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Analyse
US-Wirtschaft:Trumps Zoll-Chaos: Was ist sein Plan?
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Die US-Wirtschaft schrumpft: Wie Donald Trump mit seinem Zoll-Zickzack die eigene Wirtschaft abwürgt. Und die Welt erpresst.
Das Gespenst der Rezession ist zurück in den USA, und es trägt eine rote Baseball-Kappe mit der Aufschrift "Make America Great Again". Denn dass Donald Trumps Zoll-Zickzack die US-Wirtschaft in diesem Jahr schrumpfen lässt - damit rechnen die meisten Experten. Die US-Großbank JP Morgan sieht die Wahrscheinlichkeit einer Rezession seit kurzem bei 60 Prozent. Hat Donald Trump sich also verzockt?
"Sein Ziel, die US-Industrie zu stärken und Produktion in die USA zu locken, ist in weite Ferne gerückt", sagt Laura von Daniels, Handelsexpertin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Und auch der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze wundert sich im Interview mit ZDFheute:
Dass die Regierung einer großen Volkswirtschaft systematisch den Interessen der eigenen Wirtschaft schadet: Das ist einmalig.
Adam Tooze, Wirtschafthistoriker
Deals ändern wenig am Schaden an der Volkswirtschaft
Selbst der kurzfristige Deal mit Großbritannien und ein vorläufiges Abkommen mit China, die Zölle für 90 Tage zu senken, dürften daran wenig ändern. Denn ob die USA davon wirklich profitieren, ist unklar - genauso wie die Frage, was etwa im Falle Chinas nach den 90 Tagen passiert.
"Da steht ein großes Fragezeichen dahinter", sagt Handelsexpertin von Daniels. "Und selbst wenn es Abkommen sind, stellt sich die Frage, wie lange die Bestand haben bei Trumps erratischer Führung."
Oder steckt doch ein Plan hinter den Zöllen?
Längst wird aber spekuliert, dass dahinter ein Plan stecken könnte - der sogenannte "Mar-a-Lago-Accord". So heißt ein Papier, das Stephen Miran im November 2024 veröffentlichte - mittlerweile ist der Mann Wirtschaftsberater von Trump im Weißen Haus.
Der Plan, benannt nach Trumps Anwesen in Florida, sieht vor, die US-Wirtschaft radikal abzuschotten, den Dollar massiv abzuwerten und neue US-Staatsanleihen auszugeben - also die Möglichkeit für die USA, neue Schulden aufzunehmen. Allerdings zu irren Konditionen: für null Prozent Zinsen und einer Laufzeit von 100 Jahren.
Normalerweise würde kein Investor bei solchen Konditionen zuschlagen. Der Plan aber sieht vor, die Partner weltweit zu erpressen: Wer nicht kauft, dem droht der Entzug militärischer Schutzgarantien. Handelspolitik mit Mafia-Methoden.
Es ist die typische Politik Trumps, verschiedene Politikfelder miteinander zu verknüpfen.
Laura von Daniels, Handelsexpertin Stiftung Wissenschaft und Politik
Ist das jetzt Europas Moment?
Doch zugleich passiert etwas Bemerkenswertes: Angesichts der täglich wechselnden Marschrichtung von Trump erscheint Europa, der vermeintlich so verstaubte Kontinent, plötzlich für manche wieder attraktiv. Weil die Politik sich hier stärker an Regeln hält - und Unternehmen besser planen können.
Das ist Europas Moment.
Christine Lagarde, Präsidentin Europäische Zentralbank
Die EU-Kommission wirbt offensiv um Forscher und Unternehmen aus den USA. Und selbst die Financial Times titelte neulich: "Americans, move to Europe!", also "Amerikaner, zieht nach Europa".
Wird aus "Make America Great Again" im liberal-demokratischen Sinne "Make Europe Great Again"? Noch ist der Preis hoch, den auch Europa für Trumps Zollpolitik zahlen muss. Doch wenn die EU es schafft, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern - dann könnte das auch eine Chance sein für den alten Kontinent.
Florian Neuhann leitet das ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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