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Friedenssicherung ohne USA?:Ukraine: Rasmussen fordert europäische Truppen
von Stefanie Reulmann
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Für eine Friedenssicherung in der Ukraine müsste Europa Truppen entsenden, sagt Ex-Nato-Chef Rasmussen im ZDF: "Mein Tipp wäre es, eine Koalition der willigen Länder zu bilden."
Ukraine-Verhandlungen ohne Europa
US-Präsident Donald Trump will den Ukraine-Krieg schnellstmöglich beenden. Das war sein Wahlversprechen, und das will er einhalten. Seit Wochen finden Gespräche zwischen der US-Regierung und dem Kreml statt, unter Ausschluss der Ukraine und den Europäern.
"Ich finde es regelrecht peinlich, dass die Europäer darum betteln müssen, mit am Tisch zu sitzen", sagt Ex-Nato-Chef Anders Fogh Rasmussen in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Europa müsse am Verhandlungstisch sitzen. Das fordert auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Anders Fogh Rasmussen ist Wirtschaftswissenschaftler und war von 2001 bis 2009 Regierungschef von Dänemark sowie von 2009 bis 2014 Generalsekretär der Nato. In seiner Amtszeit hat er die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses vorangetrieben, etwa den Aufbau eines europäischen Raketenabwehrschildes. Er warnte die Bündnispartner immer wieder vor Einsparungen in ihren Verteidigungshaushalten, um die Schlagkraft der Nato nicht zu gefährden. Heute berät Rasmussen mit seiner Firma "Rasmussen Global" den ukrainischen Präsidenten - unentgeltlich.
Rasmussen: Europäer müssen Truppen entsenden
Im Falle einer Friedenslösung haben die USA aber bereits signalisiert, sich nicht an einer Friedenssicherung der Ukraine beteiligen zu wollen.
Der ehemalige Nato-Generalsekretär sieht daher "natürlich die Europäer" in der Pflicht:
Wir sind in der Lage, zwischen 50.000 und 100.000 Soldaten zur Verfügung zu stellen. Mein Tipp wäre es, eine Koalition der willigen Länder zu bilden, die auch das Benötigte liefern.
Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger Nato-Generalsekretär
Dafür kämen Frankreich, Großbritannien, Deutschland, die baltischen und die nordischen Staaten in Frage, sagt Rasmussen. "Wir sind alle vorbereitet, alles für die Ukraine zu tun, und die Truppen in die Ukraine zu schicken." Ob die genannten Länder aber tatsächlich bereit wären, Truppen zu schicken?
Rasmussen fordert Taurus-Lieferungen an Ukraine
Die Münchner Sicherheitskonferenz wurde neben den transatlantischen Beziehungen in diesem Jahr wesentlich vom Ukraine-Krieg dominiert. Es sei klar geworden, "dass Selenskyj von einem vereinten Europa unterstützt wird", sagt Rasmussen. Es sei ein Europa, dass sich "dem Schutz und der territorialen Souveränität der Ukraine" widme.
Im Vorfeld möglicher Friedensverhandlungen appelliert Rasmussen an die Europäer, die Ukraine noch einmal besonders zu stärken. Im ZDF sagt er:
Wir müssen der Ukraine alle Waffen liefern, die zur Verfügung stehen. Auch Taurus-Raketen sollten an die Ukraine gehen.
Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger Nato-Generalsekretär
In der Debatte um Taurus-Lieferungen hat sich Deutschland bislang zurückgehalten. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ab, während Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sie befürwortet. Eine Einigung müsste aber auch mit den europäischen Partnern getroffen werden.
Europa will mit an den Verhandlungstisch
Bislang finden die Gespräche über eine Beendigung des Ukraine-Krieges bilateral zwischen den USA und Russland statt. Trump hat Gespräche von Regierungsvertretern beider Länder in Saudi-Arabien in Aussicht gestellt. Doch weder die Ukraine noch Europa werden, Stand jetzt, daran beteiligt sein.
Am Montag treffen sich daher europäische Staats- und Regierungschefs in Paris, um über die Pläne der USA zur Beendigung des Ukraine-Krieges zu beraten. Dabei soll es auch um den Beitrag der Europäer zu einer möglichen Friedenslösung gehen.
Quelle: dpa
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