Bundestag gedenkt Kriegsende

Gedenken an Kriegsende:Klöckner: Moskau missbraucht die Geschichte

Dominik Rzepka
von Dominik Rzepka
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Bundestagspräsidentin Klöckner wirft Russland wegen Siegesparaden in Moskau Missbrauch der Geschichte vor. Das Gedenken dort solle den Krieg gegen die Ukraine heute rechtfertigen.

Berlin: Julia Klöckner (CDU), Bundestagspräsidentin, spricht in der Gedenkstunde zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs im Bundestag.
Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland bedingungslos. Zur Gedenkstunde im Bundestag waren wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine kein Vertreter der russischen Föderation und Belarus geladen.08.05.2025 | 3:13 min
Russlands Krieg gegen die Ukraine überschattet die Gedenkstunde im Bundestag anlässlich des Kriegsendes vor 80 Jahren. Bundestagpräsidentin Julia Klöckner kritisiert Russland in ihrer Rede mit scharfen Worten.
"Wir werden morgen in Moskau wieder Siegesparaden sehen, die im Namen der Befreier von damals den Krieg gegen die Ukraine heute rechtfertigen sollen", so Klöckner.

Was für ein Missbrauch der Geschichte.

Julia Klöckner, Bundestagspräsidentin

Auf der Regierungsbank im Bundestag applaudieren der neue Außenminister Johann Wadephul (CDU) sowie Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Auch Kanzler Friedrich Merz (CDU) klatscht.
Die sowjetische Flagge wird auf der Ruine des Reichstages geschwenkt
Am 25. April 1945 ist die Hauptstadt Berlin von sowjetischen Truppen eingekesselt. Zwei Wochen später kapituliert die Wehrmacht. Eine Chronologie der Ereignisse.29.04.2025 | 1:29 min

Klöckner fordert Verteidigungsfähigkeit

Klöckner erinnert auch an Kriegsverbrechen in der ukrainischen Stadt Butscha. Sie gedenkt Frauen, die Opfer von sexualisierter Kriegsgewalt geworden sind. Und sie sagt, Frieden habe lange als unantastbar gegolten.
Nun aber müsse man umdenken. Klöckner ruft in ihrer Rede zum Ende des Zweiten Weltkriegs dazu auf, angesichts der aktuellen Lage kriegstüchtig zu werden, ohne diesen Ausdruck selbst zu verwenden. Aber sie sagt:

Wer befreit wurde, der ist auch verpflichtet zu verteidigen. Die Freiheit. Das ist der Auftrag des 8. Mai.

Julia Klöckner, Bundestagspräsidentin

Friedrich Merz mit einer Bischhöfin, einem Bischof, einer Prälatin und einem Prälat vor der Gedächtniskirche in Berlin
Anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs vor achtzig Jahren fand am Morgen ein ökumenischer Gottesdienst in Berlin statt. Am Mittag folgt eine Gedenkstunde im Bundestag.08.05.2025 | 0:27 min

Steinmeier wirft Kreml Lügen vor

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirft dem Kreml "Geschichtslügen" vor. "Auch wenn das morgen bei den Siegesfeiern in Moskau wieder behauptet wird: Der Krieg gegen die Ukraine ist eben keine Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus", so Steinmeier.

Putins Angriffskrieg, sein Feldzug gegen ein freies, demokratisches Land, hat nichts gemein mit dem Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

"Diese Geschichtslüge ist nichts als eine Verbrämung imperialen Wahns, schweren Unrechts und schwerster Verbrechen", so Steinmeier.
ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Ines Trams
Den russischen Botschafter nicht zur Gedenkstunde des Kriegsende in Berlin zu laden sei ein klares Signal, so Ines Trams. Steinmeier werde in seiner Rede den Kreml erwähnen.08.05.2025 | 1:29 min

"Die Rote Armee hat Auschwitz befreit"

Zuvor hatte Steinmeier den alliierten Soldaten und den europäischen Widerstandsbewegegungen gedankt: "Am 8. Mai 1945 wurden wir befreit." Steinmeier erinnert an eine Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der den 8. Mai einen Tag der Befreiung genannt hatte.

Unser Dank gilt Amerikanern, Briten, Franzosen und all denen, die mit ihnen den Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror führten.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Steinmeier erwähnt auch den Beitrag der Roten Armee: "Russen, Ukrainer, Weißrussen und alle, die in ihr gekämpft haben." Mindestens 13 Millionen dieser Soldaten und noch einmal so viele Zivilisten hätten ihr Leben verloren. "Die Rote Armee hat Auschwitz befreit. All das vergessen wir nicht."
Mann bei einer Straßenumfrage in Erfurt
Am 8. Mai 1945, endete der 2. Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Wir haben Menschen in Thüringen und Nordrhein-Westfalen nach ihrem Blick auf den Gedenktag gefragt.08.05.2025 | 1:06 min

Verurteilung von Antisemitismus

In seiner Rede wendet sich Steinmeier auch dagegen, einen sogenannten Schlussstrich unter die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg zu ziehen, ein Seitenhieb auf die AfD. Und er verurteilt jegliche Form von Antisemitismus heute.

Es ist unerträglich wenn sich Jüdinnen und Juden nicht mehr sicher fühlen in unserem Land.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

An der Gedenkstunde im Bundestag haben die Spitzen des Staates teilgenommen, darunter auch der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). In ganz Deutschland wird an diesem Donnerstag des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren gedacht.

Woran am 8. Mai erinnert wird

Auf mehrere Teilkapitulationen - wie in Berlin am 2. Mai 1945 - folgte am 7. Mai 1945 die Unterzeichnung der bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte. Am 8. Mai wurden alle Kampfhandlungen in Deutschland eingestellt. Somit endete der Zweite Weltkrieg in Europa.
Insgesamt kamen im Laufe des von Deutschland begonnenen Krieges mehr als 60 Millionen Menschen ums Leben. Allein dem Holocaust fielen rund sechs Millionen Juden zum Opfer.

Doku | Terra X History
:Roadtrip 1945 – Dreiteilige Doku

Der britische Soldat Manfred Gans durchquert 1945 Trümmerdeutschland, um seine ins KZ verschleppten Eltern zu finden. Mirko Drotschmann folgt seinen Spuren.
Mirko Drotschmann vor einem Geländewagen, neben ihm eine grafisch illustrierte Darstellung von Manfred Gans alias Freddie Gray, der Protagonist der dreiteiligen Doku.

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