Beginn des Konklaves: Das erwarten Katholiken vom neuen Papst

Konklave beginnt in Rom:Das erwarten Katholiken vom neuen Papst

von Cengiz Ünal
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133 Kardinäle entscheiden ab heute im Vatikan, wer von ihnen Papst wird. Wir haben katholische Menschen gefragt, welche Erwartungen sie an das neue Kirchenoberhaupt haben.

Kirche 2.0
Was erwarten Gläubige vom nächsten Oberhaupt ihrer Kirche? Ein Stimmungsbild unter liberalen Katholiken in Nordrhein-Westfalen.07.05.2025 | 1:46 min
Es ist ein strenges Ritual, das heute hinter uralten römischen Mauern beginnt: Das Konklave. Die Wahl des neuen Papstes. Die aus aller Welt angereisten Kardinäle stimmen in der Sixtinischen Kapelle ab - von der Außenwelt abgeschottet - bis das Ergebnis feststeht.
Bis durch die Verbrennung der Stimmzettel weißer Rauch aus dem Schornstein gen Himmel steigt. Doch wie wird der Neue sein? Progressiv oder traditionell? Liberal oder konservativ?
Die Sixtinische Kapelle vorbereitet für das Konklave zur Wahl des neuen Papstes.
Knapp zweieinhalb Wochen nach dem Tod von Papst Franziskus beginnt das Konklave. Nach einem Gottesdienst ziehen die 133 wahlberechtigten Kardinäle in die Sixtinische Kapelle ein.07.05.2025 | 0:18 min

Junge Katholiken: Strukturelle Änderungen umsetzen

Simon, Berit und Jonas engagieren sich ehrenamtlich in der katholischen Kirche in Leverkusen. Regelmäßig treffen sich die Jugendlichen, um Veranstaltungen zu organisieren und über ihren Glauben zu diskutieren. Mit dem verstorbenen Papst Franziskus sei neuer Geist reingekommen in die Kirche. Sie hoffen, dass der neue Papst die Tradition übernimmt und haben klare Erwartungen: "Er sollte das Thema Klimagerechtigkeit weiter forcieren", sagt Jonas.

Ich denke, das ist ein Thema, das uns alle sehr betrifft, die Schöpfung zu bewahren, und da sollte auf jeden Fall viel passieren.

Jonas

Die Infografik zeigt woher die Kardinäle kommen, die den Papst wählen. Von 252 Kardinälen sind 135 wahlberechtigt, weil sie zum Todeszeitpunkt von Papst Franziskus jünger als 80 Jahre waren. 133 Kardinäle sind zur Wahl des neuen Papstes nach Rom gereist. Aus Europa kommen 52 Kardinäle, aus Afrika 17, Asien 23, Ozeanien 4, Mittel- und Südamerika 21 und Nordamerika 16.
Berit ist 21, geht gerne in die Kirche, fühlt sich aber als junge Frau oft nicht verstanden. "Ich hätte gern einen weltoffenen, modernen Papst, der sich für eine bunte Kirche einsetzt, der wirklich alle Leute ansprechen möchte." Simon wünscht sich eine glasklare Positionierung gegen Missbrauch:

Der neue Papst muss entschieden handeln und strukturelle Änderungen umsetzen, um die dunklen Wolken von unserer Kirche zu befreien, nicht zuletzt hier im Erzbistum Köln.

Berit

Pfarrer will mehr Respekt - "unabhängig vom Lebensstil"

Bunt, tolerant und offen für alle, die sich lieben. So soll Kirche sein. Das wünscht sich auch Pfarrer Herbert Ullmann von der St. Lambertus-Gemeinde in Mettmann. Er hatte vor zwei Jahren einen besonderen Segen für alle sich liebenden Paare ausgesprochen, darunter war auch ein homosexuelles Paar. Nach einer anonymen Beschwerde beim Vatikan wurde er vom Kölner Kardinal Woelki abgemahnt. Das wiederum löste massiven Protest aus.
Katholiken gedenken dem Papst
Nach dem Tod von Papst Franziskus fragen sich viele, wie es mit der katholischen Kirche weitergeht. Die Zahl der Austritte bleibt hoch. Viele trauen der Kirche keinen tiefgreifenden Wandel zu.26.04.2025 | 4:59 min
Dabei zeigte sich der verstorbene Papst Franziskus als Türöffner für Reformen, sagt Ullmann. Für ihn sei entscheidend gewesen, ob jemand "Gott sucht und einen guten Willen" habe. Vom neuen Papst erhofft sich der 65-Jährige, dass er auch ein Menschenfreund ist. "Unabhängig von ihrem Lebensstil, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, unabhängig zu den Brüchen, die ein Mensch eben auch in seinem Leben erfährt."

Maria 2.0: Kirchenämter für Frauen öffnen

Die katholische Frauenorganisation Maria 2.0 will, dass alle Kirchenämter auch Frauen geöffnet werden. Sie könnte sich sogar eine Päpstin vorstellen. Klingt erstmal provokant. Ihre Message ist aber: Der Vatikan soll sich für mehr Frauen- und Menschenrechte einsetzen. Weltweit, aber auch innerhalb der katholischen Kirche. "Seit 2.000 Jahren sind die Männer an der Macht", sagt die Mitgründerin von Maria 2.0, Maria Mesrian.

Warum sollen Frauen nicht weniger das Wort Gottes verkünden können als Männer?

Maria Mesrian, Maria 2.0

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3D-Grafikvideo zum Konklave in Rom21.04.2025 | 1:28 min
Franziskus habe in seiner Amtszeit zwar viele Tabus gebrochen, so Mesrian, es werde heute anders über Diskriminierung von Frauen oder Minderheiten gesprochen. Aber: "Ich befürchte nun, dass der neue Papst eher das Rad zurückdreht." Zudem sei das männerdominierte System ein Vorbild für alle autokratischen Systeme.
Wie lange das Konklave dauern wird, ist unklar. Mit dem neuen Oberhaupt wird sich möglicherweise auch die Richtung der gesamten katholischen Kirche verändern.
Cengiz Ünal berichtet aus dem ZDF-Landesstudio in Nordrhein-Westfalen.

Robert F. Prevost aus USA
:Papst Leo XIV. gewählt - alle Entwicklungen

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