Seltene Erden: Lage bei bestimmten Elementen "sehr kritisch"

Bundesanstalt:Lage bei bestimmten seltenen Erden "sehr kritisch"

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Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bewertet die Lage bei bestimmten seltenen Erden als "sehr kritisch". Kurzfristige Lösungen sieht die Behörde derzeit nicht.

Bagger fahren auf Sandhügeln in chinesischer Mine. (Archivbild)

Abbau seltener Erden in China: Die deutsche Wirtschaft ist fast vollständig abhängig von Lieferungen aus dem Land.

Quelle: dpa

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sieht keine schnelle Besserung bei der Versorgung der deutschen Wirtschaft mit seltenen Erden. Vor allem bei den schweren Elementen "ist die Lage sehr kritisch", sagte der Experte der Bundesbehörde, Harald Elsner, der Nachrichtenagentur Reuters.

Besonders betroffen sind Magnete, die teilweise auf diese schweren Elemente angewiesen sind.

Harald Elsner, BGR-Experte

Die ohnehin angeschlagene deutsche Wirtschaft ist hier nahezu vollständig von Lieferungen aus China abhängig. Die Volksrepublik hat allerdings Ausfuhrbeschränkungen für die Rohstoffe verhängt, die vor allem für die Elektronik- und Rüstungsindustrie wichtig sind.

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Experte zu seltenen Erden: Neue Minenprojekte dauern Jahre

"Neue Minenprojekte etwa in Norwegen könnten künftig helfen", sagte Elsner, dessen Behörde die zentrale geowissenschaftliche Beratungseinrichtung der Bundesregierung ist und auch die Wirtschaft berät. "Aber es würde Jahre dauern, bis dort seltene Erden gefördert und separiert werden können."

Bei schweren seltenen Erden verfügten derzeit nur China und Frankreich über das dafür nötige Know-how für die Verarbeitung - selbst die USA seien hier nicht konkurrenzfähig.

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Die aktuelle Krise sei auch Folge der bisherigen Sorglosigkeit. "Seltene Erden waren lange günstig und jederzeit verfügbar", sagte der Experte. "Es wurden keine strategischen Maßnahmen getroffen - nur Japan hat sich vorbereitet." Viele Unternehmen hätten keine Lagerbestände aufgebaut.

Was könnte Recycling bringen?

Ein verstärktes Recycling dürfte der BGR zufolge kaum helfen, die Knappheit zu überwinden. Der Anteil recycelter seltener Erden weltweit werde auf etwa ein Prozent geschätzt.

Viele Anstrengungen wurden eingestellt, da die Marktpreise lange Zeit niedrig waren und sich die Rückgewinnung wirtschaftlich nicht lohnte.

Harald Elsner, BGR-Experte

"Bei Geräten wie Handys sind eher Edelmetalle wie Gold relevant - diese sind deutlich wertvoller als seltene Erden." Die enthaltenen Mengen an seltenen Erden seien oftmals so gering, dass sich ein Rückbau nicht lohne. In Autos, besonders in denen mit Luxusausstattung, seien zwar viele Magnete verbaut. "Aber sie sind winzig - oft im Millimeterbereich", sagte Elsner. "Der Ausbau aus Altfahrzeugen ist mühsam und lohnt sich wirtschaftlich kaum."

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Anders sehe es bei Katalysatoren aus, die Platin enthalten - hier sei Recycling etabliert. Auch in Haushaltsgeräten oder Robotern seien zwar Magnete enthalten, aber in so geringen Mengen, dass ein Rückbau kaum wirtschaftlich sei.

Magnete aus Windkraftanlagen künftig "relevante Quelle"

Recycling lohne sich nur bei Produktionsabfällen von Unternehmen, die die Stoffe direkt wieder einsetzen könnten. "Magnete aus Windkraftanlagen könnten künftig eine relevante Quelle sein", sagte Experte Elsner.

Allerdings seien die Anlagen noch vergleichsweise jung. Das Thema dürfte daher erst in Zukunft wichtig werden, wenn die ersten alten Anlagen ausgedient haben.

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Quelle: Reuters
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