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Trump-Plan zur Filmindustrie:Zoll-Schock: Warum Hollywood zittert
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Trump will 100 Prozent Zölle auf Filme erheben, die im Ausland gedreht wurden - Hollywood soll das helfen. Branchenexperten halten den Vorstoß für einen gefährlichen Bärendienst.
Und täglich grüßt das Murmeltier. Das geflügelte Wort kommt von einem Hollywoodstreifen, in dem Bill Murray alias Phil Connors in einer Zeitschleife feststeckt. So kann man sich fühlen, wenn man täglich die Schlagzeilen studiert.
US-Präsident Donald Trump hat wieder einen Zollhammer im Blick: Dieses Mal geht es in seinen Augen um die Rettung der amerikanischen Filmindustrie. Nach Meinung von Trump sei sie existenziell bedroht. Andere Länder würden Filmemacher und Studios mit Anreizen aus den USA abwerben. Er kritisierte:
Hollywood und viele andere Gebiete in den USA werden vernichtet. Dies ist eine konzertierte Aktion anderer Nationen.
Donald Trump, US-Präsident
Das sei eine "Gefahr für die nationale Sicherheit". Trumps Lösung: 100 Prozent Zölle auf Filme, die "in unser Land kommen und im Ausland produziert wurden".
Vorstoß schockt Hollywood
Trumps Vorstoß löst in der Filmwelt laut Branchenmagazin "Variety" Schockwellen aus, aber auch Verwirrung. Denn, wie bei Trumps Social-Media-Kommentaren häufig der Fall, ist nicht ganz klar, was er meint: wie und worauf genau die Zölle erhoben werden sollen, da Filme nicht wie Waren mit einem festen Preis importiert werden und oft mehrere Länder in die Produktion involviert sind.
Die US-Regierung müsste also einen Weg finden, Filme zu bewerten und festzulegen, ab wann sie als Import gelten. Prof. Vinzenz Hediger, Filmwissenschaftler an der Goethe Universität in Frankfurt am Main, erklärt:
Man sieht, dass er (Trump) überhaupt nicht versteht, wie diese Industrie funktioniert.
Vinzenz Hediger, Filmwissenschaftler
"Was will er denn mit einem Zoll belegen? Den einzelnen Film, der eingeführt wird, das einzelne Ticket, das verkauft wird?", so Hediger.
Sehr viele Produktionen drehen im Ausland
Ob Low-Budget-Indie-Filme oder Studio-Blockbuster, viele Filme werden in Kanada, Australien, Frankreich und Deutschland gedreht. "Die amerikanische Filmproduktion profitiert seit Jahrzehnten davon, Produktionsprozesse ins Ausland zu verlagern, wo eine hervorragende Infrastruktur zur Verfügung steht, alles zu einem Bruchteil der Kosten in den USA", erklärt Hediger. Auch, weil viele Länder mit Steuervorteilen locken.
Das Problem mit den Zöllen ist, dass sie Vergeltungsschläge anderer Länder provozieren könnten. Hollywood ist laut Hediger aber darauf angewiesen, die Filme international zu vermarkten. Über 50 Prozent der Einnahmen kämen aus Überseemärkten.
Wissenschaftler: Zölle würden für Filmindustrie zur Unzeit kommen
Technisch gesehen werden die meisten amerikanischen Filme größtenteils in den USA produziert. Im Großraum Los Angeles werden die Projekte entwickelt, die Rechte verhandelt, Verträge ausgetüftelt, Skripte geschrieben, der Film geschnitten. Der Dreh an sich macht nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der Wertschöpfung aus.
"Neue Player wie Korea haben sich eine eigene sehr erfolgreiche Filmindustrie aufgebaut und sind auf die amerikanische Versorgung nicht mehr angewiesen", meint Hediger.
"Filmindustrie nicht groß, aber bedeutsam"
Er betont auch die Bedeutung für das weltweite Image der USA. "Die Filmindustrie ist vielleicht nicht sehr groß, aber sie ist sehr bedeutsam, weil sie eine positive Wahrnehmung in der ganzen Welt schafft und damit auch amerikanische Konsumprodukte attraktiv macht."
Jeder Film sei gewissermaßen ein Werbefilm für die amerikanische Industrie. In dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" kann sich der Hauptdarsteller erst aus seiner Zeitschleife befreien, wenn er geläutert ist. Vielleicht ein heißer Filmtipp für Präsident Donald Trump.
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