Clüver Ashbrook: Trump will Bundesstaaten "auf Linie zwingen"

Interview

Politologin Clüver Ashbrook:Trump will Bundesstaaten "auf Linie zwingen"

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Nationalgarde-Einsätze, Wahlkreiszuschnitte und Kulturkämpfe: Trump greift in Grundfesten der US-Demokratie ein, sagt Cathryn Clüver Ashbrook.

Cathryn Clüver Ashbrook bei ZDFheute Live

Trumps Ziel ist es, "die demokratisch regierten Staaten auf Linie zu zwingen", sagt Politologin Clüver Ashbrook. Was sein Kurs für die USA bedeuten könnte, analysiert ZDFheute live.

24.08.2025 | 29:42 min

Präsident Donald Trump setzt nach Ansicht der Politologin Cathryn Clüver Ashbrook in den USA auf Machtspiele, Angsterzählungen und institutionelle Schwächung, um seine Agenda voranzutreiben.

Sehen Sie oben das Interview bei ZDFheute live in voller Länge oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Clüver Ashbrook ...

... zu Einsätzen der Nationalgarde in US-Städten

Die von Trump angeordneten Einsätze der Nationalgarde sind nach Einschätzung Clüver Ashbrooks nur schwer zu rechtfertigen. "In Washington D.C. hat er in der Tat Rechte, bei einem nationalen Notstand die Nationalgarde zu bemühen", sagte sie. In Städten wie Los Angeles oder Chicago hingegen überschreite er die Rechte der lokalen Autoritäten.

USA, Washington: Menschen protestieren gegen den Einsatz von Bundespolizei und Nationalgarde in der Stadt.

In Washington haben zahlreiche Menschen gegen die Einsätze von Nationalgardisten in der Stadt protestiert. US-Präsident Trump hatte die Einsätze angeordnet.

23.08.2025 | 0:20 min

Zudem beruhe Trumps Argumentation auf fragwürdigen Statistiken:

Weder in Chicago, noch in New York, noch in Los Angeles standen tatsächliche Notstände an.

Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin

Nach Ansicht der Politologin gehe es daher weniger um Sicherheit als um die Inszenierung von Bedrohungen, um Trumps Macht zu festigen. Auch die geplante Ausweitung solcher Einsätze sei eine bewusste politische Botschaft. "Das ist absolut der Plan, das passt ins Bild", erklärte Clüver Ashbrook.

Cathryn Clüver Ashbrook
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.

... ist eine deutsch-amerikanische Politologin, USA-Expertin und Senior Advisor bei der Bertelsmann Stiftung. Zuvor leitete sie das Future of Diplomacy Project an der Harvard Kennedy School und war Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.


Trump suggeriere Notlagen, um Stärke gegenüber ländlichen Wählergruppen zu demonstrieren. Tatsächlich aber berichteten Anwohner in der Hauptstadt, dass Soldaten dort "großteils spazieren gehen, weil sie nichts zu tun haben". Hinzu komme ein Machtkampf mit demokratisch regierten Städten, besonders im Zusammenhang mit Einwanderungsbehörden.

Das eigentliche Ziel ist, die demokratisch regierten Städte und Bundesstaaten auf Linie zu zwingen und ihnen bestimmte Grundlagen zu entziehen, besonders Gelder aus Washington.

Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin

Ein Senator in Texas hält eine Karte mit den neuen Wahlbezirken in der Hand.

Donald Trump hat den Neuzuschnitt der Wahlkreise in Texas als "riesige Chance" für die Republikaner bezeichnet. Kritiker sprechen von gezielter Manipulation der Wahlkreisgrenzen.

24.08.2025 | 0:23 min

... zu Neuzuschnitten von Wahlkreisen

Ein weiteres Instrument sei die Umgestaltung von Wahlkreisen. In Texas wurden diese auf Geheiß des US-Präsidenten neu zugeschnitten. Bis zu fünf zusätzliche republikanische Abgeordnete könnten in der Folge im Kongress sitzen. Dadurch würden Minderheiten wie Afroamerikaner oder Hispanic Americans systematisch unterrepräsentiert, so Clüver Ashbrook.

Demokraten versuchten in Kalifornien zwar wiederum ebenfalls mit einem Neuzuschnitt der Wahlkreise zu reagieren, setzten dort aber, anders als Texas, auf ein rechtlich abgesichertes Verfahren. "Am besten sind neue Wahlkreise durch unabhängige Kommissionen, das sehen wir überall im Land", betonte die Expertin - das würden auch die meisten Wähler in den USA befürworten.

... zur Durchsuchung bei Ex-Sicherheitsberater John Bolton

Darüber hinaus setze Trump auf eine gezielte "Rache-Politik" gegen Kritiker. Die Durchsuchung beim früheren Sicherheitsberater John Bolton sei laut Clüver Ashbrook weniger juristisch motiviert als politisch:

Es geht eher um eine rachegetriebene Ausarbeitung einer persönlichen Fehde.

Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin

Auch die geplante Überprüfung von Museen wie der Smithsonian-Institution ordnet sie in einen breiteren Kulturkampf ein. Trump wolle die US-Geschichte neu schreiben und die Erinnerung an Sklaverei oder Bürgerrechtsbewegungen verdrängen. "Hier soll amerikanische Geschichte umgeschrieben werden, ein neuer amerikanischer Mythos entstehen, der eben auch stark weiß-nationalistisch, ethno-nationalistisch angehaucht ist."

Donald Trump steht umringt von Familienmitgliedern und Elon Musk in einem prächtigen Foyer. Alle sind festlich gekleidet und posieren für ein Foto.

Die Amtseinführung des 47. US-Präsidenten bringt nicht nur Donald Trump ins Weiße Haus: Ein Clan aus Familienmitgliedern und Superreichen wird zum neuen Machtzentrum der Vereinigten Staaten.

13.06.2025 | 44:58 min

... zum Zustand der Gewaltenteilung in den USA

Besonders bedrohlich sei die Entwicklung für die institutionellen Gegengewichte in den USA, sagte Clüver Ashbrook. In der ersten Amtszeit hätten die Checks and Balances gehalten, nun aber setze sich die Exekutive zunehmend über den Kongress und Gerichte hinweg.

Das ist meiner Meinung nach ein sehr, sehr gefährlicher Anfang von der tatsächlichen Zersetzung der Kontrollfunktionen.

Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin

Diese Veränderungen seien nach ihrer Einschätzung dauerhaft: "Da entstehen in der Tat nicht nur neue politische Normen, sondern eben auch eine neue politische Arbeitsweise. Es entsteht vor allen Dingen auch eine Machtverlagerung", erklärte sie. Hinter Trump stehe eine Bewegung, die langfristig Mehrheiten über autoritäre Strukturen sichern wolle.

Das Interview führte ZDF-Moderatorin Alica Jung, zusammengefasst hat es David Metzmacher.

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