Bundestag: Dieses Mal greift Merz die AfD an und geht bei Weidel

Analyse

Generaldebatte im Bundestag:Erst greift Merz die AfD an, dann geht er

Dominik Rzepka
von Dominik Rzepka
|

Vor einer Woche hat Friedrich Merz die AfD noch ignoriert. Dieses Mal attackiert er sie (sowie Linke und Grüne). Bei der Rede von AfD-Chefin Weidel verlässt der Kanzler den Saal.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei der 27. Plenarsitzung im Deutschen Bundestag am 24.09.25 in Berlin.

Die Rede von Kanzler Merz: "Wir stehen als Land in einer der herausforderndsten Phasen unserer neueren Geschichte."

24.09.2025 | 28:22 min

Staatstragend war der Kanzler. Manchmal vielleicht etwas unkonkret. Aber ruhig. Sachlich. Auf die Angriffe von AfD-Chefin Alice Weidel, die vor ihm sprach, wollte Friedrich Merz nicht eingehen. So war es vor einer Woche, bei der Generaldebatte im Bundestag.

Die Debatte heute ist anders. Ganz anders.

Denn der Kanzler greift die AfD an. Ruhig im Ton. Hart in der Sache. Seine Regierung habe begonnen, die Einwanderungspolitk grundlegend zu korrigieren, sagt er. Als es laut wird in den Reihen der AfD, sagt Merz:

Naja, Sie mögen das nicht gerne hören, weil Ihnen damit natürlich eines Ihrer Lieblingsthemen droht, verloren zu gehen. Dass Sie dabei unruhig werden, das kann ich gut verstehen.

Friedrich Merz, Kanzler und CDU-Chef

undeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Jens Spahn (CDU)

Der Ton mal rau, mal versöhnlich. Nur eine Woche nach der letzten Generaldebatte kam es im Bundestag erneut zum Schlagabtausch zwischen Opposition und Regierung.

24.09.2025 | 3:11 min

Merz verlässt den Saal vor Weidel

Denn, so Merz, die Zahlen gingen zurück. 60 Prozent weniger Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr. "Das hat etwas mit der Politik dieser Bundesregierung zu tun", sagt er. Und, dass seine Regierung diesen Weg weitergehen werde.

Nach ihm reden Grüne, Linke, SPD. Dann AfD-Chefin Weidel. Kurz bevor sie ans Rednerpult geht, verlässt Merz das Plenum. Sein Stuhl bleibt demonstrativ leer. Weidel bezeichnet Merz als den größten "Bankrotteur unter allen Kanzlern". Dann bemerkt sie, dass er gar nicht da ist.

Ich hoffe, dass der Kanzler gleich wieder zurückkehrt.

Alice Weidel, AfD

Friedrich Merz und Alice Weidel in einem Bildausschnitt von dem Bundestag

Zum Vergleich: Das war die Generaldebatte vor einer Woche.

17.09.2025 | 3:40 min

Weidel lädt Angriff bei TikTok hoch

Hielt Weidel in der vergangenen Woche noch eine etwas leisere Rede, wird sie nun laut. Sie wirft Merz eine "Politik der offenen Grenzen" vor und dass er "die Menschen in diesem Land wie Freiwild" verkaufe.

"Dem Deutschen Volke" stehe über dem Bundestag. "Schreiben Sie sich das mal hinter die Ohren", ruft Weidel. Wenig später lädt Weidel diesen Ausschnitt auf ihrem TikTok-Account hoch. In der Caption heißt es: "Alle bekommen ihr Fett weg."

Gerade erst hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung und "Das Progressive Zentrum" bestätigt, dass zugespitzte Videos im Angriffsmodus die meiste Reichweite in den sozialen Netzwerken erzeugen. Und dass die AfD bei den Angriffen führt.

ars Klingbeil und Friedrich Merz in der 26. Sitzung des 21. Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. Berlin, 23.09.2025

Das Sondervermögen soll Wachstum schaffen, doch Experten zweifeln an der Wirtschaftlichkeit. Viele Investitionen werden auf bestehende Vorhaben umgelegt, statt neue zu fördern.

23.09.2025 | 3:35 min

Das kritisiert Merz an Grünen und Linken

In seiner Rede greift Merz auch die Grünen an, deren Stimmen er am Donnerstag für die Wahl neuer Verfassungsrichter braucht. Sie betrieben ideologischen Klimaschutz, sagt er. Ein Klimaschutz, der aber "den Wohlstand unseres Landes aufs Spiel setzt, der findet keine Akzeptanz in der Bevölkerung", so Merz.

Vielleicht lesen Sie das auch mal an Ihren Wahlergebnissen ab.

Friedrich Merz, Kanzler, zu den Grünen

Auch die Linken kanzelt Merz ab. Deren Kritik, die Regierung verbessere nicht das Leben der Menschen in Deutschland, sei falsch. Bei der marktwirtschaftlichen Ordnung gehe es nicht um Verteilung. "Sondern hier geht es um Erwirtschaftung eines höhren Bruttoinlandproduktes für alle", sagt er.

Das ist das große Missverständnis, das wir vor allem mit der Linken in diesem Hause hier ansprechen müssen.

Friedrich Merz zu den Linken

Lars Klingbeil steht am Rednerpult des Bundestages

Finanzminister Klingbeil hat heute den Haushaltsentwurf für das Jahr 2026 in den Bundestag eingebracht. Der Etat sieht insgesamt 174 Milliarden Euro neuer Schulden vor – ein Rekord.

23.09.2025 | 2:01 min

Fazit: Am Ende wenig Konkretes

Das ist insofern bemerkenswert, da Merz eigentlich versöhnlich gestartet war, auf die Wichtigkeit von Kompromissen verwiesen hatte. Nicht konfrontativ wolle er Politik machen, sondern Entscheidungen treffen ohne Hass und Hassrede.

Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann wird später sagen, Merz habe offensichtlich nach der Hälfte seiner Rede den Redenschreiber gewechselt. Er sei es doch gewesen, der seinerzeit die Ampel attackiert habe. Er habe doch von Sozialabbau geredet. Ihr Vorwurf Richtung Merz:

Sie bringen einen Spalt in die Gesellschaft.

Britta Haßelmann, Grüne

Eine Debatte, die phasenweise konfrontativ geführt wurde. Ein Kanzler, der AfD, Grüne und Linke angreift. Wie genau er die Sozialsysteme reformieren will, beim Bürgergeld sparen will - darüber heute erneut wenig Konkretes.

Mehr zum Thema

  1. Generaldebatte im Bundestag - Friedrich Merz am 24.09.2025

    Generaldebatte im Bundestag :Merz: Kein Sozialstaats-Kahlschlag geplant

    mit Video

  2. Alice Weidel, Bundesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende der AfD, und Tino Chrupalla, Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag, geben ein Pressestatement. (Archiv)

    Ungewohnte Russland-Kritik:AfD-Chefin Weidel: "Putin muss sich bewegen"

    mit Video

  3. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), Bundesfinanzminister Lars Klingbeil und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei der Bundestagssitzung zur Haushaltdebatte 2025 am 17. September in Berlin.
    Analyse

    Viele Reden und Ermahnungen:Fünf Lehren aus der Generaldebatte

    von Dominik Rzepka
    mit Video

  4. Generaldebatte im Bundestag - Friedrich Merz

    Generaldebatte im Bundestag:Merz: Grundsätzliche Reformen für Bürger stehen an

    mit Video