Schnitzer zu Rente und Pflege:Sozialversicherungen: Ökonomin fürchtet "Kollaps"
Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer mahnt umfassende Reformen bei den Sozialversicherungen an. Ohne "großen Wurf" der Bundesregierung werde der Kollaps unweigerlich kommen.
Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer warnt, die Ideen der Regierung zu Pflege und Rente reichten nicht aus. (Symbolbild)
Quelle: dpaDie Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat vor der dramatischen Lage der Sozialversicherungen gewarnt und die Bundesregierung zu Reformen aufgefordert. "Wir müssen uns auf jeden Fall mit den Sozialversicherungen beschäftigen. Die sind nicht zukunftsfest", sagte Schnitzer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Wenn die Regierung nichts tut, wird der Kollaps unweigerlich kommen.
Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise
Es werde immer schwieriger, die Rentenzahlungen aus den Beiträgen der arbeitenden Bevölkerung zu finanzieren.
Könnten die Rentenkassen durch mehr Abgaben von Rentnern entlastet werden? Ob ein "Boomer-Soli" sinnvoll wäre, erklärte die Wirtschaftsweise Prof. Monika Schnitzer bei ZDFheute live.
16.07.2025 | 9:45 minWirtschaftsweise vermisst "große und mutige Reformen"
Zwar räumte Schnitzer der Regierungskoalition aus Union und SPD noch etwas Zeit ein. Hinsichtlich der Wirtschaftsthemen habe die Regierung einiges in Aussicht gestellt und sei "auch schon einiges angegangen".
"Der große Wurf fehlt aber noch", sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Aktuell sehe es "nicht so aus, als gingen Union und SPD große und mutige Reformen an".
Das Bundeskabinett hat ein erstes großes Rentenpaket verabschiedet. Kritiker sagen, es seien keine Signale der Sicherheit für junge Menschen. Noch fehlen die großen Reformen.
06.08.2025 | 2:28 min"Bestimmte Themen dauern", räumte Schnitzer ein. Daher würde sie der Regierung "noch ein bisschen Schonzeit zugestehen". "Dann aber muss sie die versprochenen Reformen wirklich auf den Weg bringen."
Schnitzer: Eigenheim für Pflegekosten heranziehen
Massiven Reformbedarf sieht die Ökonomin nicht nur bei der Rente. "Wir können auch die Ausgaben der Pflegeversicherung nicht weiter so ansteigen lassen", sagte Schnitzer. Zwar müsse es Unterstützung geben, aber es müsse auch klar sein, "dass jeder damit rechnen muss, irgendwann mal ein Pflegefall zu werden".
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"Dafür muss er auch selbst vorsorgen", forderte sie. Natürlich dürften die Menschen nicht allein gelassen werden, sagte Schnitzer weiter.
Aber solange die Menschen noch Vermögen besitzen, auch wenn es ein Eigenheim ist, dann muss das eben herangezogen werden.
Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise
Es könne nicht erwartet werden, dass der Staat das Eigenheim schütze, "wovon am Ende die Erben profitieren", aber die Kosten der Pflege "von der Allgemeinheit getragen werden".
Über 5,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Die Heimkosten sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen: auf im Durchschnitt über 3.000 Euro monatlich.
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