Rechtsnationaler wird Präsident:Polens Spaltung - Europas Problem
von Piet Eekman und Ulf Röller
Der Rechtsnationalist Nawrocki wird Präsident in Polen - das sorgt in der EU für Schockwellen. Die Rechtspopulisten jubeln, das Europa der Mitte fürchtet eine Spaltung der EU.
Denkbar knapp gewinnt der rechts-konservative Kandidat Nawrocki gegen den Pro-Europäer Trzaskowski. Diese Wahl gilt als richtungsweisend – für Polen und ganz Europa.02.06.2025 | 1:26 min
Zwei Reaktionen in den sozialen Netzwerken zeigen das ganze Dilemma für Europa. Als erster gratulierte Ungarns Regierungschef Victor Orban dem neuen Präsidenten Karol Nawrocki. "Ein fantastischer Sieg", schrieb Orban im Kurznachrichtendienst X.
Die Wahl von Nawrocki ist ein Triumph und ein Comeback der rechtsnationalen PiS-Partei. Sie ist Orbans Bruder im Geiste: Europa- und Ukraine-kritisch.
Die zweite Gratulantin machte mit ihrem Post auf X gute Miene zur schwierigen Lage. EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen forderte: "Lasst uns zusammenarbeiten für
Europas Sicherheit und Wohlstand." In diesem Satz schwingt große Sorge mit. Viele wichtige Themen stehen auf dem Prüfstand. Und die Hilfe für die
Ukraine und die Rechtsstaatlichkeit in
Polen.
Ursula von der Leyen auf X:
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Ende der EU-freundlichen Politik?
Nach dem Wahlsieg des wirtschaftsliberalen
Donald Tusk zum polnischen Regierungschef vor mehr als einem Jahr atmete die politische Mitte Europas auf. Besonders laut Deutschland und von der Leyen. Sie hofften, die Tage der Blockaden seien vorbei.
Mit Karol Nawrocki hat Polen einen rechtsnationalen Historiker zum neuen Präsidenten gewählt. Er dürfte den pro-europäischen Kurs der Regierung Tusk nun verstärkt blockieren.02.06.2025 | 2:40 min
Tusk unterstützte fortan die Ukraine-Politik der EU, engagierte sich in der Koalition der Willigen, und er machte sich dran, die Unabhängigkeit der Justiz im eigenen Land wiederherzustellen. Dafür belohnte ihn von der Leyen, und ließ Milliarden Fördergelder wieder fließen, die die Kommission vorher wegen Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit blockiert hatte.
Präsident in Polen kann Regierungspolitik blockieren
Das alles steht jetzt auf dem Spiel. Auch wenn Tusk nicht zur Wahl stand, haben sich die Polen bei der Präsidentenwahl mehrheitlich gegen Tusks Kurs, gegen Europa und für die Rechtsnationalisten entschieden. Das polnische System gibt dem Präsidenten viel Veto-Macht. Nawrocki wird sie nutzen. Er wird die Regierungspolitik blockieren, wo er kann.
Der konservative Nawrocki gewinnt die Präsidentschaftswahl in Polen. Was bedeutet das für das Land, für Deutschland und für die EU? Natalie Steger berichtet aus Warschau.02.06.2025 | 1:56 min
In der EU befürchten sie, dass Tusks Gesetzesvorhaben, die Justiz vom politischen Einfluss zu befreien, ins Stocken geraten. Das wird auf lange Sicht dann auch wieder die Frage aufwerfen, wann und ob die Kommission Fördergelder wieder zurückhalten muss. Sie hat das nie ausgeschlossen.
Polen-Wahl stärkt rechtsnationale Kräfte in der EU
Auch außenpolitisch schwächt das Ergebnis Regierungschef Tusk und stärkt die Rechtsnationalisten in Europa. Deshalb freut sich Viktor Orban so. Es wurde zunehmend ungemütlich für den Ungarn. Sein ständiges Drohen, die Sanktionen gegen Russland nicht mehr mitzutragen, ging vielen Regierungschef auf die Nerven. Sie drohten intern mit Konsequenzen. Manche dachten darüber nach, ein Verfahren einzuleiten, um Ungarn das Stimmrecht zu entziehen.
Die Wahl Nawrocki zum Staatsoberhaupt wird Orbans Widerstand gegen die Ukraine-Politik stärken. Nawrocki hat schon angekündigt, gegen eine Mitgliedschaft der Ukraine in der
Nato sein Veto einlegen zu wollen. Der heutige Tag ist somit auch kein guter Tag für Kiew.
Verliert Ungarn sein Stimmrecht in der EU? Darüber wird in Brüssel beraten. Um Ungarn das Stimmrecht zu entziehen, braucht es die Einigkeit aller Mitgliedsstaaten. 27.05.2025 | 1:36 min
Europa der politischen Mitte unter Druck
Das Europa der politischen Mitte - Ursula von der Leyen, Friedrich Merz, Emmanuel Macron - steht unter Druck: Innenpolitisch durch Rechtspopulisten wie Orban, der Französin Marine Le Pen und jetzt dem Polen Nawrocki - mit antieuropäischen Tönen gewinnen sie Wahlen. Außenpolitisch nehmen Autokraten wie der russische Präsident
Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping Brüssel in die Mangel.
Als wäre das nicht schlimm genug. Der US-Präsident scheint Schmiere dabei zu stehen: Amerika First, ruft
Donald Trump in die Welt. Ungarn first, Polen first hallt es aus Budapest und Warschau zurück. Europas Nationalisten haben einen Verbündeten im Weißen Haus. Das macht die Lage so gefährlich und die Wahl so bedeutsam.
Ursula von der Leyen ist mit dem Karlspreis 2025 ausgezeichnet worden. Angesichts der weltweiten Krisen rief die EU-Kommissionspräsidentin zum Aufbau eines "unabhängigen Europas" auf.29.05.2025 | 3:05 min
Vor wenigen Tagen hat Kommissionspräsidentin von der Leyen den Karlspreis bekommen. Eine Aufforderung, das Europa der Mitte zusammenzuhalten. Der Gegner im eigenen Haus ist stärker geworden. Den Preis muss sie sich noch verdienen.