Medikamenten-Versorgung: Ist Deutschland auf Winter vorbereitet?

FAQ

Apotheker befürchten Engpässe:Ist Deutschland mit Medikamenten versorgt?

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Der Apothekerverband warnt, dass auch dieses Jahr gewisse Arzneimittel knapp werden könnten. Gesundheitsministerin Warken und Krankenkassen sehen die Versorgung aber gewährleistet.

Archivbild: Ein leeres Schubfach in dem sonst rezeptpflichtige Nasentropfen gelagert werden in einem Apothekenschrank in der Regenbogen-Apotheke.

Der Bedarf an Medikamenten dürfte im Herbst steigen. (Symbolbild)

Quelle: dpa

Die Erkältungs- und Infektionszeit rückt näher. Daher dürften auch Medikamente - von Antibiotika bis zu Fiebersäften für Kinder - wieder deutlich mehr nachgefragt werden. Die Apothekenbranche klagt erneut über unzureichende Vorkehrungen gegen Lieferengpässe, wenn Patienten bestimmte Präparate benötigen.

Die zuständigen Behörden hingegen sehen für den Herbst und Winter eine insgesamt stabile Situation. Doch Unsicherheitsfaktoren bleiben. Drohen Medikamenten-Engpässe? Ein Überblick.

Berlin: Schmerzmittel Fentanyl, Tilidin und Oxycodon verschiedener Hersteller in Form von Tabletten, Tropfen und Pflastern liegen in einer Apotheke auf dem Tisch.

Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren. Beim Apothekertag in Düsseldorf diskutierten über 300 Vertreter über die aktuelle Lage.

16.09.2025 | 1:27 min

Was wird für den Herbst erwartet?

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sagte: "Ich kann die Sorgen der Menschen verstehen, angesichts der Situation in den vergangenen Jahren." Sie könne aber beruhigen:

Die Versorgung mit Arzneimitteln ist gewährleistet.

Nina Warken (CDU), Bundesgesundheitsministerin

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) teilte mit, vor dem Hintergrund der vorliegenden Meldungen und Daten könne aktuell auch für den kommenden Herbst und Winter von einer stabilen Lage ausgegangen werden.

Für die Infektionssaison sei davon auszugehen, dass die Versorgung mit Fiebersäften gewährleistet ist, teilte zudem das Bundesgesundheitsministerium mit.

Schmerzmittel

Wussten Sie, dass Schmerzmittel wie Paracetamol aus Erdöl hergestellt werden? Und wussten Sie, dass sich dafür auch recycelte Plastikflaschen eignen? Unser moma future zeigt, wie.

08.08.2025 | 2:05 min

Was beklagen die Apotheken?

Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Thomas Preis, bemängelte in der "Bild am Sonntag": "Auch in diesen Winter gehen wir sehr schlecht vorbereitet." Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien "ein Dauerthema" geworden.

Dabei sorgt es bei Patienten für Frust, wenn sie ein Präparat in einer Apotheke nicht bekommen und dann womöglich noch andere danach abklappern. Für die Apotheken selbst bringt es mehr Aufwand, Alternativen zu suchen. Woche für Woche koste das 20 Stunden, kritisierte Preis. Bezahlt werde man dafür nicht.

Apotheken: "Kosten enorm gestiegen"

"Jeder ist versorgt", aber "der Weg in die nächste Apotheke ist weiter geworden", sagt Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, zum Deutschen Apothekertag.

16.09.2025 | 5:25 min

Wie viele Engpässe gibt es aktuell?

Amtlichen Daten zufolge gibt es derzeit gut 530 Lieferengpassmeldungen - bei insgesamt 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Von Engpässen betroffen sind in der Regel Generika, wie ein BfArM-Sprecher erläuterte. Und da gebe es in der Regel weitere wirkstoffgleiche Mittel, die meist auch lieferbar sind. Generika sind günstigere Produkte mit gleicher Wirkung wie nicht mehr patentgeschützte Originalpräparate. Sie decken einen Großteil des Marktes ab.

Häufig sind Produktionsprobleme der Auslöser bei Lieferengpässen, wie es beim BfArM heißt, etwa bei Prozess-Umstellungen bei Qualitätsproblemen. Ein Risikofaktor ist auch, wenn es für Wirkstoffe oder Zwischenprodukte nur wenige Hersteller gibt. Viele davon produzieren in Asien. Die Pharmabranche verweist auch auf höhere Herstellungskosten unter anderem für Energie, die wegen gesetzlicher Regulierungen und Rabattverträge aber kaum weitergegeben werden könnten.

Bei Antibiotika gibt es laut dem Gesundheitsministerium weiter eine angespannte Liefersituation bei den Wirkstoffen Cefuroxim, Clindamycin, Cotrimoxazol und Erythromycin - ebenso bei bestimmten Mitteln für Asthma, für Herzinfarkte oder starke Schmerzen.

Antibionika-China

Deutschland ist mittlerweile beim Import von bestimmten Medikamenten von China abhängig. Besonders problematisch ist das bei Antibiotika.

25.10.2023 | 1:57 min

Wie bewerten die Pharmahersteller die Lage?

Der Verband der Generika-Hersteller (Pro Generika) monierte, nötige Anreize für Investitionen in eine stabile und europäisch verankerte Produktion fehlten weiterhin. Auf Basis des Anti-Engpass-Gesetzes der Ampel-Regierung habe kein Unternehmen auch nur einen Euro in den Ausbau von Antibiotika-Werken stecken können, sagte Geschäftsführer Bork Bretthauer.

Als Sicherheitspuffer sind nach dem Gesetz Vorräte von mehreren Monatsmengen für viel genutzte Mittel Pflicht. Auch diese Regelung sei jedoch kontraproduktiv und eine erhebliche zusätzliche Belastung - sowohl logistisch als auch finanziell, so Bretthauer.

Und wie ordnen die Krankenkassen die Situation ein?

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen betont, die reguläre Versorgung mit Arzneimitteln funktioniere. "Lieferengpässe bleiben die Ausnahme", sagte die stellvertretende Verbandschefin Stefanie Stoff-Ahnis.

Um im Sinne der Patientenversorgung besser reagieren zu können, brauche es aber "ein richtiges Frühwarnsystem". Das sei die zentrale Komponente, um Engpässe rechtzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Quelle: dpa

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