Kanzler Merz dämpft Erwartungen:Wie es bei den Ukraine-Gesprächen weitergeht
Bundeskanzler Friedrich Merz rechnet nicht mit einem raschen Durchbruch bei den Verhandlungen für Frieden in der Ukraine. Entscheidend dürfte die Reaktion Moskaus sein.
Kanzler Merz erwartet keinen schnellen Durchbruch bei den Ukraine-Gesprächen - seine Einschätzung im Video.
24.11.2025 | 7:48 minNach ersten Verhandlungen zwischen den USA, der Ukraine und führenden europäischen Staaten über einen neuen Friedensplan dämpft Bundeskanzler Friedrich Merz Hoffnungen auf einen schnellen Durchbruch. Nach einem Sondergipfel der EU zum Ukraine-Krieg in Angolas Hauptstadt Luanda sagte Merz:
Frieden in der Ukraine gibt es nicht über Nacht.
Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
Merz: Russland muss an den Tisch
Der nächste Schritt müsse sein: "Russland muss an den Tisch", sagte der CDU-Politiker nach Beratungen mit anderen Staats- und Regierungschefs am Rande des EU-Afrika-Gipfels.
Moskau müsse verhandeln: Solange sich Russland nicht bewege, komme kein Prozess in Gang. "Und wenn's keinen Prozess gibt, gibt es keinen Frieden." Zugleich sehe er jedoch erste Fortschritte.
Bis in die Nacht liefen in Genf die Verhandlungen an dem von den USA vorgelegten 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Ukrainekriegs. Dabei habe man bedeutende Fortschritte erzielt.
24.11.2025 | 1:48 minDas von der US-Regierung ursprünglich vorgeschlagene Dokument sei in wesentlichen Teilen modifiziert worden, sagte Merz. Das neue Papier werde gegenwärtig abgestimmt, danach werde es die gemeinsame Position der USA, der Europäer und der Ukraine sein.
Wir sind uns einig, wir wollen so schnell wie möglich einen Waffenstillstand und den Frieden in der Ukraine und wir wollen Sicherheit für Europa.
Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident António Costa zeigten sich in Angola zufrieden mit dem überarbeiteten Plan.
Am Rande eines EU-Afrika-Gipfels in Angola hat sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu den Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine geäußert. Das Statement im Video.
24.11.2025 | 1:22 minVon der Leyen: Solide Grundlage erreicht
Von der Leyen wertet das Genfer Verhandlungsergebnis als solide Grundlage für weitere Fortschritte. Man müsse geeint weiterhin das Wohl der Ukraine in den Mittelpunkt stellen, sagte sie in Luanda.
Es geht um die Sicherheit unseres gesamten Kontinents, jetzt und in Zukunft.
Ursula von der Leyen (CDU), EU-Kommissionspräsidentin
Zentraler Punkt für die Verhandlungen sei, dass die territoriale Unversehrtheit und die Souveränität der Ukraine respektiert werden müssten. Nur die Ukraine könne Entscheidungen über ihre Streitkräfte treffen.
Reaktion Russlands für weiteren Verlauf entscheidend
Für den weiteren Verlauf der Verhandlungen dürfte entscheidend sein, wie Russland reagiert. Die erste Reaktion aus Moskau war aber reserviert. Präsident Wladimir Putin wiederholte nach einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zunächst nur, der alte US-Plan könne Grundlage für ein Ende des Kriegs sein.
Am Montagnachmittag wurde der außenpolitische Berater von Putin, Juri Uschakow, deutlicher. Die neuen Vorschläge seien "nicht konstruktiv". "Uns passt das nicht", sagte er. Russland befasse sich mit dem, was auf offiziellem Weg übermittelt worden sei. Und das sei der 28-Punkte-Plan von Trump.
"Man hat zugestimmt, dass die Nato die Ukraine nicht aufnehmen wird. Das ist direkter russischer Einfluss auf einen Nato-internen Entscheidungsprozess", so Prof. Carlo Masala, Politikwissenschaftler.
24.11.2025 | 5:46 minUSA und Ukraine wollen Gespräche fortsetzen
In einer gemeinsamen Erklärung der USA und der Ukraine hieß es, beide Seiten seien sich einig, die intensive Arbeit an dem Vorschlag "in den kommenden Tagen" fortzusetzen und sich dabei weiter eng mit den europäischen Partnern abzustimmen. Finale Entscheidungen zu dem neuen Plan würden von US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen.
Laut ZDF-Korrespondent Armin Coerper spielt der russische Präsident in den Ukraine-Friedensverhandlungen auf Zeit. Russland sehe sich derzeit in einer "Win-Win-Situation".
24.11.2025 | 1:11 minUS-Außenminister Marco Rubio sprach von "enormen Fortschritten", die erzielt worden seien. Die noch offenen Punkte seien "nicht unüberwindbar", sagte er - ohne Details zu nennen. Trotzdem sieht er die für Donnerstag gesetzte Frist nicht mehr als zwingend an.
Er ging so weit, die Frist für die Ukraine zur Zustimmung zum Friedensplan aufzuweichen. Zwar wünsche er sich - wie auch Trump - einen Abschluss bis Donnerstag - doch "ob Donnerstag, Freitag, Mittwoch oder Montag kommende Woche" sei angesichts des Sterbens in der Ukraine nachrangig.
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