Ostafrika: Kenias Omas sind leidenschaftliche Fußballerinnen

Grannies Fußballclub in Nairobi:Kenias Fußball-Omas kicken sich gesund

von Katrin Albrecht, Nairobi
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Fußball ist in Kenia beliebt, zunehmend auch bei älteren Frauen. Das Training hat ihr Leben verbessert - und den Großmüttern zu neuem Selbstbewusstsein verholfen.

Kenias Fußball-Omas: Mit vollem Einsatz für Gesundheit und Gemeinschaft. Frauen stehen auf einem Feld und eine kickt den Ball.

In Kenia gibt es derzeit rund 40 Fußballclubs für Frauen jenseits der 50 Jahre. Die "Super Grannies" zeigen, dass Fußball kein Alter kennt - und werden zum inspirierenden Trend.

26.09.2025 | 2:02 min

Als Hannah Wanjiru in diesem Jahr begann, Fußball zu spielen, war sie gerade 69 Jahre alt geworden. Auf dem Hof hinter ihrem Haus schoss sie selbst gebastelte Bälle aus Papier- und Plastikmüll mit Freundinnen hin und her. "Manche haben uns für verrückt gehalten und uns gefragt, was wir als alte Frauen denn da tun würden", sagt Wanjiru und lacht.

Inzwischen ist sie Teil des Kiambiu Super Grannies FC, einem von 40 Fußballclubs für ältere Frauen, die sich in den vergangenen Monaten in Kenia gegründet haben. Zweimal pro Woche trifft Wanjiru ihre Teamkameradinnen auf dem Fußballfeld in Kiambiu, einem Slum im Osten von Kenias Hauptstadt Nairobi. Die jüngste der Omas ist 52 Jahre alt, die älteste 73. Doch das Alter ist hier nur eine Zahl. Wenn die Grannies dribbeln, laufen und schießen, dann mit vollem Körpereinsatz.

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Beim Geh-Fußball gibt es keinen Torwart und gespielt wird auf nur ein Tor. Den Gesundheitssport gibt es auch in der Mixed-Variante.

26.08.2025 | 1:57 min

Fußball in Kenia begeistert Jung und Alt

Vor eineinhalb Jahren entstand in Eldoret im Westen von Kenia der erste Grannies Football Club. Kurz darauf fuhren die Frauen zu den Weltmeisterschaften nach Südafrika. Seitdem wollen immer mehr Omas Teil der Bewegung werden. Inzwischen treffen sich mehr als 3.000 Frauen in ganz Kenia regelmäßig zum Fußballspielen.

Dass Fußball auch die älteren Generationen begeistert, ist nicht verwunderlich. In Kenia zählt Fußball zu den beliebtesten Sportarten. Zwar hätte sich Hannah Wanjiru nie vorstellen können, in ihrem Alter noch Fußball zu spielen, aber die Leidenschaft für den Sport entdeckte sie schon früh: "Immer wenn wir Fußball geschaut haben und vor mir etwas lag, musste ich es wegschießen. Dann habe ich mir vorgestellt, ich wäre im Spiel. Fußball liegt einfach in meinem Blut."

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29.03.2025 | 1:29 min

Verbesserte Gesundheit motiviert zum Fußballspielen

Für die 69-Jährige hat der Sport viele gesundheitliche Veränderungen mit sich gebracht. "Bevor ich mit dem Fußballspielen angefangen habe, hatte ich Probleme beim Laufen. Ich konnte nicht über kleine Hindernisse springen, ich konnte kaum in die Hocke gehen", erzählt Wanjiru. Heute macht ihr das nichts mehr aus: Der Sport hat ihr nicht nur geholfen, Muskeln aufzubauen, sondern auch ihren Bluthochdruck zu regulieren. Das Geld, das sie früher für Medikamente ausgegeben hat, investiert sie nun in die Schulgebühren ihrer Urenkel, um die sie sich seit dem Tod ihrer Tochter kümmert.

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Wanjiru ist nicht die einzige, die an Lebensqualität gewonnen hat. Die regelmäßige Bewegung, das Miteinander unter Gleichgesinnten - Fußball hilft den Frauen im Kampf gegen Krankheiten wie Diabetes oder Depressionen. Denn beim Training spielen die Omas nicht nur Pässe und schießen auf Tore. Singen, beten, tanzen und lachen gehören genauso dazu. "Im Alter kämpfen viele mit Einsamkeit. Die Ehepartner sind verstorben, die Kinder aus dem Haus. Durch die Teams entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl", sagt Phoebe Nandwa, die alle sechs Teams in Nairobi leitet.

Grannies stehen vor finanziellen Herausforderungen - und großen Zielen

Trotz der guten Stimmung beim Training stehen die Fußballclubs oft vor großen finanziellen Herausforderungen. Die meisten der Frauen kommen aus armen Verhältnissen, für sie sind die Clubs der einzige Zugang zu Sport. "Wenn wir Spiele organisieren oder Trikots bestellen wollen, dann sind wir auf Sponsoren angewiesen, denn die Omas selbst können meistens nichts beisteuern", sagt Nandwa.

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Unterkriegen lassen wollen sich die Grannies davon nicht. Sie haben ein ehrgeiziges Ziel: Bei den Weltmeisterschaften 2027, die in Kenia ausgetragen werden, wollen sie ihr Land zum Sieg führen. Doch vorher müssen erst noch gegen all die anderen kenianischen Omas antreten.

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