Petitionen und Regeln:Wie es um ein Böllerverbot in Deutschland steht
von Markus Aust
Alle Jahre wieder kurz vor Silvester wird über ein Böllerverbot diskutiert. Es gibt einige Petitionen gegen die Knallerei. Kann ein Verbot kommen? Welche Regeln gelten jetzt schon?
Ein allgemeines Böllerverbot? Pyrotechniker sehen das erwartungsgemäß kritisch. Doch immer mehr Konsumenten können sich mit einem Verbot anfreunden.
12.12.2025 | 1:45 minWie ist der Stand bei Petitionen für ein Böllerverbot?
Diverse Akteure engagieren sich seit langem für eine härtere Regulierung, unter anderem die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin. Deren Petition "Bundesweites Böllerverbot, jetzt!" haben auf der Online-Plattform innn.it mittlerweile über 2,3 Millionen Menschen unterschrieben. Die GdP Berlin spricht von "der größten Petition, die jemals in Deutschland gestartet wurde".
Darüber hinaus gibt es die Petition "#böllerciao", hinter der knapp 60 Organisationen, vorwiegend aus Umwelt- und Tierschutz sowie Ärztekammern, stehen. Unter Federführung der Deutschen Umwelthilfe hat sich das Bündnis bereits vor rund acht Jahren geformt und wächst seitdem stetig an.
Warum fordern die Organisationen ein Böllerverbot?
So vielfältig wie die teilnehmenden Organisationen sind auch ihre Motive. Durch das Abbrennen der Sprengkörper werden enorme Mengen an Feinstaub freigesetzt, der nicht nur die Umwelt belastet, sondern besonders bei Kindern Atemwegsprobleme hervorrufen kann.
"Silvester entwickelt sich seit Jahren in die falsche Richtung", kommentiert der Chef der Polizeigewerkschaft, Jochen Kopelke. Doch die Politik betrachtet die Verbotsfrage "auf regionaler Ebene".
10.12.2025 | 6:46 minZudem gehen mit dem Zündeln zum Jahreswechsel Unfälle einher. Allein in der Silvesternacht vor einem Jahr sind fünf Menschen durch Böller getötet worden, hunderte weitere wurden verletzt. Außerdem lösen die Knallgeräusche bei Haustieren Stress, mitunter bis zu Todesangst, aus.
Wäre ein Böllerverbot in Deutschland rechtlich überhaupt möglich?
Klares Ja. Denn: Genau genommen gibt es das bereits. Das Sprengstoffrecht unterscheidet sogenannte pyrotechnische Gegenstände nach ihrer Gefährlichkeit. Wunderkerzen oder Tischfeuerwerk beispielsweise fallen unter die Kategorie F1 und sind für Jugendliche ab zwölf Jahren das ganze Jahr über frei käuflich.
Typische Raketen, Böller oder Batterien fallen unter die Kategorie F2. Privatpersonen dürfen diese Sprengkörper nach § 23 Sprengstoffverordnung zwischen dem 2. Januar und dem 30. Dezember nicht abbrennen. An gleicher Stelle im Gesetzestext ist für Silvester und Neujahr extra eine Ausnahme für volljährige Personen verankert. Genau diesen Passus möchten Böller-Gegner streichen lassen.
Alle Jahre wieder wird Ende Dezember über das Für und Wider von Silvester-Böllerei diskutiert. Der Blick auf die Umwelt, die Verletzungsgefahr und den Tierschutz.
21.12.2024 | 29:47 minWelche Regeln gelten im Ausland?
In einigen europäischen Ländern wurden die Regeln zuletzt verschärft. In diesem Jahr beschloss Tschechien ein landesweites Böllerverbot im Umkreis von 250 Metern um bestimmte Einrichtungen wie zum Beispiel Krankenhäuser.
Die Niederlande gehen noch einen Schritt weiter: Zum Jahreswechsel 2026/27 gilt ein landesweites Böllerverbot. Ähnlich hat es auch Rumänien verordnet, mit Strafen von umgerechnet bis zu 1.500 Euro. In Frankreich, Österreich, Italien, Irland und der Schweiz gelten bereits strengere Regeln als in Deutschland.
Drohnen statt Böller: Projektmanager François Nouchet bietet mit atemberaubenden Hightech-Shows eine umweltfreundliche Alternative zum klassischen Feuerwerk. Mima-Reporter Ferdinand Ruppert hat ihn in Frankreich bei den Vorbereitungen begleitet.
30.12.2024 | 3:27 minWie argumentieren Gegner eines Böllerverbots?
Ein flächendeckendes Böllerverbot würde allen das Böllern untersagen und für viele gehören Raketen am Neujahrshimmel einfach zu Silvester. Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk verweist darauf, dass schwere Verletzungen überwiegend durch Feuerwerk der Kategorien F3 und F4 stammen. Zur Kategorie F4 zählen z.B. sogenannte "Kugelbomben".
Diese Feuerwerkskörper dürfen bereits jetzt nicht an Privatpersonen verkauft werden, kursieren aber illegal. Hier würde ein Verbot der klassischen Silvesterböller wenig Abhilfe schaffen. Der Verband fordert, dass "die Verbreitung illegaler Pyrotechnik eingedämmt wird", beispielsweise durch strengere Strafverfolgung.
Rückblick: In der Silvesternacht auf 2025 starben fünf Menschen durch Feuerwerkskörper. Es gab mehrere Verletzte durch sogenannte Kugelbomben. In Berlin wurden auch Häuserfassaden und Autos beschädigt.
02.01.2025 | 2:35 minWie reagiert die Politik auf die Petitionen?
Einige Bundesländer (unter anderem Berlin und Bremen) setzen sich schon länger für ein allgemeines Böller-Verbot ein. Zuständig ist Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU). Im Anschluss an die Innenministerkonferenz Anfang Dezember hieß es, dass sich Dobrindt offen dafür zeige, künftig größere Gebiete als Böllerverbotszonen auszuweisen. Ein pauschales Verbot lehne er aber weiter ab.
Eine Sprecherin teilt auf Anfrage mit, dass das Bundesinnenministerium derzeit mögliche Änderungen der Sprengstoffverordnung prüft. Mit einer Änderung der Regelung ist daher frühstens zum Jahreswechsel 2026/27 zu rechnen.
Markus Aust ist Reporter im ZDF-Landesstudio in Nordrhein-Westfalen.
Mehr zu Feuerwerk und Sicherheit
Zukünftig weniger Silvesterknallen?:Innenminister räumen Böllerverboten mehr Spielräume ein
von Paul Mangermit Video1:40Verletzte in Düsseldorf:Unfall auf Kirmes: Zukunft von Feuerwerk offen
mit Video1:43Großer Feuerball in Kalifornien:Feuerwerksfabrik explodiert - Menschen vermisst
mit Video0:25Silvesterkrawalle in Berlin:Influencer in Untersuchungshaft
mit Video2:35