Spondylolisthesis: Ursachen und Behandlung von Wirbelgleiten

Wenn Wirbel verrutschen:Wirbelgleiten: Wann operiert werden muss

von Olaf Schwabe
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Wenn Wirbel aus der Bahn geraten, kann das gravierende Folgen für die Nerven im Wirbelkanal haben. Unerträgliche Schmerzen und Lähmungen können die Folge sein. Was dann zu tun ist.

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Rückenschmerzen sind weit verbreitet. Glücklicherweise verschwinden sie häufig von selbst wieder, weil keine ernste Erkrankung dahintersteckt. Anders ist das beim Wirbelgleiten, der Spondylolisthesis. Hier verschieben sich Wirbel und können sich sogar hin- und herbewegen.

Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Aber auch bei jüngeren, etwa Sportlern, kann ein Wirbelgleiten auftreten, sagt Franziska Heider, Leiterin des Wirbelsäulenzentrums der Schön Klinik München Harlaching.

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Ursachen von Wirbelgleiten

Die häufigste Ursache, die zu einer Lockerung und Instabilität an der Wirbelsäule führt, sind altersbedingte oder erworbene Verschleißerscheinungen.

Zum Wirbelgleiten kommt es, wenn eine biomechanische Lockerungssituation am Wirbel auftritt.

Dr. med. Franziska Heider, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie

Dann entstehen Zugkräfte in falsche Richtungen, wodurch ein Wirbelkörper aus seinem Verbund herausrutschen könne, erklärt Heider. Etwa jeder Vierte über sechzig Jahren hat ein Wirbelgleiten. Nicht immer führt es zu starken Beschwerden.

Bei jüngeren Patienten sind oft eine angeborene Fehlbildung wie ein Spalt am Wirbelbogen (Spondylolyse) und Erkrankungen oder Brüche des Wirbels Ursache für ein Wirbelgleiten. Auch Sportler, die ihre Wirbelsäule schon im Kindes- und Jugendalter, etwa beim Rudern, Turnen, Tennis oder Handball, hohen Belastungen ausgesetzt haben, sind anfällig dafür.

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Wirbelgleiten kann starke Schmerzen auslösen

Wird der Wirbelkanal durch einen verrutschten Wirbel verengt (Spinalkanalstenose), können Spinalnerven gereizt oder sogar verletzt werden. Es kann zu bewegungs- und belastungsabhängigen Schmerzen im unteren Rücken kommen, die in das Gesäß und in die Beine bis in die Füße ausstrahlen können.

Die Schmerzen werden von einigen Betroffenen als unerträglich beschrieben. Auch Taubheitsgefühle und neurologische Funktionsausfälle in den Beinen sind möglich.

Patienten mit starken Schmerzen sind in ihrer Beweglichkeit deutlich eingeschränkt. Oft können sie ihren Alltag nicht mehr gut bewältigen. Ein Teufelskreis entsteht, da fehlende Aktivität und Bewegungsmangel zu einer Verschlechterung der Symptome führen.

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Da die Symptome eines Wirbelgleitens auch bei anderen Erkrankungen der Wirbelsäule wie einem Bandscheibenvorfall, einem Hexenschuss (Lumbago) oder einem Wirbelbruch auftreten können, ist eine Ausschlussdiagnostik erforderlich.

Anhand einer ausführlichen Anamnese, einer klinischen Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie der Computer- und der Magnetresonanztomografie lässt sich ein Wirbelgleiten dann relativ sicher feststellen.


Behandlung von Spondylolisthesis

Die Therapie eines Wirbelgleitens richtet sich nach dem Grad der Ausprägung und den individuellen Beschwerden des Patienten.

In den meisten Fällen kann konservativ mit einer Physiotherapie und mit Schmerzmitteln behandelt werden. Mit einem gezielten Rückentraining wird die Rückenmuskulatur soweit gestärkt, dass sie die Instabilität der Wirbelsäule bis zu einem gewissen Grad kompensieren kann.

Halten die Schmerzen dennoch weiter an, ist eventuell eine multimodale Therapie sinnvoll. Hierbei werden auch Psychologen in die Therapie mit einbezogen. Die Praxis zeigt, dass bei Schmerzen im unteren Rückenbereich die kognitive Verhaltenstherapie sehr erfolgreich ist.

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Wann ein Wirbelgleiten operiert werden muss

Bringt die konservative Behandlung dauerhaft keinen Erfolg und leidet der Patient weiter an Bewegungseinschränkungen und Schmerzen, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Allerdings garantiert der Eingriff keinen hundertprozentigen Erfolg, wie Heider weiß.

Wenn man operiert, schafft man nur die Voraussetzungen, dass der Nerv sich erholen kann.

Dr. med. Franziska Heider, Wirbelsäulenchirurgin

Ob der Nerv sich wirklich erhole und in welchem Umfang, wisse man jedoch nicht, so die Wirbelsäulenchirurgin weiter. Im schlimmsten Fall kann es durch die OP zu einer Schädigung der Nerven kommen und damit zu bleibenden Schmerzen und Lähmungen.

Ziel der Operation ist es, die Spinalkanäle freizulegen, die eingeengten Nervenwurzeln zu entlasten (Dekompression), den verrutschten Wirbel in die richtige Position zu ziehen (Reposition), um die Wirbel dann zu versteifen und zu stabilisieren (Wirbelfusion).

Dafür werden während der Operation unter Röntgenkontrolle spezielle Titanschrauben in den verrutschten und in den benachbarten Wirbel eingebracht. Mit einer speziellen Vorrichtung wird der verrutschte Wirbel in die richtige Position gezogen und mit dem benachbarten Wirbel mit Titanstangen verbunden.

Zur Stabilisierung wird die Bandscheibe des betroffenen Wirbelsegments entfernt und ein Platzhalter (Cage) eingebracht. Dieser wird mit Knochenmaterial befüllt, um ein stabiles Zusammenwachsen der Wirbel zu erreichen.


Die Operation sollte immer in einem spezialisierten Wirbelsäulenzentrum durchgeführt werden. Wer diesbezüglich unsicher ist, kann sich eine Zweitmeinung einholen. Die Kosten hierfür werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

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Quelle: dpa

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