Zahl der Apotheken sinkt: Großbaustelle Apotheke

Zahl der Apotheken sinkt :Großbaustelle Apotheke

von Alida Kehlenbach
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Die Zahl der Apotheken nimmt in Deutschland seit Jahren ab. Online-Konkurrenz, Bürokratie und geringere Verdienstmöglichkeiten machen der Branche zu schaffen.

Apotheken-Logo

Besonders auf dem Land müssen immer mehr Apotheken schließen - auch, weil die Konkurrenz im Internet größer wird. Zudem komme es häufig zu Engpässen bei Medikamenten.

16.09.2025 | 1:36 min

Es wird Herbst und mit den sinkenden Temperaturen steigt die Zahl der Erkältungen. Abhilfe schafft die Apotheke um die Ecke mit Fiebersaft und Hustenstiller. Doch immer mehr Apotheken haben in den letzten Jahren geschlossen.

Einer der vielen Gründe ist fehlender Nachwuchs. Der Job des Apothekers ist nicht mehr attraktiv genug, auch weil der Verwaltungsaufwand immer höher wird. Die Kölner Apothekerin Juliane Wüst bekommt das jeden Tag zu spüren:

Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent nimmt die bürokratische Arbeit in Anspruch und diese Zeit fehlt uns dann in der Beratung mit den Patienten.

Juliane Wüst, Apothekerin aus Köln

Ein Mann mit seinem Handy in der Hand, auf dem die App «Das E-Rezept» geöffnet ist, wird in einer Apotheke von einer Apothekerin bedient

Das E-Rezept soll den Alltag in Praxen und Apotheken erleichtern, doch technische Ausfälle sorgen immer wieder für Mehraufwand für Patienten wie für Apotheker.

08.08.2025 | 1:31 min

Abda-Präsident Preis: "Überzogene bürokratische Anforderungen"

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Hustensaft ist aktuell nur in der Packungsgröße von 80 Millilitern lieferbar. Im Rezept des Patienten wurden aber 100 Milliliter verordnet. Die Apothekerin darf jedoch nicht zur Erstversorgung vorab die kleinere Packungsgröße herausgeben. Der Patient muss also entweder ein neues Rezept organisieren, sein Glück in einer anderen Apotheke versuchen oder er bestellt online.

Zudem kommen bei Arzneimitteln derzeit Lieferengpässe hinzu. Der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) zufolge sind derzeit über 500 Medikamente als schwer verfügbar gemeldet.

Berlin: Schmerzmittel Fentanyl, Tilidin und Oxycodon verschiedener Hersteller in Form von Tabletten, Tropfen und Pflastern liegen in einer Apotheke auf dem Tisch.

Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren. Beim Apothekertag in Düsseldorf diskutieren über 300 Vertreter über die aktuelle Lage.

16.09.2025 | 1:27 min

Die Apotheken könnten "die Versorgung sicherstellen durch Austausch von Medikamenten", sagt Abda-Präsident Thomas Preis. "Aber da werden uns von den Krankenkassen durch überzogene bürokratische Anforderungen unnötig Knüppel in den Weg gelegt."

Das führt dazu, dass die Versorgung zusätzlich am seidenen Faden hängt.

Thomas Preis, Präsident Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Apotheken: "Kosten enorm gestiegen"

"Jeder ist versorgt", aber "der Weg in die nächste Apotheke ist weiter geworden", sagt Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

16.09.2025 | 5:25 min

Konkurrenz durch Online-Apotheken

Die Online-Apotheken stellen eine weitere Herausforderung für die klassischen Apotheken dar, weil dadurch ein neuer Wettbewerber auf den Markt gekommen ist. Einen Mehrwert für Patienten sieht Preis dabei nicht.

In den meisten Ländern in Europa ist der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten aus gutem Grund verboten.

Thomas Preis, Präsident Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Die Online-Apotheken können diese Kritik nicht nachvollziehen und sehen sich gerade in Zeiten des Apothekensterbens als weitere Säule der Daseinsvorsorge, wie Heinrich Meyer, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken, betont:

Der Versandhandel mit Arzneimitteln ist zu einer sicheren und qualitativ hochwertigen Ergänzung der Versorgung, auch und gerade in strukturschwachen Regionen geworden.

Heinrich Meyer, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken

Immer weniger Apotheken

Tatsächlich sinkt die Zahl der Apotheken sehr deutlich. Zur Jahresmitte 2025 gab es laut Abda nur noch 16.803 Apotheken in Deutschland - das sind 238 Apotheken weniger als zum Jahresende 2024 (17.041). Allein in den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Apotheken um fast 2.000 Betriebsstätten gesunken.

Zahl der Apotheken auf Rekordtief

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Allerdings sind bei der Versorgung große regionale Unterschiede zu sehen. So ist die Versorgung im Westen des Landes deutlich besser als im Osten, und in den Städten größer als auf dem Land.

Eine Versorgungslücke droht allerdings nicht, wie der Gesundheitsökonom David Matusiewicz erklärt:

In Deutschland gibt es noch ausreichend Apotheken. Allerdings muss man genau hinschauen, weil es durchaus Kreise gibt, wo die nächste Apotheke zehn Kilometer entfernt liegt.

Professor David Matusiewicz, Gesundheitsökonom

Apothekendichte im europäischen Vergleich

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Gesundheitsökonom fordert neue Konzepte

In einem sind sich jedoch alle einig. Apotheken gehören zur Daseinsversorgung. Deshalb fordert Matusiewicz neue Konzepte: "Man kann versuchen Anreize zu schaffen, dass sich Apotheker in bestimmten Regionen niederlassen oder mobile bzw. digitale Möglichkeiten nutzen, um einen Zugang zu gewähren."

Diskussion um die Apothekenreform

Auch in Meerbusch gibt es nur noch eine von ehemals drei Apotheken. Was die aktuelle Situation für Apotheker wie Kunden bedeutet.

26.07.2024 | 3:29 min

Weitere Apothekenschließungen scheinen sicher, auch weil viele Apotheker keine Nachfolger finden. Junge Pharmazeuten gehen lieber in die Industrie oder in Krankenhausapotheken, wo die Verdienstmöglichkeiten besser sind.

Gerade in ländlichen Regionen wird das für viele Patientinnen und Patienten langsam problematisch.

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