Stromsteuer und Mütterrente: Was Union und SPD beschlossen haben

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Stromsteuer und Mütterrente:Was der Koalitionsausschuss beschlossen hat

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Welche Entlastungen kommen wirklich - und für wen? Ein Überblick, worauf sich die Koalitionäre bei Stromsteuer, Mütterrente und Rentenreform geeinigt haben.

Fontänen plätschern vor dem Bundeskanzleramt, aufgenommen am 21.05.2025
Im Kanzleramt trafen sich am Mittwochabend die Spitzen der Koalitionsparteien.
Quelle: Imago

Die Koalitionsspitzen von CDU, CSU und SPD haben sich nach fünfstündigen Verhandlungen am Mittwochabend nicht auf eine zusätzliche Senkung der Stromsteuer auch für Haushalte verständigt. Dem Ergebnispapier zufolge bleibt es bei den bisherigen Planungen.
Schneller als bislang geplant soll dagegen die erweiterte Mütterrente kommen: Statt 2028 soll sie bereits 2027 greifen. Die Ergebnisse des Koalitionsausschusses im Überblick.

Was wurde zur Stromsteuer beschlossen?

Die Stromsteuer soll vorerst für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht so stark gesenkt werden wie ursprünglich versprochen. Im Koalitionsvertrag hatte Schwarz-Rot eigentlich vereinbart: "Für schnelle Entlastungen um mindestens fünf Cent pro kWh (Kilowattstunde) werden wir in einem ersten Schritt die Stromsteuer für alle so schnell wie möglich auf das europäische Mindestmaß senken und die Übertragungsnetzentgelte reduzieren."
SGS Wiesel Schmiese
Schwarz-Rot bemühte sich um Harmonie und eine Lösung für die Stromsteuersenkung. Mehr Entlastung für Endverbraucher ist erstmal nicht in Sicht. Aus Berlin: Wulf Schmiese.03.07.2025 | 2:22 min
Wie es in dem Ergebnispapier nach den Beratungen bei Kanzler Friedrich Merz (CDU) nun heißt, sollen weitere Entlastungsschritte zwar folgen - vor allem für Verbraucher sowie die gesamte Wirtschaft. Aber eine entscheidende Einschränkung nennen die Koalitionäre: Finanzielle Spielräume müssten dafür bestehen.
Die Stromsteuer-Senkung für die Industrie, Land- und Forstwirtschaft soll "verstetigt" werden. Offen geblieben war bis zuletzt, wie eine Senkung der Stromsteuer für alle Betriebe und Verbraucher finanziert werden kann - das würde laut Finanzministerium 2026 rund 5,4 Milliarden Euro zusätzlich kosten. Merz hatte vor dem Treffen in einem Interview gesagt: "Wenn wir mehr tun können für die privaten Haushalte, dann werden wir das tun."
CDU--Haushaltsexperte Mathias Middelberg im Gespräch mit ZDF-Mima-Moderatorin Mirjam Meinhardt
Laut CDU-Haushaltsexperte Middelberg sei nicht abzusehen gewesen, dass es finanziell nicht für eine Absenkung der Stromsteuer für alle reichen würde.02.07.2025 | 5:27 min

Welche neuen Pläne gibt es für die Mütterrente?

Die ausgeweitete Mütterrente soll bereits zum 1. Januar 2027 starten - und damit ein Jahr früher als zunächst angenommen. Im Ergebnispapier von Union und SPD heißt es:

Sofern eine technische Umsetzung erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist, wird die Mütterrente rückwirkend ausgezahlt.

Ergebnispapier von Union und SPD

Die Rentenversicherung hatte den Mitgliedern des Gremiums zuletzt schriftlich mitgeteilt, dass eine Umsetzung wegen umfassender individueller Anspruchsprüfungen erst Anfang 2028 möglich sei. Bei der ausgeweiteten Mütterrente - einem von der CSU geforderten Projekt - soll die anerkannte Kindererziehungszeit in der gesetzlichen Rentenversicherung künftig auch für vor 1992 geborene Kinder verlängert werden.

Welche weiteren Beschlüsse gibt es zur Rente?

"Die Komponenten Verlängerung der Haltelinie für das Rentenniveau sowie Mütterrente werden mit dem vorliegenden Rentenpaket 2025 als erster Schritt umgesetzt", bekräftigen die Koalitionäre.
Bärbel Bas spricht und gestikuliert
Arbeitsministerin Bärbel Bas will die Rente reformieren - dazu gehören etwa neue Erwerbsmöglichkeiten für Rentner oder mehr Geld für Mütter. Doch an den Plänen gibt es auch Kritik.26.06.2025 | 1:40 min
Bundessozialministerin Bärbel Bas, die als SPD-Chefin zum ersten Mal beim Koalitionsausschuss dabei war, hatte bereits einen entsprechenden Entwurf vorgelegt. Das Absicherungsniveau der Rente soll bis 2031 bei 48 Prozent stabilisiert werden. Die Renten sollen dadurch nicht hinter die Lohnentwicklung in Deutschland zurückfallen. Bas rechnet mit steigenden Kosten für das gesamte erste Rentenpaket auf 11,2 Milliarden Euro bis 2031.
Zudem bekräftigen die Koalitionäre ihre weiteren Rentenpläne:

Der zweite Teil des Rentenpakets bestehend aus Aktivrente, Frühstartrente sowie Betriebsrentenstärkungsgesetz wird im Herbst im Kabinett beschlossen und soll (mit Ausnahme der Frühstartrente) zum 1. Januar 2026 umgesetzt werden.

Ergebnispapier von Union und SPD




Gibt es weitere Entscheidungen in Energiefragen?

Beim Thema Energie verweisen Union und SPD insgesamt auf die Beschlüsse des Kabinetts von vergangener Woche. Das Kabinett hatte Entlastungen zum 1. Januar bei den Netzentgelten sowie die Abschaffung der Gasspeicherumlage für Gaskunden auf den Weg gebracht.

Wie viel Entlastung bringen die Beschlüsse?

Im Ergebnispapier rechnen Union und SPD vor, was der bestehende Kabinettsbeschluss an Entlastungen bringt: In der Jahreswirkung kommen sie auf eine Entlastung von rund zehn Milliarden Euro für Verbraucher sowie die Wirtschaft.
Alle Verbraucher würden um bis zu drei Cent pro kWh entlastet. Für eine vierköpfige Familie seien das bis zu 100 Euro pro Jahr. Laut Koalitionsvertrag sollen es fünf Cent pro kWh sein.
andre-berghegger
Die Bundesregierung hat ein erstes milliardenschweres Steuerpaket zur Entlastung der Wirtschaft beschlossen. "Wir müssen alle unseren Beitrag leisten", so André Berghegger (Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes).04.06.2025 | 3:50 min

Welche Kritik gibt es nach dem Koalitionsausschuss?

Die Vorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, sprach nach dem Spitzentreffen im Kanzleramt von einem "fatalen Signal". Sie kritisierte, dass die Koalition die Stromsteuer vorerst nur für die Industrie senken will, aber nicht auch für Verbraucher. "Gerade in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten brauchen sie spürbare Entlastungen", sagte Engelmeier der Deutschen Presse-Agentur.

Wenn Bundeskanzler Merz sagt, es gehe nicht mehr, weil das Geld fehle, sei daran erinnert: Klimaschädliche Subventionen wie Diesel- und Dienstwagenprivilegien kosten den Staat jedes Jahr rund 23,5 Milliarden Euro.

Michaela Engelmeier, SoVD-Vorsitzende

Sie forderte: "Hier könnte man ansetzen, statt erneut die Menschen mit kleinen Einkommen im Stich zu lassen."
Quelle: dpa, Reuters

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