Was hat Trumps Ankündigung von Atomtests zu bedeuten?

FAQ

Atomwaffen in den USA:Was hat Trumps Ankündigung von Atomtests zu bedeuten?

|

Trumps Ankündigung neuer Atomwaffentests wirft viele Fragen auf: Was für Tests meint Trump, was steckt hinter der Drohung, wann könnten Tests starten? ZDFheute mit einem Überblick.

Sönke Neitzel mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund.

Die Atomwaffentests von Trump und Putin seien Teil der hybriden und psychologischen Kriegsführung, so Militärhistoriker Neitzel. Der US-Präsident wolle Stärke signalisieren.

30.10.2025 | 30:30 min

US-Präsident Donald Trump hat die Wiederaufnahme von Atomwaffentests angekündigt und damit international für Sorge und Verwirrung gesorgt.

Unklar ist, ob Trump die Abkehr von einem jahrzehntelangen Testverzicht angeordnet hat oder es sich um eine Drohgebärde Richtung Russland und China handelt. ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen zu dem Thema:

Was genau hat Trump angekündigt?

Trump schrieb kurz vor einem Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea in seinem Onlinedienst Truth Social: "Aufgrund der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, unsere Nuklearwaffen auf gleicher Basis zu testen. Dieser Prozess wird unverzüglich beginnen." Zuletzt gab es einen solchen Test der USA im Jahr 1992.

SGS Theveßen Trump Xi Einigung

US-Präsident Trump ordnet neue Atomwaffentests an und verweist auf ausländische Programme. Art und Umfang der Tests sind noch unklar.

30.10.2025 | 1:49 min

Was passierte nach den letzten US-Atomwaffentests?

Der US-Kongress verhängte noch 1992 unter Präsident George Bush von den Republikanern ein Moratorium: Solange kein ausländischer Staat unterirdisch Atomwaffen testete, sollten die USA dies auch nicht tun. Unter Präsident Bill Clinton von den Demokraten unterzeichneten die USA 1996 zudem den Vertrag über das umfassende Verbot von Atomtests (CTBT), der alle Explosionstests international verbietet.

Die USA haben den Vertrag allerdings wie China nicht ratifiziert, auch deshalb ist er nie in Kraft getreten. Russland machte seine Ratifizierung 2023 unter Präsident Wladimir Putin rückgängig - was die USA scharf kritisierten.

Nuklearwaffen-Experte Fabian Hoffmann vom Olso Nuclear Project ist vor einer Atomwaffe abgebildet.

Weltweit gelten neun Staaten als Atommächte. Mehrere davon sind aktuell an Kriegen und Konflikten beteiligt. ZDFheute live analysiert, was nukleare Abschreckung wirklich bringt.

03.07.2025 | 33:29 min

Wie wahrscheinlich sind US-Tests in naher Zukunft?

"Sowohl aus technischen als auch politischen Gründen ist es unwahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten in absehbarer Zeit zu nuklearen Sprengtests zurückkehren", erklärte die Atomwaffenexpertin Heather Williams vom Center for Strategic & International Studies (CSIS) nach Trumps Ankündigung. Es hänge aber davon ab, was der US-Präsident unter "testen" verstehe.

Auch Militärhistoriker Sönke Neitzel zeigte sich am bei ZDFheute live skeptisch, dass es bald zu Atomtests der USA kommen werde:

Ich bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich erfolgen wird, sondern ich sehe das eigentlich jetzt als ein rhetorisches Kräftemessen.

Militärhistoriker Sönke Neitzel

Dies sei "wahrscheinlich auch notwendig", erklärte Neitzel - "denn mit warmen Worten alleine wird sich dieser Machtkampf ja von Putin, Xi und Trump nicht entscheiden."

Welche Tests wären möglich - und wann?

Oberirdische - sogenannte atmosphärische - Tests schließt Williams aus, da sie auf zu großen öffentlichen Widerstand in betroffenen Bundesstaaten führen würden. "Unterirdische Tests wären wahrscheinlich nicht 'sofort' oder innerhalb weniger Monate möglich", betont Williams. Laut der Forschungsstelle des US-Kongresses könnten Tests binnen 24 bis 36 Monaten nach einer Anordnung des Präsidenten wiederaufgenommen werden.

Wer ist für solche Tests zuständig?

Williams betont, nicht das Pentagon unter Minister Pete Hegseth sei für die Testbereitschaft zuständig, sondern die Behörde für Atomwaffensicherheit (NNSA), die dem Energieministerium untersteht. Diese könnte laut CSIS einen Teststandort binnen sechs bis zehn Monaten für einen einfachen unterirdischen Test bereit machen - für Sprengköpfe und neue Fähigkeiten wäre der Zeitrahmen länger.

Aber: Wegen der Haushaltssperre in den USA hatte die NNSA im Oktober den Großteil ihrer Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt.

Armin Coerper

"Die russischen Experten feiern die Waffe als Wundermittel, im Westen sieht man den Wirkungsgrad eher fragwürdig", berichtet ZDF-Korrespondent Armin Coerper über Burewestnik, die neue russische Langstreckenrakete.

28.10.2025 | 3:13 min

Was könnte Trump sonst mit Atomtests meinen?

Experten rätseln darüber, ob der Präsident womöglich Tests zum Abschuss von Waffensystemen meint, die mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden können, also etwa ballistische Raketen. Zu Jahresbeginn testeten die USA nach eigenen Angaben eine Minuteman-III-Rakete. Danach gab das Pentagon bekannt, es habe insgesamt mehr als 300 ähnliche Tests gegeben.

Was könnte Trumps Testankündigung noch bedeuten?

Womöglich steigende Investitionen in das US-Atomwaffenarsenal, sagt die Atomwaffenexpertin Williams. Sie spricht von einem "zunehmend nuklearen Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten, Russland und China". Trotz parteiübergreifender Berichte und Empfehlungen habe die Trump-Regierung "nur zögerlich" in den nuklearen Wettbewerb investiert.

Quelle: AFP, ZDF

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine