Korruptionskandal: Selenskyj-Vertrauter Jermak verdächtigt

Korruptionsermittlungen in der Ukraine:Durchsuchung bei Selenskyjs Bürochef Jermak

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Im Zuge der Korruptionsermittlungen in der Ukraine wurde die Wohnung vom Selenskyj-Vertrauten Andrij Jermak durchsucht. Jermak führte zuletzt die Verhandlungen zum US-Plan in Genf.

14.01.2024, Schweiz, Davos: Andrij Jermak, Chef des ukrainischen Präsidialamtes, auf einer Pressekonferenz nach dem vierten Treffen der Nationalen Sicherheitsberater (NSA) zur Friedensformel für die Ukraine.

Als Selenskyjs rechte Hand führte er in Genf die Verhandlungen zum US-Plan. Jetzt steht Andrij Jermak unter Korruptionsverdacht.

Quelle: dpa

Die Anti-Korruptionsbehörden der Ukraine haben am Morgen über eine Durchsuchung bei dem Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, informiert. "Die Ermittlungsmaßnahmen sind genehmigt und werden im Rahmen der laufenden Untersuchung vorgenommen", teilt die Sonderstaatsanwaltschaft für Korruptionsbekämpfung der Ukraine auf Telegram mit. "Weitere Einzelheiten folgen."

Das Land, das sich seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt, wird von einem Schmiergeldskandal erschüttert, der bis in die Staatsführung reicht.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht während einer Pressekonferenz.

Die Ukraine wird von einem millionenschweren Schmiergeldskandal erschüttert. Mehrere Vertraute Selenskyjs sind beschuldigt.

12.11.2025 | 2:19 min

Rechte Hand Selenskyjs unter Verdacht

Jermak bestätigte die Durchsuchungen in seiner Wohnung. "Es gibt keine Behinderungen für die Ermittler", teilte der 54-Jährige in den sozialen Netzwerken mit. Die Fahnder hätten vollen Zugang zu seiner Wohnung, seine Anwälte arbeiteten an Ort und Stelle mit den Ermittlern zusammen. "Von meiner Seite - volle Kooperation", sagte er. Zuvor hatte das Onlineportal "Ukrajinska?Prawda" von zehn Fahndern im Regierungsviertel geschrieben. Es war demnach unklar, ob auch die Büroräume durchsucht wurden.

Jermak gilt nicht nur als rechte Hand von Präsident Wolodymyr Selenskyj, er ist einer der einflussreichsten Männer in dem Land und wird immer wieder als Strippenzieher und graue Eminenz bezeichnet. Jermak führt das ukrainische Verhandlungsteam bei den Friedensgesprächen, seine Ernennung als Delegationsleiter vorige Woche hatte Erstaunen bei politischen Beobachtern in Kiew ausgelöst, weil er wie Selenskyj, im Zuge des Korruptionsskandals in Erklärungsnot geraten war.

US-Außenminister Marco Rubio (5. v. l.), US-Sonderbeauftragter Steve Witkoff (4. v. l.), US-Armeeminister Daniel Driscoll (nimmt Platz) und Jared Kushner (l.), Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, gegenüber der ukrainischen Delegation während der Gespräche über einen US-Plan zur Beendigung des Krieges in der Ukraine in der US-Vertretung in Genf am 23. November 2025. US-Außenminister Marco Rubio traf am Morgen des 23. November 2025 in Genf ein, um über einen US-Plan zur Beendigung des Ukraine-Krieges zu diskutieren, nachdem Washington Verhandlungsspielraum für den umstrittenen Vorschlag signalisiert hatte. Auch ukrainische, europäische und kanadische Regierungsvertreter versammelten sich in der Schweizer Stadt.

Der US-"Friedensplan" fordert viele Abschläge seitens der Ukraine. In Genf wurde er daher angepasst.

23.11.2025 | 3:04 min

Korruption in Millionenhöhe aufgedeckt

In dem Korruptionsskandal ist zuletzt auch Ex-Verteidigungsminister Rustem Umjerow von Korruptionsfahndern vorgeladen worden. Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates gelte als Zeuge, meldete das Onlineportal "Ukrajinska?Prawda" unter Berufung auf den Pressedienst der Behörde. Auch der 43-Jährige ist einer von Kiews Hauptunterhändlern bei den Gesprächen mit Kriegsgegner Russland und den USA.

Vor etwas mehr als zwei Wochen hatten ukrainische Korruptionsermittler Erkenntnisse über Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe im Energiesektor öffentlich gemacht. Energieministerin Switlana Hryntschuk und ihr inzwischen als Justizminister tätiger Vorgänger Herman Haluschtschenko wurden daraufhin entlassen. Es gab mehrere Festnahmen.

Korruptionsskandal Ukraine: "Hochsensibel"

Es sei die wohl "schwerste politische Krise für Präsident Selenskyj seit seinem Amtsantritt 2019", so Andreas Umland, Zentrum für Osteuropa-Studien.

13.11.2025 | 5:11 min

Korruptionsskandal: Hauptverdächtiger aus dem Land geflohen

Der Hauptverdächtige und Vertraute von Präsident Selenskyj, Tymur Minditsch, floh aus dem Land. In der Verdachtsmitteilung des Nationalen Antikorruptionsbüros (NABU) gegen Minditsch hieß es, dieser habe unter anderem seine "freundschaftlichen Beziehungen zum Präsidenten der Ukraine" ausgenutzt, um sich zu bereichern.

Die Ermittler hatten in dem Zusammenhang auch Korruption im Verteidigungssektor und Kontakte zwischen Minditsch und Umjerow beim Kauf von Schutzwesten für die Armee erwähnt. Umjerow selbst hat wiederum jede Verwicklung in die Schmiergeldaffäre vehement bestritten.

Anne Brühl vor Kiew bei Nacht.

Ein neuer Korruptionsskandal erschüttert Selenskyj. Gelder, die für die ukrainische Infrastruktur gedacht waren, sollen missbraucht worden sein, berichtet ZDF-Reporterin Anne Brühl.

13.11.2025 | 6:32 min

Quelle: dpa, Reuters

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