Rüstungsunternehmer Scherf:"Drohnen sind durchsetzungsfähigstes System in der Ukraine"
Drohnen beeinflussen zunehmend die Kriegsführung im Ukraine-Krieg. Für Rüstungsunternehmer ein Weckruf, dass auch die Bundeswehr viel mehr in diese Technologie investieren sollte.
HX-2 heißt das Modell des deutschen Drohnen-Herstellers Helsing. Co-Vorstand Scherf fordert mehr Investitionen in Drohnen angesichts der Erfahrungen aus dem Krieg in der Ukraine.
Quelle: dpaDas Rüstungsunternehmen Helsing plädiert mit Blick auf den Kriegsverlauf in der Ukraine für Kurskorrekturen bei der weiteren Ausstattung der Bundeswehr. "Drohnen sind das durchsetzungsfähigste System in der Ukraine geworden", sagt Gundbert Scherf, Mitbegründer und Co-Vorstandsvorsitzender, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Durch die enge Arbeit mit den Operateuren und auch die Transparenz der Ukraine in den Zahlen, sehen wir sehr klar: 80 bis 90 Prozent der Verluste auf beiden Seiten sind auf Drohnen zurückzuführen.
Gundbert Scherf, Vorstand und Mitbegründer Helsing
Das sagte der Rüstungsmanager, dessen Unternehmen der Ukraine die Kamikazedrohne HX-2 zum Fronteinsatz gegen russische Ziele liefert.
Im südukrainischen Cherson wird von Russland nicht nur mit Artillerie und Raketen geschossen: Seit mindestens anderthalb Jahren ist noch eine Gefahr hinzugekommen: Drohnen, die gezielt Menschen jagen.
29.10.2025 | 1:51 min"Zwei Herzkammern der Rüstung"
Auch in der Bundeswehr laufen Erprobungen solcher Systeme. Doch Scherf sieht sie bisher falsch priorisiert. "Wir müssen da noch mal hinterfragen, ob wir die richtigen Gewichtungen vorgenommen haben." Man brauche beide Arten von Systemen - konventionelle Systeme und autonome Systeme, sie seien zwei Herzkammern der Rüstung, so Scherf. Dafür habe man aktuell die Formel gefunden: Panzer und Drohnen. Das klinge zwar paritätisch, sagt Scherf. Aber er kritisiert:
Die Realität ist aber, wenn man in alle Planungen schaut, dann ist die Verteilung der Budgets noch 99 zu 1. Das bildet weder die Erfahrung der Ukraine noch die Entwicklung der nächsten Jahre ab.
Gundbert Scherf, Vorstand und Mitbegründer Helsing
Die Ukrainerin Lesya lebt in Prag und stellt Seifen her – für einen ganz bestimmten Zweck: Mit den Einnahmen wird die Herstellung von Uniformen und Drohnen für die ukrainische Front finanziert.
06.10.2025 | 3:16 minRheinmetall-Chef sieht Panzer weiter wichtig
Mit seinen Einschätzungen widerspricht Scherf Äußerungen von Rheinmetall-Chef Armin Papperger, der sich in einem "Handelsblatt"-Interview skeptisch über eine kriegsentscheidende Rolle von Drohnen geäußert hatte. "Der aktuelle Krieg zeigt, dass Kriege immer noch mit Panzern und Raketen geführt werden. Das wird sich in Zukunft nicht ändern", sagte Papperger.
Aktuell gibt es eine Menge dieser Narrative, wonach der Krieg der Zukunft nur noch mit Drohnen geführt werde. Ich halte das für Unsinn.
Armin Papperger, Chef Rheinmetall
Rüstungsfirmen konkurrieren um Lieferung in Ukraine
Für Rüstungsunternehmen geht es jetzt aber auch darum, ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen. Das Verteidigungsministerium hatte am Freitag Berichte über eine Vorentscheidung im Rennen für den Kauf von Kamikazedrohnen von drei möglichen Anbietern zurückgewiesen. Nach dpa-Informationen waren zunächst die beiden deutschen Hersteller Helsing und Stark Defence für Tests ausgewählt worden. Dritter Bieter ist demnach der Rüstungskonzern Rheinmetall.
Die Erprobungen ergaben nach Berichten mehrerer Medien und Informationen der dpa offenbar ein ungleiches Zwischenergebnis: Helsing demonstrierte erfolgreich, Stark Defence kämpfte mit Problemen und Rheinmetall muss ein Produkt überhaupt erst noch vorführen.
Während die Ukraine russische Ölraffinerien mit Drohnen angreift, verhängen die USA und die EU Sanktionen gegen Russland. Die Analyse mit Russlandexperte Kluge bei ZDFheute live
23.10.2025 | 29:52 minDie Bundeswehr steht bald vor der Entscheidung: Soll sie mit den zusätzlich zur Verfügung stehenden Milliardensummen noch deutlich mehr Stahl in allen Varianten bei den traditionellen Rüstungskonzernen bestellen - Kampfpanzer und Geschütze - oder lieber mehr Kraft in die erkennbaren militärischen Technologiesprünge legen?
Scherf: Das Thema ernst nehmen
"Die Ukraine hat letztes Jahr über zwei Millionen Drohnen eingesetzt und will das dieses Jahr verdoppeln. Russland macht das Gleiche, obwohl es das ganze Fähigkeitsspektrum zur Auswahl hat", sagt Scherf. "Wir sind gut beraten, das Thema ernst zu nehmen." Scherf prognostiziert, dass sich die Rüstungsindustrie in unterschiedlichen industriellen Welten abspielen wird. Und das könnte von den traditionellen Platzhirschen in dem Geschäft als Kampfansage verstanden werden.
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