Donald Trump: Wie Großbritannien ihm schmeicheln will

Staatsbesuch in Großbritannien:Trumps Vorfreude auf royalen Glanz

Hilke Petersen
von Hilke Petersen, London
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Eine zweite Einladung für ein Staatsoberhaupt zum Staatsbankett am englischen Königshof: Das hat es noch nie gegeben. Mit der Einladung schmeichelt Großbritannien Trump gezielt.

Großbritannien, London: Flaggen der USA und Großbritannien schmücken die Mall, die zum Buckingham Palace führt, vor dem Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump.

Die Vorbereitungen für Trumps Staatsbesuch in Großbritannien laufen.

Quelle: dpa

In Windsor sind sie längst dabei, edle Gläser und das Silber zu putzen, um die 50 Meter lange Tafel zu decken. Die königliche Garde übt militärische Ehren, mit denen der US-Präsident und seine Frau Melania am Mittwoch auf Schloss Windsor empfangen werden. Trainiert wird auch für eine Kutschen-Prozession in der historischen Militärkaserne Combermere Barracks in der Nähe des Schlosses.

Die Goldene Kutsche blieb Trump beim letzten Staatsbesuch mit der Queen verwehrt, das war 2019. Doch nur innerhalb der Schlossmauern wird die Kutsche touren, denn die Sicherheitsvorkehrungen sind streng.

Das Wichtigste aber: Donald und Melania Trump sind eingeladen, im Schloss zu übernachten. Das dürfte sehr nach dem Geschmack des Amerikaners sein, der Goldornamente liebt und von sich selbst schon mal ein Bild als König auf Social Media gepostet hat.

BRITAIN-US-ROYALS-DIPLOMACY

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Trumps Liebe zum Königshaus

Nach seinem Staatsbesuch 2019 konnte Trump sich nicht verkneifen, über Queen Elisabeth zu sagen: "She loved me", zu Deutsch: "Sie hat mich geliebt". Das lässt sich kaum belegen, sicher ist nur: Trump liebt sie alle zurück. Daraus macht er keinen Hehl, hat Prinz William einen schmucken jungen Mann genannt. Und König Charles einen "guten Menschen". Nur den einen Schluss ließe das zu, sagt Valentine Low, Autor von "Power and the Palace", einem Historienbuch über die politische Macht der Krone:

Donald Trump liebt einfach den ganzen Rummel um einen königlichen Besuch. Hat sich regelrecht danach gesehnt, mal in Windsor Castle zu sein.

Valentine Low, Autor

Regelmäßig verweist Trump auch auf seine schottische Mutter. Nun also Schloss Windsor, ganz so, als käme er nach Hause zu den Lieben.

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Die Softpower der britischen Krone

Als der britische Premier Starmer die persönliche Einladung von König Charles im Weißen Haus mit großer Geste überreichte, hatte er vor allem eins im Sinn: den schwierigen Präsidenten auf die Seite Großbritanniens zu ziehen, an die alte besondere Beziehung zwischen beiden Staaten zu appellieren, sie neu zu beleben. Denn auch die Briten fürchten sich vor Trumps Zoll-Keule, vor seiner politischen Unberechenbarkeit, davor, in sein Visier zu geraten.

Und da könnte der königliche Glanz helfen, in dem sich Trump nun sonnen wird. So wird König Charles, der gemäß seiner Rolle in der konstitutionellen Monarchie zu politischer Neutralität verpflichtet ist, doch zum politischen Joker. Die Briten hoffen, dem Präsidenten so leichter Zugeständnisse, ja Zuneigung abringen zu können.

Der springende Punkt bei der Softpower der Monarchie ist, den Kontext und die Stimmung zu schaffen, eine gute Stimmung. Dann ist es Aufgabe der Politiker, die Verhandlungen zu führen.

Valentine Low, Autor

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Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Wenn König Charles geliefert hat, dann kommt es auf den britischen Premier Keir Starmer an. Der trifft Donald Trump auf seinem Landsitz Chequers am Donnerstag. Mit dem Präsidenten reisen bedeutende Tech-Bosse, CEOs des Chipherstellers Nvidia und von Open AI.

Es soll eine neue Technologiepartnerschaft geben und eine milliardenschwere Investition in ein neues KI-Rechenzentrum im Nordosten Englands. Außerdem eine Atom-Kooperation, um gemeinsam kleine modulare Reaktoren, also "Miniatomkraftwerke", zu bauen. Die tragen einen edlen Markennamen: Rolls Royce. Das Unternehmen gehört zum Hersteller-Konsortium. Den Präsidenten hatte das schon im Sommer tief beeindruckt, als er auf seinem Schottland-Besuch mit Starmer darüber sprach.

Keir Starmer im Dilemma

Das Abkommen mit erarbeitet hatte Lord Peter Mandelson, bis vor ein paar Tagen britischer Botschafter in Washington. Starmer hatte ihn entlassen, als zuletzt klar wurde, wie eng dessen Freundschaft zum pädophilen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gewesen war. Der amerikanische Gast in Chequers gehörte zum selben fragwürdigen Freundeskreis. Starmer dürfte hoffen, dass keiner an dem toxischen Thema rührt.

Trumps Aussagen zu seiner Epstein-Beziehung könnten allerdings auch Teil einer Sendung sein, die der TV-Sender Channel 4 am Mittwoch ins Programm nehmen will: "Trump v The Truth". Eine Lange Nacht der Trump-Lügen, die viele Stunden dauern dürfte. Kritik am Staatsbesuch des US-Präsidenten aber wird es auch ganz klassisch auf der Straße geben: Die "Stop Trump Coalition" plant Proteste in London und in Windsor.

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