Von der Leyen:EU-Kommission stoppt Zahlungen an Israel
Israel bekommt fürs Erste keine bilateralen Hilfszahlungen mehr von der EU-Kommission. Das kündigte Kommissionspräsidentin von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union an.
Ursula von der Leyen hält ihre Rede zum "State of the Union".
Quelle: epaWegen Israels Vorgehen im Gazastreifen setzt die EU-Kommission ihre Unterstützung für das Land aus. Man werde alle entsprechenden Zahlungen stoppen, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europaparlament in Straßburg.
Zur Begründung heißt es, Israel verstoße mit seinem Vorgehen im Gazastreifen und der daraus resultierenden humanitären Katastrophe gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht. Damit werde ein wesentliches Prinzip der Zusammenarbeit zwischen der EU und Israel im Rahmen des geltenden Assoziierungsabkommens verletzt.
Es solle allerdings keine Auswirkungen für die Arbeit mit der israelischen Zivilgesellschaft oder der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geben.
Angesichts der Eskalation von Gewalt im Gaza-Streifen setzt die EU-Kommission ihre Unterstützung für Israel aus. „Damit macht von der Leyen deutlich, wo sie sich positionieren will“, so ZDF-Korrespondent Ulf Röller.
10.09.2025 | 1:35 minVon der Leyen: Müssen Verantwortung gerecht werden
Darüber hinaus kündigte von der Leyen an, den Mitgliedsländern Vorschläge für Sanktionen gegen extremistische Minister und gegen gewalttätige Siedler zu unterbreiten. Auch wolle man den Mitgliedstaaten empfehlen, in einem Partnerschaftsabkommen enthaltene Handelsvereinbarungen auszusetzen.
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"Mir ist bewusst, dass es schwierig werden wird, Mehrheiten dafür zu finden", sagte von der Leyen in ihrer ersten Rede zur Lage der EU in ihrer zweiten Amtszeit. Für manche Staaten gehe jede dieser Maßnahmen zu weit und für andere nicht weit genug.
Doch wir alle müssen unserer Verantwortung gerecht werden - Parlament, Rat und Kommission.
Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin
In ihrer Rede zur Lage der EU sendet EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Klare Botschaft an Israel.
10.09.2025 | 1:30 minEU im Umgang mit Israel gespalten
Auf vorgeschlagene Maßnahmen der Brüsseler Behörde konnten sich die Mitgliedsländer bislang nicht verständigen. So hatte die Kommission Ende Juli vorgeschlagen, die Zusammenarbeit im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms Horizon Europe einzustellen. Damit soll der Druck auf das Land erhöht werden, eine bessere humanitäre Versorgung der Menschen im abgeriegelten Gazastreifen zu ermöglichen, wo Israel die islamistische Hamas bekämpft. Israelischen Unternehmen könnten durch die Strafmaßnahme den Zugang zu Zuschüssen in Millionenhöhe verlieren.
Nach Israels Angriff in Doha will sich Katar als Vermittler im Verhandlungsprozess zwischen Israel und der Hamas zurückziehen, erklärt ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.
09.09.2025 | 3:20 minUnter anderem Deutschland spricht sich dagegen aus und will den Sanktionen nicht zustimmen. Andere Länder wie beispielsweise Spanien äußerten deutliches Unverständnis über die Ablehnung des Kommissionsvorschlages. Ob der Sanktionsvorschlag der EU-Kommission umgesetzt werden kann, hängt davon ab, ob er im Rat der Mitgliedstaaten die Unterstützung einer sogenannten qualifizierten Mehrheit bekommt.
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Viele Mitgliedsländer für Strafmaßnahmen
Konkret müssten dafür 15 der 27 EU-Staaten zustimmen, die zusammen mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der teilnehmenden Mitgliedstaaten repräsentieren. Zuletzt fehlte lediglich noch die Unterstützung von Deutschland oder Italien. Alle anderen großen EU-Staaten und viele kleinere sind für die Strafmaßnahme.
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10.09.2025 | 0:23 minZum Umfang der Mittel, die eingefroren werden sollen, sagte von der Leyen zunächst nichts. Aus der EU fließen Kommissionsangaben zufolge unter anderem Mittel aus einem Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit nach Israel. Mit durchschnittlich 1,8 Millionen Euro pro Jahr will die EU demnach die Annäherung israelischer Normen und Standards in der öffentlichen Verwaltung an jene der EU unterstützen.
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