Lanz: Schwerdtner und von Storch diskutieren über Wehrpflicht

Schwerdtner und von Storch bei "Lanz":Was AfD und Linke über die Wehrpflicht denken

von Felix Rappsilber

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Im "zivilisierten Umgang" liegen Beatrix von Storch (AfD) und Ines Schwerdtner (Linkspartei) bei "Lanz" über Kreuz. In Sachen Wehrpflicht deuten sich Gemeinsamkeiten an.

Ines Schwerdtner und Beatrix von Storch zu Gast bei "Markus Lanz".

Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 15. Oktober 2025 in voller Länge.

15.10.2025 | 73:33 min

Es war Kulturkampf, der am Mittwochabend bei "Markus Lanz" auf offener Bühne zu erleben war. Zwischen zwei Frauen, die bei der vergangenen Bundestagswahl im Wahlkreis Berlin-Lichtenberg um ein Direktmandat gekämpft hatten: Linken-Chefin Ines Schwerdtner und AfD-Vizefraktionsvorsitzende Beatrix von Storch.

Schwerdtner hat das Bundestagsmandat gewonnen. Im Wahlkampf hatte sie ihrer AfD-Kontrahentin den Handschlag verweigert - so auch an diesem Mittwochabend vor der Sendung bei "Lanz".

Von Storch: "Verweigerung des Diskurses"

Von Storch warf Schwerdtner vor: "Ich habe gegrüßt, aber ich habe keinen Gruß zurück erhalten."

Deswegen habe ich dann auch nicht zum x-ten Mal die Hand gereicht, weil ich weiß, dass sie mir die nicht reicht.

Beatrix von Storch, AfD-Vizefraktionsvorsitzende

Vonseiten der AfD-Politikerin gebe es "gar kein Problem". Die beiden Politikerinnen hätten "unterschiedliche Ansichten" und in einer Demokratie gehöre es dazu, dass man die Ansichten der anderen "aushält".

Es sei der "Anfang der Verweigerung des Diskurses", wenn man "nicht mehr als Mensch zu Mensch miteinander umgeht". Von Storch sagte: "Die Hand zu reichen, gehört in unserem Kulturkreis und unserer Zivilisation einfach zu einem zivilisierten Umgang dazu, aber manche pflegen das weniger als andere."

Symbolbild: Eine aufgehende Sonne, davor einige Menschen und Autos im Halbdunkel, einige davon auf dem Rest der Berliner Mauer sitzend. Darüber liegend der Umriss eines zweigeteilten Deutschlands.

Vor 35 Jahren wurde Deutschland wiedervereinigt. Doch der Verdruss nimmt zu - vor allem im Osten. Wie blicken die Menschen heute auf ihre Heimat, ihr Leben und das "System" Bundesrepublik?

30.09.2025 | 43:55 min

Schwerdtner: Politik der revolutionären Freundlichkeit

Die Linken-Chefin widersprach: "Ich predige in meiner Partei immer die Politik der revolutionären Freundlichkeit." Schwerdtner sei "demonstrativ freundlich zu allen": "Egal ob ich auf der Straße eine Zeitung, einen Flyer, irgendwas von der Linken verteile, selbst wenn Leute mich anschreien, würde ich sagen: 'Alles klar, schönen Tag noch.'"

Aber:

Bei den direkten politischen Gegnern und denjenigen, die unsere Demokratie abschaffen wollen, die menschenverachtende Politik vertreten, ist bei mir eine Grenze.

Ines Schwerdtner, Linken-Chefin

Schwerdtner betonte: "Auch meine revolutionäre Freundlichkeit endet irgendwann - und das ist bei der AfD."

Angela Merkel

Manche fühlten sich trotz aller Freiheit nicht ausreichend wahrgenommen, sagt Angela Merkel im ZDF heute journal. Dies sei allerdings "kein Grund eine menschenverachtende Partei zu wählen, wenn man etwas zu kritisieren hat".

02.10.2025 | 9:44 min

Quadbeck: Verfall der Sitten durch die AfD

Journalistin Eva Quadbeck griff von Storchs Worte auf, die einen "zivilisierten Umgang" beschworen hatte: "Ich finde auch, dass man sich die Hand geben kann [...]. Aber [im Bundestag] sind mit dem Einzug der AfD wirklich die Sitten verfallen, was Ordnungsrufe angeht, was Ordnungsgelder angeht."

Als die AfD noch nicht im Bundestag gewesen sei, habe dort eine "andere Stimmung" geherrscht. Quadbeck wandte sich an von Storch:

Deshalb [...] ist das schon sehr viel Doppelmoral, wenn Sie sich jetzt darüber aufregen, von der Linken-Parteichefin nicht die Hand gereicht zu bekommen.

Eva Quadbeck, Journalistin

Schwerdtner: Wehrdienst ist "Wehrpflicht durch die Hintertür"

Militär-Expertin Claudia Major kritisierte diese "Art der Debatten, wo man nach innen guckt und sich bekriegt", als "wirklich fahrlässig". Denn von außen seien wir sicherheitspolitisch in einer "verdammt angespannten Situation". Der Wehrdienst-Streit der schwarz-roten Koalition sei insofern innen- und außenpolitisch "fatal", so Major.

Schwerdtner verurteilte die geplante Einführung des Wehrdienstes als "eine Art Wehrpflicht durch die Hintertür", weil man sich zunächst auf Freiwilligkeit berufen habe und nun ein Losverfahren einführen wolle: "Eigentlich sagt man aber jetzt schon: 'Es reicht eigentlich nicht. Wir wollen die Wehrpflicht wieder einführen.'"

Wir sind gegen die Wehrpflicht. Wir sind auch dafür, sie aus dem Grundgesetz [...] zu streichen.

Ines Schwerdtner, Linken-Chefin

Berlin, Deutschland, 15.10.2025: Bundeskanzleramt: Kabinettssitzung: Die Minister sitzen um Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Kabinettstisch

Der Plan von Union und SPD, junge Männer für die Musterung per Los auszuwählen, ist gescheitert. Jetzt kritisiert die Union Verteidigungsminister Pistorius scharf.

15.10.2025 | 3:13 min

Denn die ausgesetzte Wehrpflicht könne per Verordnung "wieder ins Leben gerufen werden" - für Schwerdtner ein "absoluter zivilisatorischer Rückschritt": "Wir wollen, dass junge Menschen freiwillig entscheiden können, ob sie zur Armee gehen oder nicht."

Mit Blick auf das geplante Wehrdienst-Gesetz forderte Schwerdtner: "Es braucht ein normales parlamentarisches Verfahren [...]. Es kann nicht einfach dieses Hickhack geben."

Schaltgespräch Nazan Goekdemir mit Diana Zimmermann

"Man hat den Eindruck, die Koaliton hat den Ernst der Lage nicht verstanden“, so ZDF-Hauptstadt-Korrespondentin Diana Zimmermann zum Koalitionsstreit um die Wehrpflicht.

16.10.2025 | 2:13 min

Von Storch: AfD will allgemeine Wehrpflicht, aber nicht jetzt

Auch Beatrix von Storch stellte sich gegen die Pläne der Bundesregierung: "Die AfD möchte die Landesverteidigung [...] durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht stärken. Was wir nicht wollen, ist das Rekrutieren jetzt für einen Krieg gegen Russland."

Sie kritisierte Bundeskanzler Friedrich Merz, der mit Blick auf die Bedrohung durch Russland gesagt hatte: "Wir sind nicht im Krieg, aber wir sind auch nicht mehr im Frieden." Seine Aussage stehe für eine gesellschaftliche Wehrdienst-Debatte, die nur im Kontext des Ukraine-Krieges stattfinde.

Schaltgespräch zwischen Marietta Slomka und Thomas Wiegold

"Die Bundeswehr hat keine Ahnung, wenn morgen die Wehrpflicht eingeführt würde, wen sie denn eigentlich holen könnte", sagt der Journalist Thomas Wiegold zur Wehrpflichtsdebatte.

15.10.2025 | 5:31 min

Daher gebe es in der AfD die Angst, "dass jetzt eine Wehrpflicht eingeführt wird, um Soldaten, Wehrpflichtige, am Ende in die Ukraine in den Krieg zu schicken". Von Storch habe den Eindruck, "dass es bei uns in der Regierung einige gibt, die das gerne machen würden".

Dieses Argument sei "faktisch falsch und Unsinn", widersprach Claudia Major: "Wehrpflichtige werden nicht in Auslandseinsätze geschickt."

Symbolbild Bundestag

Im Bundestag wird über eine Wehrdienstreform beraten. Die Union hält ein Losverfahren, um den Personalmangel der Bundeswehr zu bekämpfen, für sinnvoll. Die SPD lehnt das ab.

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