Selbstbestimmungsgesetz seit einem Jahr in Kraft

Ein Jahr Selbstbestimmungsgesetz:Mehr als 22.000 Menschen ändern Geschlechtseintrag

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Das Selbstbestimmungsgesetz ist seit einem Jahr in Kraft. Queer-Beauftragte Sophie Koch sieht das Gesetz trotz jüngster Debatten als Fortschritt.

Lego Figuren in den Farben der Pride Flagge. (Symboldbild Selbstbestimmungsgesetz)

Das Selbstbestimmungsgesetz erleichtert die Änderung des Geschlechtseintrags.

Quelle: Imago

Ein Jahr nach dessen Inkrafttreten bewertet die Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch (SPD), das Selbstbestimmungsgesetz als großen Erfolg. Sie habe "in vielen Gesprächen unendliche Erleichterung" bei Trans-, Inter- und nicht-binären Menschen gespürt.

Das zeigt mir in aller Deutlichkeit, dass das Gesetz ein großer und wichtiger Fortschritt ist.

Sophie Koch, SPD, Queer-Beauftragte der Bundesregierung

"Ohne korrekte Ausweisdokumente ist die gesellschaftliche Teilhabe stark eingeschränkt", sagte Koch. Es sei daher gut und richtig, das Verfahren zur Korrektur von Vornamen und Geschlechtseinträgen niedrigschwellig zu gestalten.

Marla-Svenja Liebich

Der Fall der Rechtsextremistin Marla-Svenja Liebich befeuert die Koalitions-Debatte über die erleichterte Änderung des Geschlechtseintrags.

29.08.2025 | 2:42 min

Mehr als 22.000 Menschen änderten ihren Geschlechtseintrag

Seit dem 1. November 2024 können Menschen ihren Vornamen und Geschlechtseintrag per Erklärung beim Standesamt ändern lassen. Seither haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mehr als 22.000 Menschen in Deutschland ihren Geschlechtseintrag im Geburtenregister ändern lassen. Das zeigten teils vorläufige Daten von November 2024 bis Juli 2025. Zuvor war eine Änderung zwar möglich, aber komplizierter.

Dass eine einzelne Person das Gesetz ins Lächerliche ziehen wollte, sollte uns den Blick auf diese Erleichterung so vieler Menschen nicht verstellen.

Sophie Koch, SPD, Queer-Beauftragte der Bundesregierung

Die sächsische SPD-Landtagsabgeordnete sagte dies mit Blick auf den wohl bekanntesten Fall der verurteilten Rechtsextremistin Marla-Svenja Liebich. Es werde immer Menschen geben, "die uns als offene Gesellschaft spalten und verunsichern wollen", sagte Koch. Dem dürfe man "nicht reflexartig auf den Leim gehen".

Susan Smith und Marion Calde sind vor dem Obersten Gerichtshof in London zu sehen, nachdem Richter entschieden haben, dass sich „Frau“ im britischen Recht auf das biologische Geschlecht bezieht.

In Großbritannien hat das oberste Gericht entschieden, dass nur geborene Frauen als auch Frauen gelten. Transfrauen fallen demnach nicht darunter.

16.04.2025 | 1:40 min

Fall Liebich heizte Debatte wieder auf

Anfang des Jahres war bekanntgeworden, dass Sven Liebich seinen Geschlechtseintrag von männlich auf weiblich und den Vornamen in Marla Svenja hatte ändern lassen. Liebich war 2023 vom Amtsgericht Halle wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt worden. Die Haft trat sie nicht an, seitdem wird nach ihr gefahndet.

Der Fall Liebich hatte die Debatte über das neue Selbstbestimmungsgesetz wieder angefacht. Vor allem aus der Union, etwa von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), kam Kritik an dem vereinfachten Änderungsverfahren und die Forderung nach Gesetzesreform.

21.06.2025, Brandenburg, Eberswalde: Teilnehmer am Christopher Street Day (CSD) halten Regenbogenschirme, während sie unter Politzeischutz nach dem Motto „"Wir lassen uns nicht vertreiben"“ demonstrieren.

Rechte Gruppen hetzen gegen queere Sichtbarkeit, auch die Gewalt nimmt zu. Woran liegt das?

04.07.2025 | 37:10 min

Quelle: dpa

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