Wehrdienst: Bundeswehr meldet 15 Prozent mehr Freiwillige

Freiwilliger Wehrdienst:Bundeswehr sieht 15 Prozent mehr Zulauf

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Das Interesse an der Bundeswehr ist laut Generalinspekteur Carsten Breuer gestiegen: In diesem Jahr hätten sich bisher deutlich mehr junge Menschen freiwillig gemeldet.

Eine Aufnahme von Carsten Breuer, wie er in die Kamera lächelt

Das Interesse junger Menschen am Wehrdienst wächst. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich 15 Prozent mehr für den Dienst bei der Bundeswehr entschieden.

20.09.2025 | 0:23 min

Bereits vor der Einführung des neuen Wehrdienstes verzeichnet die Bundeswehr ein gestiegenes Interesse. "Im Vergleich zum Vorjahr haben sich 15 Prozent mehr junge Menschen für den freiwilligen Wehrdienst entschieden", sagte Generalinspekteur Carsten Breuer der Deutschen Presse-Agentur. Der Generalinspekteur ist der ranghöchste Soldat der Bundeswehr.

Wir haben einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr

Pistorius peilt 30.000 Wehrdienstleistende an

2024 hatten rund 10.100 Männer und Frauen freiwillig Wehrdienst geleistet, davor lag die Zahl jahrelang zwischen 8.000 und 10.000. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte jüngst:

Wir haben für dieses Jahr 15.000 angepeilt und sind jetzt im August schon bei knapp 13.000 angelangt.

Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister

Ziel ist laut Pistorius, bis 2029 auf jährlich 30.000 zu kommen und dann 110.000 Wehrdienstleistende ausgebildet zu haben.

Wehrpflicht

Die Regierung bringt das neue Wehrdienstgesetz auf den Weg: Das Kabinett billigte die Pläne von Minister Pistorius. Er setzt auf Anreize - und hofft auf Zehntausende Freiwillige.

27.08.2025 | 2:31 min

Neuer Wehrdienst ab 2026 geplant

Das Bundeskabinett hatte Ende August einen Gesetzentwurf für den neuen Wehrdienst beschlossen. Er sieht verpflichtende Fragebögen und ab 2027 auch eine verpflichtende Musterung, aber keine Wehrpflicht vor. Wenn der Bundestag zustimmt, soll das Gesetz zum 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Vor allem aus der Union wurden wiederholt Zweifel laut, ob sich mit der Kombination aus Wehrerfassung, Musterpflicht und Freiwilligkeit eine ausreichende Zahl an künftigen Soldaten gewinnen lässt.

Zunächst ist vorgesehen, dass alle jungen Menschen, die 2026 volljährig werden, Post von der Bundeswehr bekommen. Über einen QR-Code gelangt man dann zu einem Online-Fragebogen. Den wiederum müssen aber nur die jungen Männer ausfüllen. Abgefragt werden: persönliche Daten, Verfügbarkeit, Bildungsabschluss, Qualifikationen - und die Bereitschaft, ob man Wehrdienst leisten würde. Falls ja, werden Interessierte eingeladen.

Ab 1. Juli 2027 soll es dann die verpflichtende Musterung für alle jungen Männer eines Jahrgangs geben. Das Ziel der Bundeswehr: festzustellen, wer geeignet und motiviert ist. Und vielleicht beim einen oder der anderen die Motivation erst zu wecken.


Bundeswehr hat Kapazität für 20.000 Freiwillige

"Jedem ist klar, dass wir die jungen Männer und Frauen, die durch den neuen Wehrdienst zu uns kommen, dringend brauchen", sagte Generalinspekteur Breuer weiter. "Wir stehen einer Bedrohung gegenüber, der wir etwas entgegensetzen müssen."

Wir fahren alle Kapazitäten hoch, die man hochfahren kann.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr

andre-wuestner

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, beklagt Mängel in dem Gesetz für einen neuen Wehrdienst. "Die Freiwilligkeit ist eine grob fahrlässige Wette auf die Zukunft", meint Wüstner.

27.08.2025 | 4:04 min

Die Bundeswehr habe derzeit insgesamt 20.000 Plätze für den bestehenden freiwilligen Wehrdienst, die genutzt werden könnten. Breuer geht davon aus, dass im kommenden Jahr mit den vorhandenen Strukturen noch ausreichend ausgebildet werden kann. "Ob wir in den Folgejahren beispielsweise auch Reservisten zusätzlich als Ausbilder mit heranziehen, werden wir in den nächsten Wochen bewerten."

Bundeswehr hofft auf "Einstiegstor" für längerfristigen Dienst

Die Bedrohungslage mache es nötig, die Einsatzbereitschaft hochzuhalten, sagte Breuer. Darauf achte er. "Ein Kommandant eines Kampfpanzers ist mit seinem Panzer entweder in der Vorbereitung für das Gefecht an der Nato-Ostflanke und bildet seine Besatzung aus. Oder er ist Gruppenführer in der Basisausbildung und bildet Wehrdienstleistende aus", sagte Breuer. "Beides zeitgleich geht nicht." Jetzt komme es darauf an, die richtige Balance zu finden.

Der Moderator zeigt auf ein Bild eines Panzers in seinem Hintergrund. Rechts ist eine Deutschlandfahne über seiner Schulter abgebildet.

Die Bundesregierung will den neuen Wehrdienst zum 1. Januar 2026 einführen. Das Ziel: Mehr Soldaten für eine stärkere Bundeswehr zu rekrutieren. Doch was halten die Deutschen von den Plänen - insbesondere die jungen Menschen?

11.09.2025 | 11:18 min

Er gehe davon aus, dass sich mit dem neuen Wehrdienst auch mehr Männer und Frauen als Zeit- und Berufssoldaten verpflichten werden: "Das Einstiegstor war für viele früher auch der Wehrdienst."

Im Anschluss hätten sich früher auch viele länger verpflichtet, die sich dies vor Beginn des Wehrdienstes nicht vorstellen konnten. "Warum sollte das heute anders sein?"

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Quelle: dpa

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