US-Justiz gibt Akten teilweise frei:Was steckt in den neuen Epstein-Dokumenten?
von Beatrice Steineke, Washington, D.C.
30 Tage hatte das US-Justizministerium Zeit. Nun veröffentlichte es nur einen ersten Teil der Epstein-Akten. Vor allem ein Ex-Präsident ist darin sehr präsent.
Die US-Regierung von Präsident Trump veröffentlichte am Freitag hunderttausende Akten zum Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein. Weitere Dokumente sollen in den nächsten Wochen folgen.
20.12.2025 | 0:17 minJahre haben sie auf diesen Tag gewartet und wurden enttäuscht: Die Opfer des Missbrauchsrings von Multimillionär Jeffrey Epstein. Über tausend Frauen kämpfen für Gerechtigkeit und sehen sich nicht als Opfer, sondern als Überlebende.
Sie hatten gehofft: Endlich kommen alle Akten ans Licht. Doch das US-Justizministerium veröffentlichte am Freitag nur einen Teil der Unterlagen.
Die immer wieder - oft unangekündigten - Veröffentlichungen würden viele Überlebende plötzlich in ihrem Alltag treffen und an ihre Erlebnisse schmerzlich erinnern, sagte Annie Farmer. Sie war 16 Jahre alt, als Epstein sie missbrauchte.
Doch eine Seite - von mehr als 300.000 - schenkte ihr jetzt das Gefühl von Genugtuung: Die Seite, die beweist, dass ihre Schwester Maria mit dem FBI über Epsteins Machenschaften gesprochen hatte. Das war im September 1996 - Jahre bevor Epstein angeklagt wurde.
Wir haben es immer wieder gesagt, aber es so schwarz auf weiß zu sehen, war sehr emotional.
Annie Farmer, Epstein-Überlebende
Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die geheimen Akten, die sogenannten "Epstein Files" offenzulegen. Als Präsident zögert er jedoch, mit Verweis auf den Schutz Unschuldiger. Im August rückte das "Wall Street Journal" mit neuen Enthüllungen Trumps frühere Verbindung zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ins Licht. Der Fund warf brisante Fragen auf und traf einen Präsidenten, der seit Wochen versucht, das Thema zu kontrollieren.
Jeffrey Epstein war von der US-Justiz wegen Vergewaltigung junger Frauen und Mädchen angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, ein weit verzweigtes Netzwerk betrieben zu haben, in dem Minderjährige an einflussreiche Männer vermittelt wurden, darunter Politiker, Geschäftsleute und Prominente. Bevor es zum Prozess kam, beging der frühere Investmentbanker 2019 in seiner Gefängniszelle Suizid. Sein Tod löste Spekulationen aus, er könne damit Mitwisser schützen.
Wer taucht in den neu veröffentlichten Akten auf?
Die hunderttausend neu veröffentlichten Dokumente enthalten riesige Datenmengen - darunter Fotos, Passagierlisten, ein Adressbuch, Klageschriften oder auch Verhörprotokolle.
Donald Trump: Erste Analysen ergeben - Trumps Name taucht auf, aber nur in wenigen Dokumenten. Auf einem Foto hält Jeffrey Epstein einen Scheck in der Hand, auf dem Trumps Name zu lesen ist. In einem anderen Bild ist ein Buch von Trump zu erkennen.
Schon vor dieser Veröffentlichung war Trump auf mehreren Fotos mit Epstein zu sehen und der Name des US-Präsidenten tauchte unter anderem auf Passagierlisten und in einem Adressbuch von Epstein auf. Ein angeblicher Geburtstagsgruß von Trump an Epstein sorgte im Herbst für Aufsehen.
Bill Clinton: Auf vielen veröffentlichten Fotos ist der frühere US-Präsident Bill Clinton zu sehen. Ob in einem Pool mit der inzwischen verurteilten Epstein-Komplizin, Ghislaine Maxwell, oder mit dem verstorbenen Popstar Michael Jackson.
Wo und von wem dieses Foto aufgenommen wurde, ist unklar. Ex-Präsident Bill Clinton schwimmt mit Epstein Komplizin, Ghislaine Maxwell, und einer unbekannten Person.
Quelle: APMeist sind weitere Personen zu erkennen, die aber unkenntlich gemacht wurden - wie ein Foto, das Clinton in einem Privatflugzeug mit einer Frau auf seinem Schoß zeigt.
Auf diesm Bild sind Ex-Präsident Bill Clinton, Michael Jackson, Diana Ross und eine unbekannte Person zu sehen.
Quelle: APMehrfach hatte der Ex-Präsident erklären lassen, dass er die Verbindungen zu Epstein lange vor dessen Anklage 2019 abgebrochen habe. In mehreren Anwesen von Epstein sei er nie gewesen und habe auch nichts über dessen Machenschaften gewusst.
Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell: Beide sind auf vielen Fotos zu sehen - etwa auf Reisen oder auch ihr New Yorker Zuhause. Darunter Treppenaufgänge, ein Arbeitsplatz mit vielen Bildschirmen, Aktenschränke, Sexspielzeug, Badezimmer, Sportgeräte, Kleiderschränke.
Diese Fotos zeigen Bill Clinton, Mick Jagger und auch Richard Branson.
Quelle: AFPAuch Rolling Stones-Sänger Mick Jagger, Schauspieler Kevin Spacey, Sängerin Diana Ross oder Virgin-Gründer Richard Branson sind auf Fotos zu sehen. Insgesamt sind allerdings mehrere hundert Seiten der Dokumente geschwärzt.
Es seien "viele Angaben geschwärzt", sagt USA-Korrespondentin Claudia Bates zu den neu-freigegebenen Ermittlungsakten im Fall Jeffrey Epstein.
20.12.2025 | 2:00 minUS-Justizministerium: Mehr Dokumente folgen
Parteiübergreifend wird kritisiert, dass das US-Justizministerium nur einen Teil der Epstein-Akten veröffentlichte. In einem Schreiben an den US-Kongress erklärte Vize-Justizminister Todd Blanche, in den nächsten zwei Wochen würden weitere Unterlagen folgen.
Im Ergebnis dieses Verfahrens wurden über 1.200 Namen von Opfern oder deren Angehörigen identifiziert.
Todd Blanche, Vize-Justizminister
Alle Hinweise zu diesen Opfern seien geschwärzt worden, doch es sei nicht auszuschließen, dass Informationen übersehen wurden. Neue Anklagen seien zunächst nicht zu erwarten, so Blanche.
Bereits vor der Veröffentlichung kündigte Vize-Justizminister Blanche an, nicht alle Akten könnten fristgerecht veröffentlicht werden. Die Begründung: "Viele Augen sind auf die Dokumente gerichtet, und wir möchten sicherstellen, dass wir bei der Veröffentlichung der Materialien alle Opfer schützen."
In der Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein haben US-Kongressabgeordnete Bilder veröffentlicht, auf denen unter anderem Donald Trump mit leicht bekleideten Frauen zu sehen ist.
12.12.2025 | 0:40 minAbgeordnete prüfen rechtliche Schritte gegen Justizministerium
Daraufhin kündigten Abgeordnete an, rechtliche Schritte zu prüfen. Etwa der demokratische Abgeordnete Ro Khanna. Er hatte gemeinsam mit Republikanern das Epstein-Akten-Transparenz-Gesetz ausgearbeitet.
Das Gesetz schreibt vor, dass alle nicht klassifizierten Dokumente im Zusammenhang mit Epstein veröffentlicht werden müssen. Es ist offensichtlich, dass sie diese Vorgabe nicht erfüllt haben.
Ro Khanna, dem. Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus
X Post von Ro Khanna
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Laut Gesetzestext muss Justizministerin Pam Bondi "nicht später als 30 Tage nach Verabschiedung" des Gesetzes "alle nicht als geheim eingestuften Aufzeichnungen, Dokumente, Mitteilungen und Ermittlungsmaterialien, die sich im Besitz des Justizministeriums befinden" veröffentlichen. Dies gilt ebenfalls für Unterlagen der Bundespolizei FBI und der Staatsanwälte.
Das umfasst Dokumente zu dem verurteilten Sexualstraftäter Epstein, der bis zu seinem Tod in einer New Yorker Gefängniszelle 2019 jahrelang Mädchen und junge Frauen missbraucht und an Prominente vermittelt haben soll.
Zudem sollen Akten über seine Komplizin Ghislaine Maxwell öffentlich gemacht werden, die seit ihrer Verurteilung 2022 eine 20-jährige Haftstrafe absitzt. Maxwell hatte im Prozess detailliert über Epsteins Beziehungen zu Größen aus Politik und Gesellschaft berichtet. Vermutet wird allerdings, dass die Akten eine noch größere Verstrickung Prominenter zeigen, womöglich auch von Präsident Trump.
Nicht veröffentlichen muss Justizministerin Bondi laut dem Gesetzestext Informationen, die die Privatsphäre der Missbrauchsopfer einschränken, oder aber Bilder und Videos von Missbrauch. Die Namen und andere Angaben zu den Opfern dürften demnach geschwärzt werden, wie es bisher bereits bei veröffentlichten Dokumenten der Fall war. Ausnehmen kann Bondi zudem Material, das "eine aktive Bundesuntersuchung oder laufende Strafverfolgung gefährden würde".
Quelle: AFP
Neu veröffentlichte Aufnahmen geben Einblicke in die karibische Privatinsel von Jeffrey Epstein, wo dieser seine Opfer missbraucht haben soll.
04.12.2025 | 1:02 minUS-Präsident Donald Trump unter Druck
Das Weiße Haus versuchte am Freitag die Veröffentlichung als ein Beweis für Transparenz und ein Engagement für Gerechtigkeit darzustellen. Doch nicht vergessen ist: US-Präsident Donald Trump unterstützte das Epstein-Akten-Transparenz-Gesetz lange nicht.
Der Fall Epstein spaltet die republikanische Partei und auch Trumps MAGA-Bewegung. Trump hatte im Wahlkampf erklärt, er könne sich eine Veröffentlichung der Epstein-Akten vorstellen. Ob seine Anhänger mit diesem ersten Schritt zufrieden sind? Jeffrey Epstein bleibt der Geist, den Donald Trump selbst rief.
Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington, D.C.
Mehr zum Fall Epstein
Nachrichten | heute journal:Deutsche Frauen in den Epstein-Files?
von S. Baumann / G. Krüger / B. ObermayerVideo2:50Frist abgelaufen:US-Regierung veröffentlicht Tausende Epstein-Dokumente
mit Video0:17- FAQ
Trump mehrfach zu sehen:Neue Epstein-Bilder veröffentlicht: Was zeigen sie?
Tim-Julian Schneider, Washington D.C.mit Video0:40 Nach Freigabe der Akten:Aufnahmen von Epsteins Privatinsel: "Verstörende" Einblicke
mit Video1:02- Analyse
Kommen jetzt alle Akten ans Licht?:Epstein-Überlebende gewinnen, Donald Trump verliert
Beatrice Steineke, Washington, D.C.mit Video1:41 Skandal um Sexualstraftäter :Trump will nun doch Abstimmung zu Epstein-Akten
mit Video1:33US-Demokraten:Mutmaßlicher Trump-Brief an Epstein veröffentlicht
mit Video2:05