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Zahl nimmt weiter ab:Wie steht es um die Zukunft der Apotheken?
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Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt. Kämpfen müssen vor allem kleinere Filialen mit geringeren Umsätzen. Der Dachverband schlägt Alarm. Es fehlt an Geld, aber nicht nur.
In den vergangenen zehn Jahren hat die Zahl der Apotheken um zehn Prozent abgenommen.
Quelle: dpa
Husten, Halsschmerzen, Bauchweh - bei kleineren gesundheitlichen Themen ersetzen Apotheken oft den Arztbesuch. Oder sie informieren über Risiken und Nebenwirkungen, die auch rezeptfreie Medikamente haben können. Gut, wenn der Apotheker um die Ecke aufklären kann. Doch in den vergangenen Jahren haben immer mehr Filialen geschlossen.
Zahl der Apotheken auf Rekordtief
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Waren es laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) 2014 noch 20.441 öffentliche Apotheken, gab es Ende Dezember 2024 noch 17.041 - ein Minus von 16,6 Prozent. Damit ist Deutschland schlechter aufgestellt als andere Länder in der EU: Hier kommen auf 100.000 Einwohner 20 Apotheken. In Europa sind es im Schnitt 32.
Apothekendichte im europäischen Vergleich
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Versorgung laut Experten nicht gefährdet
Die Versorgung der Deutschen ist laut Experten dadurch nicht gefährdet. Dem Branchenverband zufolge ist das aber trotzdem keine gute Entwicklung für Kunden und Patienten. "Wenn der Weg zur Apotheke weiter wird, ist das ein Nachteil für Alte, Schwache, Kranke, die immer mehr werden und gerade auch für diejenigen, die im Notfall die Apotheke brauchen, beispielsweise Eltern mit kranken Kindern," meint Thomas Preis, Präsident der ABDA.
Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Branche beklagt er die finanzielle Situation der Apotheken. Das Honorar, das Krankenkassen den Apotheken für jedes ärztlich verordnete Medikament zahlen, sei seit Jahren nicht mehr erhöht worden.
Allein in den vergangenen zehn Jahren sind die laufenden Kosten für die Apotheke um 60 Prozent gestiegen, die Personalkosten um über 80 Prozent.
Thomas Preis, Präsident der ABDA
Die Apotheken haben im vergangenen Jahr zwar 6,1 Prozent mehr Umsatz gemacht als 2023 - der Gesamtumsatz lag 2024 bei 70,40 Milliarden Euro, wie ABDA an diesem Mittwoch mitteilte. Doch die Lage sei "unverändert angespannt", warnte der Verband.
Inflation trifft auch Apotheken
Auch die Apotheken leiden unter der Inflation. Miete, Personal und Energie sind deutlich teurer geworden. Der Branchenverband hält daher eine regelmäßige Anpassung des Honorars für überfällig.
Apotheken verdienen jedoch nicht nur an diesem Honorar. Sie bekommen auch drei Prozent des Preises jedes verordneten Medikaments, das sie verkaufen. Laut Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen steigen die Ausschüttungen an die Apotheken sogar - aufgrund der immer höheren Preise für die einzelnen Arzneimittel.
Personal fehlt
Ein Problem ist der Personalmangel. Zwar gibt es noch genug Studenten, die sich für das Fach Pharmazie entscheiden. Offenbar wollen aber immer weniger in Apotheken arbeiten, stattdessen zieht es sie in die Pharmaindustrie und zu den Krankenkassen, wo meist höhere Löhne winken.
Mehr als ein Viertel der Apothekeninhaber verdiene inzwischen weniger als 75.000 Euro pro Jahr, sagt ABDA-Präsident Thomas Preis. "Das ist weniger als ein angestellter Krankenhaus-Apotheker. Mit solchen Aussichten will sich keiner unbedingt selbständig machen."
Mehr Beratung in Apotheken?
Die Zukunft der Apotheken sieht David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement aus Essen, nicht im reinen Handel, sondern auch in der Beratung und der pharmazeutischen Betreuung.
Vielleicht könnte der Apotheker als Primärsystem gelten. Erst geht der Kunde oder Patient in die Apotheke und dann zum Arzt.
David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement aus Essen
Vorstellbar seien neben Impfungen auch medizinische Untersuchungen wie Bluttests, Cholesterinmessungen oder Beratung zu Diabetesmanagement.
Studie: Ein Drittel der Arbeitszeit für Apothekenverwaltung
Auch Apotheker hadern mit zu viel Bürokratie in ihren Filialen. Laut einer Studie der Deutschen Apotheker- und Ärztebank entfällt fast ein Drittel der Arbeitszeit auf die Apothekenverwaltung.
Gesundheitsökonom Christian Hagist von der Otto-Beisheim School of Management setzt auf Digitalisierung.
"Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Menschen mit einem einheitlichen Krankenversicherungsschutz wie in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland - rund 75 Millionen Versicherte", sagt Hagist. "Das schreit förmlich nach Digitalisierung."
Dokumentationspflichten seien zwar wichtig, so Hagist weiter, ließen sich aber durch digitale Lösungen erheblich vereinfachen. Davon würden nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Apotheken und Patientinnen und Patienten profitieren. Für ihn sei dies eine der zentralen Aufgaben der neuen Gesundheitsministerin.
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