Abschiebungen: Bartsch kritisiert Rückführung Minderjähriger

Anfrage der Linksfraktion:Mehr als jede zehnte Abgeschobene ist minderjährig

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Die Zahl abgeschobener Geflüchteter ist laut Innenministerium gestiegen - darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Das "löst kein Problem", kritisiert Linken-Politiker Bartsch.

Menschen besteigen ein Flugzeug der Qatar Airways, vor dem Fahrzeuge der Bundespolizei stehen auf dem Vorfeld am Flughafen Leipzig/Halle.
Zahl der Abschiebungen steigt: Im ersten Halbjahr 2025 gab es laut Bundesinnenministerium 11.800 Abschiebungen - knapp 2.300 mehr als im Vorjahreszeitraum. 25.07.2025 | 0:22 min
Mehr als elf Prozent der im vergangenen Jahr aus Deutschland abgeschobenen Menschen waren Kinder und Jugendliche. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor. Über die Anfrage hatte zuerst das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" berichtet; sie liegt auch dem ZDF vor.
Demnach wurden im vorigen Jahr 20.084 Personen aus Deutschland abgeschoben, 2.316 davon waren zwischen 6 und 17 Jahren alt. Das entspricht einer Quote von 11,5 Prozent.

Zahl der Abschiebungen unter Ampel-Koalition gestiegen

Die Quote ist seit 2022 mit über 11 Prozent stabil. Im ersten Halbjahr 2025 kamen auf 11.807 Abgeschobene demnach 1.345 Kinder und Jugendliche. Das sind 11,4 Prozent.
Anteil abgeschobener Minderjähriger

ZDFheute Infografik

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Die Antwort zeigt gleichwohl, dass die Zahl der Abschiebungen schon in den Jahren der Ampel-Koalition deutlich gestiegen ist - von 12.945 im Jahr 2022 über 16.430 im Jahr 2023 auf 20.084 im Jahr 2024.
Anfang 2024 hatte der Bundestag mit der damaligen Mehrheit von SPD, Grünen und FDP eine Verschärfung der Abschieberegeln Geflüchteter beschlossen. Zuständig für Abschiebungen sind in Deutschland grundsätzlich die Bundesländer.
Zu der ebenfalls von der Linksfraktion eingereichten Frage, wie viele der Abgeschobenen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen, lagen dem Bundesinnenministerium nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse vor.

Bartsch: Kinder und Jugendliche "integrierte Fachkräfte von morgen"

Der Bundestagsabgeordnete Dietmar Bartsch (Die Linke) sagte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" mit Blick auf die Abschiebung Minderjähriger: "Immer mehr Kinder aus Deutschland abzuschieben, löst kein Problem - es ist ein Problem! Kaltherzigkeit darf weder Politikstil noch Politikziel unseres Landes sein."

Welchen Sinn soll es haben, Kinder, die hier lernen, die hier aufwachsen, die hier integriert sind - die Fachkräfte von morgen - und ihre Familien abzuschieben.

Dietmar Bartsch, Bundestagsabgeordneter (Die Linke)

Kinder gehörten in die Schule, und "nicht in den Abschiebeflieger", so Bartsch weiter.
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Asylanträge 2025: 43 Prozent Minderjährige

Aus der Antwort des Bundesinnenministeriums geht dabei nicht hervor, welche Altersgruppen besonders betroffen sind und wie viele der Abgeschobenen gemeinsam mit den Eltern zwangsweise zurückgeschickt wurden.
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Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, sind im Schnitt deutlich jünger als die deutsche Bevölkerung. Die überwiegende Mehrheit (72 Prozent) der Personen, die in diesem Jahr bis Ende Juli ein Schutzgesuch stellten, war laut Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge jünger als 30 Jahre, 43 Prozent waren jünger als 18 Jahre. 18 Prozent der in diesem Jahr gestellten Asylanträge betrafen Minderjährige zwischen 6 und 17 Jahren.
Quelle: epd, dpa, ZDF

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