Ukrainer in Deutschland: Nur "eine Atempause" für Russland

Ukrainer in Deutschland zu US-Plan:"Russland würde das nur eine Atempause verschaffen"

von Ulrike Rödle

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Wie blicken Ukrainerinnen in Deutschland auf die Verhandlungen für einen Frieden für ihr Land? In einem Kulturzentrum in Karlsruhe ist von Optimismus nichts zu spüren.

Ukrainer und ihren Blick auf den Friedensplan für die Ukraine

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26.11.2025 | 1:37 min

Die Frauen im ukrainischen Kulturzentrum in Karlsruhe singen ein altes Volkslied aus ihrer Heimat. Darin heißt es sinngemäß: "Die Blumen auf den Feldern sind welk, warum wohl?" Das Lied ist eine Art Hymne geworden. Es steht für Hoffnung aber auch für das Leid im eigenen Land.

Die Ukrainerinnen kommen fast jeden Tag in das Kulturzentrum. Fast alle sind direkt nach der ersten russischen Angriffswelle nach Deutschland geflohen. Das Zentrum ist seitdem ein Stück Heimat geworden.

Sie kochen zusammen, tauschen sich aus. Jeden Tag von 13 bis 18 Uhr sind sie in der Werkstatt, um Tarnnetze zu weben für die Soldaten an der Front. Das Volkslied, das sie dabei singen, ist seit dem russischen Angriffskrieg zu einer Art Nationalhymne geworden.

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Keine Hoffnung auf Frieden

Mit dabei ist Olga. Die 77-Jährige kommt aus der Nähe von Donezk. Auch sie floh kurz nach Kriegsbeginn nach Deutschland. Dem sogenannten Friedensplan für die Ukraine traut sie nicht und erst recht nicht dem amerikanischen Präsidenten: "Ich glaube nicht, dass Trump in der Lage ist, den Frieden zu verhandeln", sagt sie.

Er ist unkalkulierbar und wankelmütig. Und er hält nicht, was er verspricht.

Olga, 77 Jahre

Olga ist im Kulturzentrum für die Blumen und Beete verantwortlich. Sie ist fast jeden Tag hier. "Als der Krieg gegen unser Land begann, habe ich das erst nicht glauben wollen. Dass es nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal Krieg in Europa gibt, das hielt ich für unmöglich." Dass bald Frieden in ihrem Land herrscht, glaubt sie nicht. Fast niemand hier glaubt das.

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"Man hat nicht mit der Ukraine verhandelt"

Tetiana hilft manchmal im Kulturzentrum. Sie ist 40 Jahre alt und kam ebenfalls mit ihren beiden Kindern nach Deutschland, direkt nach Kriegsbeginn. Ihr Mann blieb in der Ukraine. Mittlerweile gehen beide Kinder in Karlsruhe zur Schule, sie sprechen fließend Deutsch.

Der von den USA vorgelegte Plan zur Beendigung des Krieges hat sie fassungslos gemacht. "Für mich hört sich der Plan wie eine Kapitulation für die Ukraine an", erzählt sie. Nichts an dem Plan sei gerecht: "Man hat nicht mit der Ukraine verhandelt, sondern über sie." Tetiana hofft, dass Russlands Präsident Putin irgendwann für das bestraft werde, was er getan hat.

Tetiana glaubt immer noch an einen Sieg ihres Landes: "Mit den Gedanken daran stehe ich jeden Morgen auf und gehe jeden Abend ins Bett."

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Ukrainerin: Nur "eine Atempause" für Russland

Die Nachrichten, die Tetiana von Zuhause bekommt, sind bedrückend für sie. Das mache sie oft sehr traurig, sagt sie. Natürlich hoffe sie auf Frieden in der Ukraine, aber daran glauben könne sie nicht, selbst wenn am Ende der Verhandlungen ein Friedensplan stehe:

Russland würde dies nur eine Atempause verschaffen. Nicht mehr. Sie werden erst stillhalten, dann ihre Kräfte sammeln und alles wird wieder von vorne losgehen.

Tetiana

In dem alten ukrainischen Volkslied, das sie hier singen, heißt es weiter: "Wir werden unsere ruhmreiche Ukraine wieder aufrichten". Daran glauben sie.

Ulrike Rödle berichtet aus dem ZDF-Studio in Baden-Württemberg.

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