Bundespräsident bei den Royals:Verbündete, Partner, Freunde
von Wolf-Christian Ulrich, London
Verteidigung, Brexit, Ukraine, Trump: Der Besuch von Bundespräsident Steinmeier in London zu einer Zeit, in der sich Europa gemeinsam unterhaken muss.
Der Staatsbesuch Steinmeiers bei den Royals soll zeigen, dass Deutschland und Großbritannien trotz Brexit zusammenstehen.
Quelle: action pressDer Glanz von Windsor, die goldene Kutsche, die festliche Tafel: All dies mehr als Wertschätzung bei diesem historischen Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten im Vereinigten Königreich. Der erste Staatsbesuch nach 27 Jahren soll zeigen, dass beide Staaten trotz Brexit eng zusammenstehen. Vor allem, was Europas Sicherheit angeht, zwischen Putin und Trump.
Das Vereinigte Königreich und Deutschland stehen zusammen. An der Seite der Ukraine und verteidigen Europa gegen weitere russische Aggression.
König Charles III.
Die weitere Unterstützung für die Ukraine war ständig Thema bei diesem dreitätigen Staatsbesuch, auch bei Steinmeiers Rede in der Royal Gallery im britischen Parlament. Eine besondere Ehre, die - so wurde aufmerksam notiert - Donald Trump jüngst nicht gewährt worden war. Russlands brutaler Angriff auf die Ukraine sei nicht allein ein Angriff auf ein Land, so Steinmeier. "Es ist ein Angriff auf die Ordnung, die wir nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa aufgebaut haben. Wir lassen die Ukraine nicht im Stich."
Auf Einladung von König Charles III. ist Bundespräsident Steinmeier im Vereinigten Königreich zu Besuch. Es ist der erste Staatsbesuch eines deutschen Bundespräsidenten seit 27 Jahren.
04.12.2025 | 2:22 minGemeinsam Demokratie und Frieden verteidigen
Die Demokratie habe Frieden und Wohlstand gesichert, sagt er - aber jetzt sei sie in Gefahr: "Wir erleben direkte Angriffe auf unsere Demokratien, von innen und von außen. Autokraten werden stärker. Sie nutzen Desinformation als Waffe. Sie versuchen, unsere Gesellschaften zu spalten."
Wir halten dagegen, wenn unsere Werte bedroht sind. Wir verteidigen die Demokratie. Wir verteidigen die Freiheit. Wir stehen zusammen. Als Verbündete. Als Partner. Als Freunde.
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
Steinmeier mahnte engere Zusammenarbeit in der Verteidigung an. Beobachter weisen allerdings daraufhin, dass es etwa in der Rüstungszusammenarbeit zwischen EU und Großbritannien derzeit hakt. "Europa braucht eine starke Verteidigung. Und die Zusammenarbeit muss sehr schnell besser werden - darum geht es nach allem Zeremoniell dann wirklich," so Politico-Chefredakteurin Anne McElvoy gegenüber dem ZDF.
Bundespräsident Steinmeier hat seinen dreitägigen Staatsbesuch im Vereinigten Königreich gestartet. König Charles und Camilla empfangen ihn in Windsor mit Ehren und Staatsbankett.
03.12.2025 | 1:03 minDer Bundespräsident warb vor britischen Parlamentariern außerdem für engere Beziehungen in Wirtschaft und Handel, eine hochkarätige Wirtschaftsdelegation war mitgereist.
Jugendaustausch statt Brexit-Hürden
Steinmeier machte vor Parlamentariern deutlich, dass sich die deutsche Seite mehr Jugendaustausch wünscht - sind doch die Teilnehmerzahlen beim Schüler- und Studentenaustausch seit dem Brexit durch bürokratische Hürden dramatisch eingebrochen: "Das müssen wir ändern. Und wir arbeiten daran: mit einer Jugendmobilitätsvereinbarung auf Europäischer Ebene." Die britische Regierung kündigte heute immerhin ein neues Sport-Austauschprogramm für Jugendliche aus beiden Ländern an - bei der Jugendmobilität allerdings bewegt sie sich nicht.
Den Besuch an der Universität Oxford, die Steinmeier die Ehrendoktorwürde verlieh, nutzte der Bundespräsident dazu, für eine Rückkehr zu einer ruhigen Diskussionskultur zu werben. "Wie es der Philosoph Jürgen Habermas nannte: den zwanglosen Zwang des besseren Arguments unbeirrt zu behaupten - bleibt eine der vornehmsten Aufgaben der Wissenschaft," sagte Steinmeier.
Beim Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten wurde Frank-Walter Steinmeier von der königlichen Familie mit viel Zeremonie begrüßt. Morgen hält er eine Rede vor dem Parlament.
03.12.2025 | 1:09 minBeziehung zu Deutschland Herzensanliegen des Königs
Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender waren von König Charles III. und Königin Camilla ausgesprochen herzlich aufgenommen worden. In Windsor hatten sie ihren Gästen Exponate mit deutschem Bezug aus der königlichen Kunstsammlung gezeigt: Porzellan aus Fürstenberg und Meißen und liebevolle Reise-Erinnerungen von Königin Victoria und ihrem deutschen Mann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha.
Versöhnt in die Zukunft
Einen emotionalen Ausklang fand der Staatsbesuch in Coventry, wo vor 85 Jahren am 14. November 1940 bei Bombenangriffen der NS-Luftwaffe mehr als 560 Menschen starben. Im Gedenken an die Opfer legte Steinmeier dort einen Kranz nieder - wie zuvor in der Westminster Cathedral am Grab des unbekannten Soldaten.
Bundespräsident Steinmeier spricht im Parlament von Westminister als erster deutscher Staatschef seit fast vier Jahrzehnten. Er ruft dazu auf, europäische Werte zu verteidigen.
04.12.2025 | 1:26 minBegleitet wurde Steinmeier in Coventry von einer Schulklasse aus der Partnerstadt Dresden - die 1945 durch britische und amerikanische Bomber zerstört worden war, wobei rund 25.000 Menschen starben. Versöhnt in die Zukunft, der Staatsbesuch im Zeichen des Freundschaftsvertrages, den beiden Länder dieses Jahr schlossen.
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