Handelsstreit: USA und China senken gegenseitige Zölle
Genfer Gespräche:Handelsstreit: USA und China senken gegenseitige Zölle
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Die USA und China senken im Handelsstreit die gegeneinander verhängten Zölle. Zuvor hatten Delegationen zwei Tage lang in Genf verhandelt.
Im Zoll- und Handelsstreit haben sich Vertreter aus den USA und China in Genf getroffen und sich wohl angenähert. Beide Seiten betonten, das Treffen sei konstruktiv gewesen.12.05.2025 | 0:22 min
Die USA und China senken im Handelsstreit die gegeneinander verhängten Zölle. Das gaben beide Seiten nach Gesprächen in Genf bekannt. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorgeht, gilt die Regelung ab Mittwoch für vorübergehend 90 Tage.
Demnach sinken US-Zölle auf chinesische Importe auf 30 Prozent. Zuvor lagen diese bei 145 Prozent. Die Aufschläge Pekings gegen Einfuhren aus den Vereinigten Staaten gehen von 125 Prozent auf 10 Prozent zurück.
Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sagte nach Abschluss der Gespräche, es sei eine Vereinbarung zur Verringerung des US-Handelsdefizits getroffen worden.
Es ist wichtig zu verstehen, wie schnell wir uns einigen konnten, was zeigt, dass die Differenzen vielleicht nicht so groß waren wie gedacht.
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Jamieson Greer, US-Handelsbeauftragter
Der chinesische Vize-Ministerpräsident He Lifeng sprach von substanziellen Fortschritten. Die Unterhändler hätten sich auf die Einrichtung eines "Beratungsmechanismus" geeinigt.
China hat sich im Zollstreit mit den USA offen für Gespräche gezeigt. Es gebe "erste Zeichen der Deeskalation", sagt ZDF-Wirtschaftsexperte Frank Bethmann.02.05.2025 | 1:29 min
WTO begrüßt bevorstehendes Abkommen
US-Finanzminister Scott Bessent sagte ebenfalls, in den zweitägigen Verhandlungen seien "substanzielle Fortschritte" erzielt worden. US-Präsident Donald Trump hatte sich bereits nach der ersten Verhandlungsrunde vom Samstag zufrieden geäußert.
Die Chefin der Welthandelsorganisation, Ngozi Okonjo-Iweala, zeigte sich "erfreut über das positive Ergebnis" der Handelsgespräche.
Ich fordere beide Staaten auf, diese Dynamik zu nutzen, indem sie weiterhin praktische Lösungen entwickeln, die Spannungen verringern, Berechenbarkeit wiederherstellen und das Vertrauen in das multilaterale Handelssystem stärken.
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Ngozi Okonjo-Iweala, WTO-Chefin
Dies sei auch für den Rest der Welt wichtig, einschließlich der schwächsten Volkswirtschaften, erklärte die WTO-Generaldirektorin. Weltweit wurden die Gespräche der beiden größten Volkswirtschaften der Welt mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da ihr Ausgang als entscheidend für die weitere Entwicklung des globalen Handels gilt.
Ökonomen sehen positives Signal
Der Chefsvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, sprach in einer ersten Reaktion von einer guten Nachricht. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte er: "Ohne diese Pause wäre der direkte Handel zwischen den USA und China nahezu zum Erliegen gekommen."
Das hätten beide Seiten sich nicht lange leisten können. Den USA hätte Stagflation oder sogar eine Rezession bei gleichzeitig steigender Inflation gedroht.
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Holger Schmieding, Chefvolkswirt Berenberg Bank
Mit Stagflation ist ein ungünstiges Konjunkturszenario gemeint, bei dem kräftig steigende Preise mit einer auf der Stelle tretenden Wirtschaft einhergehen.
Auch der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia, sprach mit Blick auf die Zollsenkungen von einer guten Nachricht, wies gegenüber Reuters aber darauf hin, dass man von einem Abkommen noch weit entfernt sei. "Das Ganze scheint ja auch erstmal nur für 90 Tage zu gelten. Und insofern bleibt auch immer noch Unsicherheit da", sagte er.
Die US-Notenbank hat den Leitzins nicht angehoben, trotz massiven Drucks von Präsident Trump. Zudem gibt es neue Entwicklungen im Handelskonflikt zwischen China und den USA.07.05.2025 | 1:39 min
Positive Reaktion auch an den Märkten
Auch die Märkte reagierten positiv auf die angekündigten Teil-Aussetzungen der hohen Strafzölle. So stieg der Aktienkurs des dänischen Reedereiriesen Maersk im frühen Handel zunächst um rund 10 Prozent. Der Dax legte zum Wochenbeginn auf einen Rekordwert zu. Kurz nach dem Börsenstart sprang der deutsche Leitindex um 1,54 Prozent auf 23.861,01 Zähler hoch. Auch die Märkte in Asien bauten ihre Gewinne nach den Neuigkeiten deutlich aus.
Als "sichere Häfen" bekannte Investments wurden von der chinesisch-amerikanischen Abmachung hingegen belastet. Der Preis für Gold, einer beliebten Investment-Alternative in Krisenzeiten, fiel deutlich.
China prangert Schaden durch US-Zollpolitik an
Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, ein Sprachrohr der regierenden Kommunistischen Partei, schrieb am Sonntag in einem Kommentar, wenn Washington Handelskonflikte wirklich über Dialog lösen wolle, müsse es sich zunächst mit dem Schaden auseinandersetzen, den seine durch Zölle getriebene Politik dem globalen Handelssystem und seiner eigenen Wirtschaft zugefügt habe.
Chinas Exporte steigen im April überraschend um über 8 Prozent. Das Vierfache der Erwartungen – könnte der Zollstreit mit den USA eine Rolle spielen? ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller berichtet.09.05.2025 | 1:13 min
Peking wirbt derweil um andere Handelspartner. Der "übergroße Markt" Chinas biete mehr Möglichkeiten für Produkte aus Lateinamerika und der Karibik, sagte ein hochrangiger Beamter des Außenministeriums am Sonntag.
Bei einem Forum mit Regierungsvertretern der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) kommende Woche in Peking sollen unter anderem Kooperationen bei Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Infrastruktur beschlossen werden.
Trump hatte Zölle von 145 Prozent verhängt
Die Handelsgespräche in Genf sind die ersten auf dieser Ebene seit Inkrafttreten der von Trump verhängten massiven Zölle. Der US-Präsident hat die meisten chinesischen Importe mit einem Zollsatz von 145 Prozent belegt. China reagierte mit 125 Prozent Zoll auf viele US-Waren.
Die Strafzölle haben den Handel der USA mit China praktisch gestoppt.17.04.2025 | 2:35 min