Prostatakrebs-Früherkennung: PSA-Test ersetzt Tastuntersuchung

Prostatakrebs-Früherkennung:PSA-Test ersetzt rektale Tastuntersuchung

von Thomas Förster
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Zur Früherkennung von Prostatakrebs wird die rektale Tastuntersuchung nicht mehr empfohlen, da sie dem PSA-Test deutlich unterlegen ist. Was das für Männer künftig bedeutet.

Arzt sitzt vor seinem PC

Bisher war für Männer eine Tastuntersuchung der Prostata vorgesehen, um Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen. Wie jetzt stattdessen untersucht werden soll.

15.09.2025 | 5:06 min

Zur Früherkennung von Prostatakrebs gehört die Tastuntersuchung. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen bei Männern ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich die Kosten. Doch jetzt kommt das Aus für die Untersuchung. Zu ungenau, so das Ergebnis einer großen Studie.

In den neuen Leitlinien mehrerer Fachgesellschaften wird stattdessen die Bestimmung des sogenannten PSA-Wertes im Blut empfohlen. Doch die ist eine Selbstzahlerleistung. Dass Männer die Untersuchung weiterhin selbst zahlen müssen, sorge in seiner Praxis oft für Unverständnis, sagt Urologe Uwe Behrendt.

Gesetzlich versicherte Patienten sind empört, dass der PSA-Test nicht von den Kassen bezahlt wird.

Dr. Uwe Behrendt, Facharzt für Urologie

Dabei steht die digital-rektale Tastuntersuchung schon lange in der Kritik.

Früherkennung Prostatakrebs: Neue Hinweise

Die rektale Tastuntersuchung zur Prostatakrebs-Früherkennung empfinden viele Männer als unangenehm. Nun soll sie abgeschafft werden. Stattdessen wird in Zukunft auf einen Bluttest gesetzt.

24.04.2025 | 2:24 min

Tastuntersuchung zur Früherkennung ungeeignet

Bei der Untersuchung ertasten Ärzte mit dem Finger über den Enddarm mögliche Veränderungen der Prostata. Viele Männer empfinden das als unangenehm und gehen daher nicht zur Krebsfrüherkennung.

Hinzu kommt: Tumore können übersehen werden oder falsch positive Tastbefunde können die Betroffenen unnötig beunruhigen - so ein Ergebnis der Studie.

Für die PROBASE-Studie wurden, finanziert von der Deutschen Krebshilfe, die Daten von knapp 50.000 Männern ausgewertet. Dabei wurde bei einer Kontrollgruppe von Patienten die Genauigkeit der Tastuntersuchung mit der vom PSA-Wert verglichen, um Prostatakrebs so früh wie möglich zu erkennen.

Das Ergebnis: Nur 14 Prozent der Prostatakarzinome, die über den PSA-Wert entdeckt wurden, fanden die Ärzte auch über die Tastuntersuchung. Somit blieben 86 Prozent der Tumore bei der Tastuntersuchung unentdeckt.


Talk mit Dr. Christoph Specht zu Prostatakrebs

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PSA-Wert als neuer Standard zur Früherkennung

PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen, ein Eiweiß, das von der Prostata gebildet und in das Blut abgegeben wird. Schon ein einzelner erhöhter PSA-Wert kann ein Hinweis auf bösartige Veränderungen sein.

Durch den PSA-Test könne Prostatakrebs zwar früh erkannt werden, aber ein erhöhter Wert bedeute nicht automatisch Krebs, erklärt Behrendt.

Intensives Fahrrad fahren, Sex ein, zwei Tage vor der Untersuchung oder andere Dinge beeinflussen den PSA-Wert.

Dr. Uwe Behrendt, Urologe

Das habe oft zu falsch-positiven Befunden, Ängsten bei den Betroffenen und zu unnötigen Folgeuntersuchungen geführt, so der Urologe. Meist sei die Entwicklung der Werte im Laufe der Zeit entscheidend.

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Überflüssige Biopsien in der Vergangenheit

Häufig wurden aufgrund erhöhter PSA-Werte Gewebeproben zur Abklärung eines Krebsverdachts entnommen, die im Nachhinein nicht notwendig waren.

Jede dieser Biopsien kann zu Schmerzen und Komplikationen wie Blutungen, Infektionen, Fieber und Harnwegsstörungen führen. Neue Vorgaben für eine bessere Diagnostik sollen das in Zukunft verhindern.

KI gegen Krebs

Künstliche Intelligenz ist auch in der Onkologie auf dem Vormarsch. Durch sie können Tumore, etwa der Prostata, präziser und früher diagnostiziert sowie besser operiert werden.

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Neue Vorgaben zur Kontrolle des PSA-Werts

Liegt ein PSA-Wert unter 1,5 Nanogramm pro Milliliter, wird dieser erst in fünf Jahren kontrolliert. Ein Wert bis 2,9 Nanogramm pro Milliliter gilt als mittleres Risiko und wird nach zwei Jahren kontrolliert.

Bei einem bestätigten höheren PSA-Wert ist eine weitere Diagnostik vorgesehen: Statt Biopsie wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) empfohlen, mit der Ärzte heute gut einschätzen können, ob es sich um Krebs handelt oder nicht.

Moderne Technik bei der Magnetresonanztomografie macht heute Tumorgewebe sichtbar, das vor einigen Jahren womöglich noch übersehen wurde. Das liegt unter anderem an den stärkeren Magnetfeldern der Geräte. Diese führen zu einer höheren Bildqualität mit besserer Auflösung. Kleinste Veränderungen in der Prostata werden so sichtbar. Auch die Aggressivität eines Tumors können Ärzte mithilfe der MRT einschätzen und entscheiden, ob eine Biopsie nötig ist oder nicht.


PSA-Test bleibt vorerst Selbstzahlerleistung

Der PSA-Test muss trotz der neuen Empfehlung in den Leitlinien weiterhin selbst gezahlt werden. Die Kosten liegen bei rund 25 Euro pro Test. Für ein MRT müssen sogar Kosten von 400 bis über 1.000 Euro selbst übernommen werden - womöglich auch, wenn sich der Krebsverdacht bestätigt.

Die großen Krankenkassen, bei denen bestimmt 80 Prozent der Patienten versichert sind, zahlen das MRT zur Früherkennung von Prostatakrebs nicht.

Dr. Uwe Behrendt, Urologe

Einige Krankenkassen zahlen die MRT-Untersuchung freiwillig. Das seien aber Ausnahmen, so Behrendt.

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Tastuntersuchung der Prostata bleibt Kassenleistung

Obwohl die Tastuntersuchung nicht mehr empfohlen ist, wird sie von gesetzlichen Krankenkassen weiter bezahlt. Der Grund: Sie ist nach wie vor Bestandteil der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie. Das wird vermutlich so bleiben, bis die Kassen den PSA-Test übernehmen.

Die Entscheidung darüber trifft der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), ein Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen. Bis dieser das Ergebnis der wissenschaftlichen Datenauswertung zum PSA-Test vorlegt, kann es allerdings noch zwei bis drei Jahre dauern.

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Quelle: dpa

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