Arrow 3: Bundeswehr baut Luftabwehr am Standort Holzdorf aus

Raketenabwehrsystem geht in Betrieb:Arrow 3: Zeitenwende im Osten

von Marcus Groß

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Der Fliegerhorst Schönewalde/Holzdorf wird zum größten Bundeswehrstandort im Osten Deutschlands ausgebaut. Heute nahm die Luftwaffe dort das Raketenabwehrsystem Arrow 3 in Betrieb.

Das Abschussgerät des neuen Raketenabwehrsystems Arrow 3 steht nach der Inbetriebnahme vor dem Radom in der Annaburger Heide.

Das Raketenabwehrsystem Arrow 3 ist heute in Schönewalde/Holzdorf in Betrieb gegangen. Damit will die Bundeswehr eine Lücke in der deutschen Luftraumverteidigung schließen.

03.12.2025 | 1:44 min

Rund 80 Kilometer südlich von Berlin liegt der Luftwaffenstützpunkt Schönewalde/Holzdorf. Mitten durch die Start- und Landeflächen des Fliegerhorstes verläuft die Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Seit Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2022 - nur drei Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine - die "Zeitenwende" ausgerufen hat, ist in der strukturschwachen Region vieles in Bewegung geraten.

Archiv: Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, beantwortet die Fragen der Medienvertreterinnen und Medienvertreter nach seinem Besuch in der Führungsakademie der Bundeswehr in der Clausewitz-Kaserne am 27.10.2023, Hamburg

Nicht nur bei der Raketenabwehr, auch beim Personal soll sich etwas bewegen: Die Bundeswehr braucht für die neuen Nato-Planungsziele bis zu 60.000 Soldaten zusätzlich, sagt Verteidigungsminister Pistorius.

05.06.2025 | 8:07 min

Arrow 3: Moderne Luftverteidigung für Deutschland

Im Mittelpunkt steht dabei die Stationierung des Raketenabwehrsystems Arrow 3. Holzdorf soll einer von drei Standorten in Deutschland werden, an denen das System installiert wird. Am Mittag hat die Luftwaffe die sogenannte "Anfangsbefähigung" des Systems erklärt, das heißt, erste Elemente wurden in Betrieb genommen.

Arrow 3 dient der Abwehr von feindlichen Mittel- und Langstreckenraketen und kann diese außerhalb der Erdatmosphäre abfangen. Mit einer Reichweite von bis zu 2.400 Kilometern und Flughöhen von bis zu 100 Kilometern verschafft das System der Bundeswehr erstmals die Fähigkeit zur Frühwarnung und Abwehr ballistischer Bedrohungen. Entwickelt wurde Arrow 3 gemeinsam von Israel und den USA. Ab dem Jahr 2030 soll es vollständig einsatzbereit sein - als Teil des geplanten europäischen Raketenabwehrschirms "European Sky Shield Initiative".

Grafik Raketenabwehr Arrow 3. Radareinheit entdeckt und verfolgt gegnerische Raketen. Kontrollzentrum berechnet die Flugbahn der Rakete. Raketeneinheit startet die Abwehrrakete.

Das ist die Raketenabwehr Arrow 3.

Quelle: ZDF

Holzdorf: Bundeswehr baut Standort aus

Der Fliegerhorst Holzdorf soll künftig eine zentrale Rolle bei der Verteidigung Deutschlands und Europas übernehmen, betont Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen aus Sachsen-Anhalt Anfang der Woche:

"Wenn man sieht, was momentan in Europa passiert, wenn man sieht, dass jede Nacht Zivilisten angegriffen werden, Menschen sterben, dann muss uns das natürlich auch zeigen, dass wir diese Verteidigungsfähigkeit - und darum geht es, sie steht übrigens auch bei uns im Koalitionsvertrag - für unsere Heimat brauchen", so Woidke. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärt:

Ich bin sehr dankbar für diesen Schutzschirm, den wir hier aufgebaut bekommen. Damit lebe ich im sichersten Teil Deutschlands.

Reiner Haseloff, Ministerpräsident Sachsen-Anhalt (CDU)

Symbolbild Drohnenabwehr

Die EU-Mitgliedsstaaten sollen ihre Drohnenabwehr verbessern. Darüber haben die Nato-Verteidigungsminister am 15.10.25 in Brüssel beraten. Anlass waren die jüngsten Drohnenvorfälle.

16.10.2025 | 0:21 min

Transporthubschrauber sollen Kontingent ergänzen

In den kommenden Jahren sollen am Standort Holzdorf rund 700 Millionen Euro investiert werden. Die Zahl der Beschäftigten der Bundeswehr wird schrittweise von derzeit 1.800 auf etwa 2.500 Soldatinnen und Soldaten steigen.

Zudem wird der Standort deutschland- und europaweit die größte Konzentration von Transporthubschraubern des Typs CH-47F Chinook erhalten. 47 dieser Maschinen sollen in Holzdorf stationiert werden. Die Chinook gilt als Arbeitstier unter den Militärhubschraubern: Sie kann Personal, Fahrzeuge und schweres Gerät auch in unwegsames Gelände bringen und ist für Auslandseinsätze und Katastrophenhilfe gleichermaßen geeignet.

Militärflugzeug

Der Militärflughafen in Holzdorf soll für die Luftabwehrrakete Arrow 3 ausgestattet werden. Damit soll eine Lücke in der Luftverteidigung geschlossen werden. Doch das Raketenabwehrsystem bleibt umstritten.

25.03.2025 | 2:01 min

Wirtschaftliche Hoffnungen und politische Befürchtungen

An den Ausbau knüpfen die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg große wirtschaftliche Hoffnungen. "Wir wissen, was das alles wert ist - auch wirtschaftspolitisch", sagt Haseloff.

Die zwei Länder setzen auf neue Arbeitsplätze, Zuzug und steigende Kaufkraft in einer wirtschaftsschwachen Region. So investiert Brandenburg rund 100 Millionen Euro - unter anderem in Straßen, Bahnstrecken, Kitas, Horte und Schulen. Auch Wohnungsbau und Standortmarketing sind Teil des regionalen Entwicklungsprogramms.

Ost-Ministerpräsidenten Konferenz

Zum Treffen der ostdeutschen Regierungschefs Ende September 2025 kamen auch Kanzler Merz und Verteidigungsminister Pistorius. Weil die Industrie im Osten kriselt, liegen Hoffnungen hier auf der Rüstungsindustrie.

25.09.2025 | 1:49 min

Doch der Ausbau des Bundeswehrstandortes ist nicht unumstritten. Die Linke warnt vor einer "Aufrüstungsspirale". Man verbrenne Milliarden für Aufrüstung und produziere dadurch eher Unsicherheit als Schutz, sagte der Vizepräsident des Landtags von Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert (Linke).

Auch innerhalb der Koalition in Brandenburg gibt es tiefe Gräben: Während Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) den Ausbau ausdrücklich unterstützt, hält der stellvertretende Ministerpräsident und Minister der Finanzen, Robert Crumbach (BSW), die Stationierung von Arrow 3 für einen "teuren Fehler".

Marcus Groß berichtet aus dem ZDF-Landesstudio in Brandenburg.

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Quelle: dpa

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Über dieses Thema berichtete die ZDF heute-Sendung um 19 Uhr.

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