Friedensforscherin zu Ukraine-Gipfel: "Erleben Politikwechsel"
Faktencheck
Ukraine-Gipfel in Washington:Deitelhoff: "Erleben einen Politikwechsel"
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Beim Gipfel in Washington geht es auch um Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Wie die zu bewerten sind, erklärt Friedens- und Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff.
Es gebe offenbar eine Idee, in welche Richtung sich mögliche Ukraine-Verhandlungen entwickeln könnten, sagt die Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff. Man bewege sich.18.08.2025 | 5:23 min
Im Weißen Haus laufen die Gespräche zum Krieg in der Ukraine. Nach einem bilateralen Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde der Kreis um Bundeskanzler Friedrich Merz und weitere europäische Staats- und Regierungschefs sowie den Spitzen von EU und Nato erweitert.
Während des Gipfels traten unterschiedliche Bewertungen vor allem zur Notwendigkeit einer schnellen Waffenruhe in dem von Russland angegriffenen Land offen zutage. Merz beharrte darauf, Trump machte dagegen deutlich, dass er eine solche Waffenruhe nicht für notwendig hält. Selenskyj lobte die Bereitschaft der USA, seinem Land Sicherheitsgarantien für die Zeit nach dem Krieg zu geben.
Im heute journal-Interview ordnet die Friedens- und Konfliktforscherin Nicole Deitelhoffvon der Universität Frankfurt am Maindie aktuellen Entwicklungen ein und kommt zu dem Schluss: "Wir sehen das erste Mal tatsächlich Bewegung".
Sehen Sie das ganze Interview mit Nicole Deitelhoff oben im Video oder lesen Sie es nachfolgend in Auszügen. Das sagt die Friedens- und Konfliktforscherin:
Wie die Gespräche zu bewerten sind
"Wir erleben einen Politikwechsel auf Seiten der Amerikaner, dass sie tatsächlich wieder von Sicherheitsgarantien sprechen. Das war lange überhaupt kein Thema", sagt Deitelhoff. Es sei ein "Novum", dass über Sicherheitsgarantien gesprochen wurde, ohne dass der Kreml diese dementiert habe.
Nach dem Gipfel in Washington kündigt US-Präsident Trump Vorbereitungen für ein Treffen von Selenskyj und Putin an. Danach solle es ein Dreiertreffen geben, mit ihm selbst.
mit Video
Welche Sicherheitsgarantien die Ukraine braucht
Die diskutierten Sicherheitsgarantien müssten allerdings "schriftlich fixiert werden. Das muss nachhaltig sein". Zum einen gehe es um die Ausbildung und Ausrüstung der ukrainischen Streitkräfte, um bei einem "eventuellen, neuerlichen Angriff" durch Russland auch verteidigungsfähig zu sein.
Zum anderen gehe es darum - ein "absolutes Novum", wie Deitelhoff erklärt, "dass vielleicht sogar US-Truppen als Rückversicherung in der Ukraine bereitstünden". Die verbale Zusage von Trump reiche laut der Expertin aber nicht aus. Vielmehr bedarf es einer "Vertragsform".
Wir wissen, welche Halbwertszeit seine Äußerungen normalerweise haben. Die reichen nicht mal einen Tag weit.
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Nicole Deitelhoff, Friedens- und Konfliktforscherin, Universität Frankfut am Main
Waffenstillstand, Sicherheitsgarantien, Gebietsabtretungen: Was könnte Teil eines "Deals" sein, von dem Donald Trump so gerne spricht? Ein Überblick. 18.08.2025 | 1:20 min
Welche Schritte jetzt kommen könnten
"Man wird sich darüber austauschen müssen, was die Ukraine bereit ist, zu erdulden." Es gehe nicht um die "de-jure-Anerkennung von Gebietsabtretungen", sondern darum, was die Ukraine bereit ist "faktisch hinzunehmen und, was kann sie dafür erhalten". Was die Rolle Europas in den möglichen anstehenden, weiteren Verhandlungen betrifft, erklärt Deitelhoff, dass es nach wie vor so bleiben werde, "dass die Europäer nicht ganz vorne am Tisch sitzen werden".
Vielmehr steuert man laut der Expertin auf einen "Dreiergipfel" zwischen der Ukraine, Russland und den USA zu, mit dem Versuch, "den Korridor zu verengen, über den man sprechen kann, um bei einem Abkommen zu landen".
Das Interview führte heute journal-Moderator Christian Sievers. Zusammengefasst wurde das Gespräch von Julian Degler.
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