Bundeswehr fliegt erstmals Manöver in Neuseeland

Gemeinsame Übung:Bundeswehr fliegt erstmals Manöver in Neuseeland

Porträt von Johannes Hano, ZDF-Auslandsstudioleiter in Singapur

von Johannes Hano, Blenheim

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Die Bundeswehr will die Zusammenarbeit mit Partnern im Indopazifik ausbauen. Ein Geschwader der Luftwaffe reiste daher zu einer ungewöhnlichen Übung nach Neuseeland.

A400 Flugzeug

Die Bundeswehr auf besonderer Mission in Neuseeland. Mit zwei Transportern vom Typ A400 übt sie dort extremen Tiefflug, um feindlichem Radar oder Luftabwehrstellungen zu entgehen.

15.11.2025 | 2:42 min

Sieben Tage und knapp 20.000 Kilometer waren sie unterwegs, von ihrem Heimatstützpunkt in Wunstorf bei Hannover nach Blenheim auf der Südinsel Neuseelands - zwei Airbus A400M vom Transportgeschwader 62 der deutschen Luftwaffe. Eine ungewöhnliche Strecke. Weiter kann man kaum fliegen.

Blenheim ist nicht ganz, aber fast der Antipode von Wunstorf auf der anderen Seite der Welt. Angesichts der Krisen und militärischen Herausforderungen in Europa stellt sich die Frage: Warum muss die Luftwaffe der Bundeswehr in diesen Zeiten so fern ab der Heimat im Südpazifik Übungen fliegen?

Vom anderen Ende der Welt zur Nato-Ostflanke?

Der Kommodore des Geschwaders, Oberst Markus Knoll, hat gleich mehrere Antworten darauf. Allein die Verlegung in den Südpazifik sei ein großer Schritt für die deutsche Luftwaffe, so der Kommodore:

Wenn wir es schaffen, die taktischen Fähigkeiten hier unten zu projizieren, also von uns aus gesehen am anderen Ende der Welt, dann schaffen wir das überall auf der Welt, insbesondere an der Nato-Ostflanke.

Markus Knoll, Kommodore des Transportgeschwaders 62

Von Wunstorf, dem Stützpunkt des Geschwaders, ging es über den Atlantik und die Azoren weiter nach Charleston und San Francisco in den USA, dann über den Pazifik nach Hawaii, über die Fidschi-Inseln und schließlich nach Blenheim. Zehn Tage läuft die Übung schon.

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Oberst: Landschaft "haben wir so noch nicht erlebt"

Das Fliegen hier sei etwas ganz Besonderes, kaum zu vergleichen mit anderen Orten auf der Welt, meint Oberst Knoll:

Hier ist praktisch die ganze Welt an einem Fleck versammelt, was Landschaftstypen angeht. Insbesondere das Gebirge, Tiefflug im Gebirge, Formationsflug - das haben wir so noch nicht erlebt, auch die alten Hasen nicht.

Markus Knoll, Kommodore des Transportgeschwaders 62

Bei der Übung geht es aber nicht nur darum zu zeigen, dass die deutsche Luftwaffe, die in der Vergangenheit viel Spott über sich ergehen lassen musste, wieder in der Lage ist, komplexe taktische Aufgaben zu übernehmen. Es geht auch darum, Dinge zu üben, die in Deutschland auch aus Sicherheitsgründen nicht möglich sind. Zum Beispiel im extremen Tiefflug feindlicher Luftabwehr zu entgehen.

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Übung zusammen mit neuseeländischer Air Force

"Wir können hier nochmal ein gutes Stück tiefer fliegen als in Deutschland", erklärt Oberst Knoll. In Deutschland betrage das Limit 500 Fuß (rund 152 Meter), während die Flieger in Neuseeland auf 300 Fuß (94 Meter) runtergehen könnten. "Der Luftraum ist deutlich freier, sodass wir uns auf unsere Übungsinhalte konzentrieren können und nicht alle 20 Meilen einem Sportflugplatz einer Stadt oder etwas anderem ausweichen müssen."

Hier können wir uns auf das taktische Szenario konzentrieren.

Markus Knoll, Kommodore des Transportgeschwaders 62

Zum Übungsauftrag gehört auch die Zusammenarbeit mit den neuseeländischen Streitkräften, die nicht der Nato angehören. Geübt wird der Abwurf von Lasten und das Absetzen neuseeländischer Spezialeinheiten.

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14.11.2025 | 2:11 min

Deutschland sucht nach neuen Allianzen

Deutschland will nicht länger geopolitischer Trittbrettfahrer sein, sucht nach Verbündeten im Indopazifik, einer Region, die für die deutsche Wirtschaft überlebenswichtig ist, in der China immer aggressiver auftritt und die USA eigene Interessen verfolgen.

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30.10.2025 | 42:19 min

Thorsten Poschwatta, Kommandeur der deutschen Luftwaffe, formuliert das so:

Wenn wir uns diese geopolitischen Differenzen anschauen, die wir hier im Indopazifik haben, dann ist es für uns unheimlich wichtig, auch für unseren Handel, dass die Straßen offen bleiben.

Thorsten Poschwatta, Kommandeur der deutschen Luftwaffe

Dieses Ziel sei nur gemeinsam mit Partnern zu erreichen, so Poschwatta.

Luftwaffen sehen gemeinsame Übung als Erfolg

Die militärische Zusammenarbeit mit Deutschland im Indopazifik sei auch für das kleine Neuseeland von enormer Bedeutung sagt, Derryn Webb, Air Chief der neuseeländischen Luftwaffe, die seit 2001 über keine eigenen Kampfjets mehr verfügt. Dafür aber über Spezial- und Logistikeinheiten, die sich in der Region bestens auskennen.

Diese Beziehung aufzubauen und gemeinsam zu üben, bedeutet, dass wenn wir eines Tages zusammenarbeiten müssen, wir das dann auch schnell und effektiv tun können.

Thorsten Poschwatta, Kommandeur der deutschen Luftwaffe

Noch bis zum ersten Dezember übt die deutsche Luftwaffe mit der neuseeländischen Air Force und ihren Unterstützungskräften. Aus Sicht des Militärs beider Länder ist diese gemeinsame Übung in unruhigen Zeiten ein Erfolg. Hier unten, am anderen Ende der Welt.

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