80 Jahre CSU: Wie die Partei die Bundespolitik erobert hat

80 Jahre CSU:Wie die CSU die Bundespolitik erobert hat

von Simon Pfanzelt und Julian Schmidt-Farrent

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Die CSU feiert 80. Geburtstag: Seit Jahrzehnten rüttelt die bayerische Volkspartei die Bundespolitik auf. Wie kam es dazu und wo stehen die Christsozialen heute?

Archiv: Horst Seehofer mit Markus Söder, aufgenommen am 12.05.2018 in München

Horst Seehofer und Markus Söder: Die CSU stellt seit Jahrzehnten den bayerischen Ministerpräsidenten. (Archivbild)

Quelle: dpa

80 Jahre nach der Gründung der CSU hockt die Landshuter Junge Union im Rhetorik-Seminar und diskutiert über eine Frage: Wie schafft die Partei den Spagat zwischen Stammwählern und Gen Z? Wenn ein alter CSU-Wähler am Wahlkampfstand über seine Rente klage - "dann würde ich ihm gerne ins Gesicht sagen: Ja, du hast zu wenig Kinder gekriegt!", sagt Sebastian Heinze. "Aber das kann ich doch auch nicht machen."

Eine Partei für alle - das war vor 80 Jahren das Credo, mit dem die CSU bald ganz Bayern eroberte. Nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert sich die Partei schnell als eine Kraft, die die unterschiedlichsten Gruppen vereint: Handwerker und Beamte, Landwirte und Professoren, vor allem aber Katholiken und Protestanten.

Eine damals revolutionäre Idee, die zum Erfolgsrezept der CSU wird, sagt Roman Deininger, CSU-Experte und Chefreporter der Süddeutschen Zeitung: "Die CSU hat in ihrer Geschichte viel dafür getan, als volkstümelnde Karikatur ihrer selbst wahrgenommen zu werden. Aber sie war eigentlich immer eine moderne Partei: In der Organisation, aber auch in dem breiten Dach, das sie geboten hat."

 CSU-Vorsitzender Markus Söder spricht im ZDF-Sommerinterview für «Berlin direkt» mit dem Moderator Wulf Schmiese.

Mit dem Vorschlag, ukrainischen Geflüchteten kein Bürgergeld mehr zu zahlen, hat Bayerns Ministerpräsident Söder eine Kontroverse ausgelöst. Aus der Union kommt nicht nur Zuspruch.

04.08.2025 | 2:45 min

CSU entwickelt sich zur Bundespartei

Über die Jahrzehnte vereinnahmt die CSU bayerische Identität und Folklore. Das sichert ihr lange die absolute Mehrheit in Bayern. Seit 1957 stellt sie ununterbrochen den bayerischen Ministerpräsidenten.

Die CSU tut erfolgreich so, als hätte Edmund Stoiber die Alpen aufgefaltet und Franz Josef Strauß den Chiemsee ausgehoben.

Roman Deininger, Chefreporter Süddeutsche Zeitung

Und mit diesem Selbstbewusstsein bestimmt sie auch die Bundespolitik mit. Ihre Doppelrolle als Landes- und Bundespartei verschafft der CSU einen beispiellosen Wettbewerbsvorteil: Wenn die Union im Bund regiert, hat die CSU faktisch ein Vetorecht - ganz anders als alle Landesverbände der CDU.

Alexander Dobrindts Kopf, er kratzt sich unter dem Auge.

Innenminister Dobrindt hat sich mit Amtskollegen zu Beratungen über die europäische Migrationspolitik in München getroffen. Dort bekräftigte er einen deutlich restriktiveren Kurs.

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Scheitern der Kanzlerkandidaten

Doch bundesweit stoßen die CSU-Protagonisten an ihre Grenzen. Mit Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber treten zwei CSU-Männer als Kanzlerkandidaten der Union an - beide scheitern. Die "Laptop und Lederhosen"-Politik findet bundesweit keine Mehrheit.

Doch immer wieder treiben die Christsozialen die CDU vor sich her. Etwa 2013 mit der Pkw-Maut für Ausländer, die später vom Europäischen Gerichtshof kassiert wird. Oder ab 2015 beim Streitthema Migration, bei dem die CSU unter Parteichef Horst Seehofer später beinahe die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU platzen lassen wird.

Archiv: Horst Seehofer am 1.7.2018 in Berlin

Horst Seehofer machte vier Jahrzehnte Politik. Als Innenminister verlässt er nach dieser Legislaturperiode zeitgleich mit Kanzlerin Angela Merkel die große Bühne.

21.09.2021 | 14:41 min

Die CSU zwischen AfD und Freien Wählern

An den Wahlergebnissen daheim ändert das wenig – die absolute Mehrheit scheint in Bayern unerreichbar zu sein. Bei der letzten Landtagswahl 2023 erreichte die CSU nur 37 Prozent. Am Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der Partei hat das wenig geändert:

Wir sehen uns als Anwalt Bayerns in Berlin, aber auch als der schwere, starke, staatstragende Anker, den wir in Bayern für die Demokratie darstellen. Und das wollen wir auch bleiben.

Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender

Doch die Parteienlandschaft hat sich verändert - auch in Bayern. Von rechts greift die AfD an, von links die Grünen. Dazu kommt ein sehr bayerischer Sonderfaktor: die Freien Wähler um Hubert Aiwanger - seit 2018 Koalitionspartner der CSU in Bayern.

Einstimmig für Schwarz-Rot
:CSU-Chef Söder will "machen statt motzen"

An der CSU-Basis und in den Parteigremien finden viele den Koalitionsvertrag besser als erwartet. In Bayern dürfte das Regieren für Markus Söder jetzt aber komplizierter werden.
von Simon Pfanzelt
Markus Söder
mit Video

CSU wird 80: Die letzte Volkspartei?

Für Markus Söder gehe es nicht mehr um die absolute Mehrheit, so Söder-Biograf Deininger, sondern darum, die CSU als Volkspartei zu erhalten: "Es fehlt Söder gewiss nicht an Energie, aber die zündende Idee, wie man es schafft, die hat er auch nicht", so Deininger. Zum 80. Geburtstag, befinde sich die CSU in einer "Situation von historischer Bedrängnis."

Diese Bedrängnis spürt auch die Junge Union in Landshut. Die AfD rückt bei ihnen in Niederbayern auf, die Freien Wähler dicht dahinter. Zeit für einen Strategiewechsel? "Parteien, die auf eine Person ausgerichtet sind, funktionieren nicht", meint Sebastian Heinze. "Ich fände es schön, wenn auch andere Sterne neben Markus Söder glänzen könnten."

Simon Pfanzelt und Julian Schmidt-Farrent berichten aus dem ZDF-Studio in München.

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