Gipfeltreffen der SOZ in Tianjin:Xi und Putin werben für Gegengewicht zum Westen
In der Hafenstadt Tianjin hat Chinas Machthaber Xi zum Gipfeltreffen der Shanghaier Gruppe geladen. In seiner Eröffnungsrede kritisierte Xi die aktuelle Weltordnung.
Chinas Präsident Xi Jinping empfängt über 20 Staats- und Regierungschefs zum Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit - ein deutliches Signal an Washington.
01.09.2025 | 2:21 minChinas Staatschef Xi Jinping hat das Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) mit Kritik an der gegenwärtigen Weltordnung offiziell eröffnet. Der Präsident der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt rief in seiner Rede dazu auf, "sich zu Fairness und Gerechtigkeit zu bekennen" und "der Mentalität des Kalten Krieges, Lager-Konfrontation und einschüchterndem Verhalten entgegenzutreten".
Xi nannte die aktuelle Weltlage in Tianjin "chaotisch und verschlungen". Die Mitgliedstaaten der SOZ sähen sich mit noch größeren Herausforderungen bei Sicherheit und Entwicklung konfrontiert. Mit dem "Geist von Shanghai" seien diese zu bewältigen.
Putin gibt dem Westen die Schuld am Ukraine-Krieg
Kremlchef Wladimir Putin beschuldigte den Westen, für den Krieg in der Ukraine verantwortlich zu sein:
Diese Krise wurde nicht durch Russlands Angriff auf die Ukraine ausgelöst, sondern ist das Ergebnis eines Staatsstreichs in der Ukraine, der vom Westen unterstützt und provoziert wurde.
Wladimir Putin, Präsident Russlands
Damit spielte Putin auf die pro-europäischen Proteste auf dem Kiewer Maidan-Platz von 2014 an, die zum Sturz des vom Kreml unterstützten damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch führten. Moskau annektierte daraufhin die ukrainische Halbinsel Krim und unterstützte pro-russische Separatisten im Osten der Ukraine, die Teile der Regionen Luhansk und Donezk besetzten.
In China tagt die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit mit Mitgliedern wie Russland und Indien. Als Gegengewicht zur Nato wollen die Staaten ihre Partnerschaft vertiefen.
31.08.2025 | 1:41 minPutin spricht sich gegen Nato-Beitritt der Ukraine aus
"Der zweite Grund für diese Krise sind die andauernden Versuche des Westens, die Ukraine in die Nato zu ziehen", fügte Putin hinzu. Der Verzicht Kiews auf einen Nato-Beitritt ist eine der russischen Forderungen für ein Ende von Moskaus Angriffskrieg in der Ukraine.
Zudem sagte Putin, die Welt benötige ein "System, das die veralteten eurozentrischen und euro-atlantischen Modelle ersetzt" und die Interessen so vieler Länder wie möglich berücksichtige. Er bedankte sich für die "Bemühungen und Vorschläge Chinas, Indiens und unseren weiteren strategischen Partnern, die darauf abzielen, bei der Lösung der ukrainischen Krise zu helfen".
"Es gibt eine Alternative zu westlichen Bündnissen", dies sei "das klare Signal, das Peking gerne hätte", erklärt ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer, die vor Ort vom Gipfel in Tianjin berichtet. Damit habe die Shanghai-Gruppe aber eher "nicht so viel zu tun". "Es geht um ganz viele unterschiedliche Themen und die einzelnen Länder bringen sehr unterschiedliche Interessen mit, sind teilweise sogar miteinander verfeindet", sagt Steimer. Trotzdem sei das Bündnis für Peking "eine Plattform, um das eigene Narrativ zu verbreiten". Die SOZ habe auch eine "Anziehungskraft - gerade für Länder (…), die das Gefühl haben, sie können sich auf ihren langjährigen Verbündeten USA nicht mehr wirklich verlassen."
20 Staats- und Regierungschefs beim Gipfel in Tianjin
Der chinesische Präsident versammelte in Tianjin mehr als 20 Staats- und Regierungschefs. Am Sonntag hatte der Gipfel mit bilateralen Treffen von Xi mit seinen Gästen begonnen. Darunter auch der Premierminister von Indien Narendra Modi.
Händchen halten gegen Trump: Indiens Premierminister Narendra Modi (rechts) und der russische Präsident Wladimir Putin in Tianjin.
Quelle: APModi besucht China zum ersten Mal seit 2018. Bei einem Treffen mit Xi zeigte er sich am Sonntag entschlossen, die Beziehungen zwischen Indien und China "auf der Grundlage von gegenseitigem Vertrauen" zu verbessern.
China und Indien, die bevölkerungsreichsten Länder der Erde, sind erbitterte Rivalen. Zuletzt hatten jedoch Unsicherheiten im globalen Handel und in geopolitischen Fragen zu einer Annäherung zwischen Neu-Delhi und Peking geführt.
Das Treffen in Tianjin sei "keine Allianz", so Mikko Huotari, Direktor des Mercator Institute for China Studies. Es handle sich um eine "Interessengemeinschaft der Autokraten".
01.09.2025 | 4:44 minGespräche zwischen Modi und Putin am Rande des Gipfels
Bei dem Gipfel ist es am Montag auch zu einem Gespräch zwischen Indiens Ministerpräsident Modi mit Russlands Staatschef Putin gekommen. Modi habe darin ein Ende des Ukraine-Krieges und eine dauerhafte Friedenslösung gefordert. Der Regierungschef habe seine Unterstützung für die jüngsten Initiativen zur Beilegung des Konflikts bekundet, teilte das indische Außenministerium offiziell mit.
Modi auf X
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Vorab hatte sich der indische Regierungschef in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über "die Bemühungen um die Wiederherstellung von Frieden und Stabilität" ausgetauscht. Indien unterstütze "alle Bemühungen in diese Richtung uneingeschränkt", schrieb Modi in Onlinenetzwerken dazu.
Indien unterhält ungeachtet des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und trotz der Bemühungen um eine Annäherung an die USA und andere westliche Länder weiterhin enge Beziehungen zu Moskau. Modis Regierung hat Russlands Invasion bislang nicht verurteilt und sich stattdessen als Vermittler angeboten.
Prof. Stefan Fröhlich, Politikwissenschaftler an der Universität Erlangen-Nürnberg, u.a. zum Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit ("SOZ") in Tianjin, China.
01.09.2025 | 4:14 minSOZ als Gegengewicht zum Westen
Gegründet wurde die SOZ vor 24 Jahren als Organisation für den Kampf gegen Terrorismus und für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit gehören China, Belarus, Indien, der Iran, Pakistan, Russland sowie vier zentralasiatische Staaten an. Weitere 16 Länder sind als Beobachter oder "Dialogpartner" angegliedert.
China und Russland nutzen die Organisation, um ihre Beziehungen zu zentralasiatischen Staaten zu stärken und ein Gegengewicht zu Zusammenschlüssen westlicher Staaten wie der Nato zu etablieren.
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