Nächster Koalitionsstreit?:SPD-Fraktionschef fordert Steuererhöhungen
Matthias Miersch (SPD) hält bei "Lanz" an der Forderung nach Steuererhöhungen fest. Zugleich kündigt er an, Schwarz-Rot werde ein "gemeinsames Gefühl füreinander entwickeln".
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 26. August 2025 in voller Länge.
26.08.2025 | 73:32 minKurz vor dem Ende der parlamentarischen Sommerpause ist von einem "Herbst der Reformen" die Rede. Schon wieder scheinen die Spitzen der schwarz-roten Koalition uneinig zu sein. Schon jetzt kündigte SPD-Fraktionschef Matthias Miersch an:
Die Frage, ob die, die sehr viel haben in Deutschland, sich mehr beteiligen, ist eine immanente Frage. Da werden wir auch nicht aufhören, diese Frage zu stellen.
Matthias Miersch, SPD-Fraktionschef
Konkret zielte Miersch am Dienstagabend bei "Markus Lanz" auf die sogenannte "Reichensteuer" ab. Nachdem Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) Steuererhöhungen gefordert hatte, wiegelte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ab. Der SPD-Fraktionschef betonte, dass unterschiedliche Meinungen in die Politik gehörten.
Für 2027 droht ein 30-Milliardenloch im Haushalt. Finanzminister Klingbeils Idee dazu: höhere Steuern für Spitzenverdiener. Beim Koalitionspartner will man davon nichts wissen.
21.08.2025 | 2:43 minMiersch: Debatte über Steuererhöhungen in der Union
"Dass ein Finanzminister sagt, ich habe 2027 eine Haushaltslücke und wir müssen überlegen, wie wir sie decken, dass heute (...) ein CDU-Haushaltspolitiker gesagt hat, er trifft viele, sehr reiche Menschen, die sehr wohl bereit wären, höhere Steuern zu zahlen", zeige Miersch, dass es innerhalb der Union "zumindest eine Debatte" darüber geben könne.
CDU-Haushaltspolitiker Andreas Mattfeldt sagte gegenüber der Bild-Zeitung, es sei "vertretbar, die sogenannte Reichensteuer zu erhöhen - aber nur, wenn im Gegenzug notwendige Sozialreformen umgesetzt werden".
"Das Thema Steuerumgehung müssen wir angehen, weil, die Einnahmesituation des Staates muss sich verbessern", so der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch zu möglichen Steuererhöhungen.
21.08.2025 | 6:16 minErst Sozialreform, dann Steuererhöhungen?
Eva Quadbeck, Chefredakteurin vom "RedaktionsNetzwerks Deutschland", merkte an:
Wenn man über Steuererhöhungen spricht, sollte man das wirklich tun, nachdem man die Reformen für die Sozialsysteme aufgesetzt hat.
Eva Quadbeck, Chefredakteurin
Wenn dann noch Geld für Investitionen fehle, könne man über Steuererhöhungen sprechen, so Quadbeck.
Investitionen seien "augenblicklich durch die Sondervermögen sogar abgedeckt", konterte Miersch. Er verteidigte den Koalitionsvertrag: "Bei den Sozialreformen haben wir ganz bewusst gesagt: Wir schalten Kommissionen davor, die jetzt erst anfangen, zu arbeiten. Deswegen bin ich ein bisschen vorsichtig mit dem Begriff 'Herbst der Entscheidungen' (...)."
Unions-Parlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) sieht die Koalition von SPD und Union nach der Sommerpause vor einer Phase wichtiger Entscheidungen. „In diesem Herbst müssen Reformen kommen, die auch zwingend nötig sind“, so Bilger.
25.08.2025 | 5:27 minMiersch: Haben einen klaffenden Haushalt
Miersch räumte ein: "Wir haben einen klaffenden Haushalt." Wenn es dort zu Einschnitten komme, gehe es "nicht nur um soziale Sicherungssysteme, sondern auch um das, was Bürgerinnen und Bürger, jeder einzelne im Land spürt".
Um die "breite Schicht" zu entlasten, habe die schwarz-rote Koalition eine Einkommenssteuerreform vereinbart. Union und SPD hätten den Anspruch, den Spitzensteuersatz, "der für sehr viele Leute sehr früh greift", nach hinten zu schieben. Wieder spielte Miersch auf eine "Reichensteuer" an:
Wenn wir das machen wollen - und das haben wir vereinbart -, brauchen wir Vorschläge der Gegenfinanzierung.
Matthias Miersch, SPD-Fraktionschef
SPD-Chef und Finanzminister Lars Klingbeil bringt im ZDF-Sommerinterview Steuererhöhungen für Top-Verdiener erneut ins Spiel.
18.08.2025 | 1:49 minQuadbeck: Wenig innerer Zusammenhalt der Koalition
Eva Quadbeck zeigte sich angesichts ideologischer Unterschiede der Koalitionspartner skeptisch. In der Sozial- und Steuerpolitik seien die "Union und SPD wirklich himmelweit auseinander". Zudem erinnerte sie an die Zeit vor der parlamentarischen Sommerpause.
Die Bundesregierung war sowohl wegen der kassierten Stromsteuersenkung für Verbraucher, als auch wegen der geplatzten Verfassungsrichterwahl massiver Kritik ausgesetzt. Daran sei sichtbar geworden, "wie wenig inneren Zusammenhalt diese Koalition hat". Quadbeck erklärte:
Das hat dann zum Vertrauensverlust der Leute geführt, (...) das kennen wir alles von der Ampel-Regierung.
Eva Quadbeck, Chefredakteurin
Misstrauen, schwache Umfragewerte und offene Konflikte prägen die Koalition. Bei einer Klausur soll ein „Herbst der Reformen“ den schweren Start korrigieren.
25.08.2025 | 2:21 minMiersch fordert Vertragstreue der Union
Miersch entgegnete: "Wir haben bis jetzt wirklich vertragstreu gehandelt (...) und das ist die Erwartungshaltung, die ich auch bei CDU/CSU habe."
Mit Blick auf die Zeit nach der parlamentarischen Sommerpause sagte er: "Deswegen ist es auch sehr wichtig - wir werden jetzt am Donnerstag, Freitag in Würzburg mit den geschäftsführenden Fraktionsvorständen zusammen sein -, dass wir dieses gemeinsame Gefühl füreinander entwickeln und dass wir auch einen Fahrplan haben, wo Menschen sehr schnell sehen: Es passiert etwas."
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