Küche in Rosenheim wachsen. Bevor sie nach draußen geht, greift Franzi Schweiger erstmal zur richtigen Kleidung, um sich vor Zecken und Brennnesseln zu schützen. "Am liebsten ziehe ich Gummistiefel und lange Socken an", so Schweiger.
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Holunder mag die Wärme und findet sich daher meist an Hecken, Gebüschen, Waldlichtungen, in Misch- und Auwäldern sowie häufig in Siedlungsnähe. Die unkomplizierte, robuste Pflanze wächst als Strauch oder kleiner Baum, der bis zu sieben Meter hoch wird.
Zum Ernten der Blüten eignet sich am besten ein sonniger, trockener Vormittag. Dann entfalten sie ihr volles Aroma.
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Franzi Schweiger, Wildkräuter-Expertin
Schweiger rät davon ab, an Sträuchern in Straßennähe zu ernten, da sich in den Pollen Schadstoffe ablagern können. Die angenehm duftenden, vollständig geöffneten und lausfreien Dolden einfach mit einer Gartenschere abschneiden. Für einen sicheren Transport sammelt man die Blüten in einem Korb, ohne sie zu quetschen.
Schön anzusehen, aber giftig: Zahlreiche Pflanzen im heimischen Garten oder in der Natur sind gefährliche Exemplare. Die wichtigsten von ihnen sollten Sie kennen.
von Gunnar Fischer
mit Video
Vorsicht giftiger Doppelgänger
Neben dem genießbaren schwarzen Holunder gibt es auch ein ähnliches, aber giftiges Gewächs: den Zwergholunder beziehungsweise Attich. Er enthält toxische Pflanzenstoffe, die im Körper zu Blausäure umgewandelt werden können.
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Wichtig: Auch die Beeren des Schwarzen Holunders sind leicht giftig und dürfen nur gekocht verzehrt werden.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Blütezeit: Mai bis Juli
Blütenfarbe: weiß, cremefarben
Blütendolde: flach und tellerförmig
Geruch: angenehm süßlich
Wuchsform: Strauch oder kleiner Baum, bis zu sieben Meter
Blätter: fünf bis sieben gefiederte Blätter, weich
Zwergholunder / Attich (Sambucus ebulus)
Blütezeit: Juni bis August
Blütenfarbe: weißlich, oft rötliche Staubblätter
Blütendolde: ähnliche Doldenrispen, Schirmrispen
Geruch: stechend, unangenehm
Wuchsform: meist niedriger Strauch, 60 bis 150 Zentimeter
Blätter: ähnlich, aber sieben bis neun gefiederte, lange Blätter
Holunderblüten richtig verarbeiten
Patissière Franzi Schweiger rät, die frisch geernteten Holunderdolden noch am selben Tag weiterzuverarbeiten. Dazu erst die Rispen vorsichtig ausschütteln, um sie von Insekten und Schmutz zu befreien.
Die Blüten kurz auf einem Küchentuch liegen lassen, dann hat jedes Insekt die Chance zu fliehen.
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Franzi Schweiger, Wildkräuter-Expertin
Wasser sollten die Dolden nicht abbekommen. Das würde den Geschmack herausspülen, sagt Schweiger. Größere Zweige sollten entfernt werden, da sie bittere Noten verursachen.
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Zum Trocknen, etwa für Tee, breitet man die Blüten auf einem frischen Tuch aus und lässt sie für mehrere Tage an einem schattigen, luftigen Ort liegen.
Damit sich kein Schimmel bildet, sollten die Blüten nach ein bis zwei Tagen gewendet werden.
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Franzi Schweiger, Wildkräuter-Expertin
Für die Zubereitung von Sirup oder Ähnlichem verwendet man die Blüten frisch. Der Sirup eignet sich für Holunderschorle, Hugo und in Verbindung mit trockenen Zutaten auch zum Backen.
Rezept für Franzis Holunderblütensirup
1 kg Zucker 2 l Wasser 5 Bio-Zitronen in Scheiben 20 große Holler Dolden oder 40 kleine Sträußchen 20 g Zitronensäure
Holunderblüten und Zitronenscheiben in eine große Porzellanschüssel geben. Wasser und Zucker im Topf aufkochen und Zitronensäure dazugeben. Die heiße Mischung über die Blüten und Zitronen gießen und zwei Tage gekühlt ziehen lassen. Danach die Flüssigkeit durch ein feines Sieb direkt in einen Topf abseihen, erneut aufkochen und köcheln lassen, bis ein dickflüssiger Sirup entsteht. Noch kochend heiß in sterile Flaschen füllen. Kühl und dunkel lagern.
Holunder als beliebte Heilpflanze
Der Schwarze Holunder, auch Hollerbusch genannt, wurde 2024 zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Er wird in der Medizin gerne als pflanzliches Mittel gegen Fieber und bei Erkältungen eingesetzt.
In den Blüten stecken Flavonoide, Hydroxyzimtsäure-Derivate, Triterpene, Schleim- und Gerbstoffe sowie ätherisches Öl. Den Inhaltsstoffen werden schleimlösende, entzündungshemmende und schweißtreibende Wirkungen zugeschrieben. Deshalb sind sie auch Bestandteil eines bekannten Medikaments gegen Nasennebenhöhlenentzündung.
Die dunklen Holunderbeeren, die im Spätsommer reif sind, wirken durch ihren hohen Gehalt an Vitamin C und Mineralstoffen immunstärkend und antiviral.
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Holunderblütentee bei Erkältung
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt Holunderblütentee bei Erkältungssymptomen bis zu dreimal täglich. Dafür zwei bis drei Esslöffel getrocknete Blüten mit 150 Milliliter heißem Wasser übergießen und etwa zehn Minuten ziehen lassen - fertig ist ein wohltuender Tee.
Die enthaltenen Substanzen haben zudem beruhigende Eigenschaften, weshalb sie auch bei Stressabbau und unruhigem Schlaf helfen können.
Bitter ist eine von fünf Geschmacksrichtungen neben süß, salzig, sauer und umami. Auch wenn Bitterstoffe in Lebensmitteln eher unbeliebt sind: Für die Gesundheit sind sie wichtig.
von Usha Jain
mit Video
Quelle: dpa
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