Russland ordnet Atomwaffenübungen an

Experte zu Atomwaffen-Übungen:Putin will Menschen "Angst machen"

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Russland will die Vorbereitung und den Einsatz nicht-strategischer Atomwaffen üben. Die Bereitschaft der Nuklearstreitkräfte solle getestet werden, ordnete Kremlchef Putin an.

Der russische Präsident Wladimir Putin ist in seinem Büro in der Novo-Ogaryovo-Residenz
Der russische Präsident Wladimir Putin hat Atomwaffenübungen angeordnet.
Quelle: imago/ITAR-TASS

Russlands Präsident Wladimir Putin hat das russische Militär nach Angaben des Verteidigungsministeriums angewiesen, Atomwaffenübungen unter Beteiligung der Marine und Soldaten abzuhalten, die nahe der Ukraine stationiert sind.
"Im Zuge der Übung wird eine Reihe von Aktivitäten durchgeführt, um die Vorbereitung und den Einsatz nicht-strategischer Atomwaffen zu üben", erklärte das Ministerium am Montag im Onlinedienst Telegram.

Manöver in "naher Zukunft"

Mit der Übung werde die "Bereitschaft" der Armee aufrecht erhalten, nachdem einige westliche Vertreter "provokative Äußerungen und Drohungen gegen Russland" gemacht hätten, erklärte das Ministerium weiter.
Das Manöver finde "in der nahen Zukunft" statt. Demnach nehmen Luft- und Seestreitkräfte teil sowie Truppen des südlichen Militärdistrikts, der an die Ukraine grenzt und die besetzten ukrainischen Gebiete umfasst. In der Mitteilung war allerdings keine Rede davon, dass bei dem Manöver auch tatsächlich mit Atomsprengköpfen bestückten Raketen geübt wird.

Militärexperte: Putin "scheint es nötig zu haben"

"Putin lässt mal wieder Übungen im Zusammenhang mit taktischen Atomwaffen ankündigen, um Menschen Angst zu machen", analysiert Militärexperte Nico Lange bei X, dem früheren Twitter. "Er scheint es nötig zu haben. Nach zwei Jahren Angriffskrieg hat er so wenig erreicht, dass er zu Inauguration und Parade zum 9. Mai große Raketen zeigen muss."

Nico Lange auf X

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Taktische und strategische Atomwaffen



ZDF-Korrespondent: Russland kontert Äußerungen aus Westen

Die Ankündigung Putins sei "als Replik auf Äußerungen aus dem Westen zu verstehen", ordnet ZDF-Korrespondent Armin Coerper die Entwicklung ein. Dazu zähle etwa, dass Polens Präsident Andrzej Duda vor Kurzem seine Bereitschaft signalisiert habe, "auf polnischem Terrain Atomwaffen der Nato-Staaten zu stationieren".
Zudem habe auch der britische Außenminister David Cameron in den vergangenen Tagen als erster Vertreter des Westens angekündigt, dass die Ukraine britische Waffen gegen strategische Ziele innerhalb Russlands einsetzen dürfe.

Russland kontert jetzt mit der Ankündigung von Manövern und der Bereitstellung nicht-strategischer Nuklearwaffen.

Armin Coerper, ZDF-Korrespondent

Relevant ist Coerper zufolge insbesondere der avisierte Ort für die Übungen: "Teilnehmen sollen nämlich die südlichen Raketenverbände, also offenbar genau die, die sich in unmittelbarer Nähe zur ukrainischen Grenze befinden."

Russland schürt Angst vor Atomkrieg

Bereits in der Vergangenheit hatte Russland seine Nuklearstreitkräfte ohne Atomsprengköpfe trainieren lassen. So wurden etwa im vergangenen Oktober zu Übungs- und Abschreckungszwecken zwei Interkontinentalraketen und mehrere Marschflugkörper abgefeuert. Seit Kriegsbeginn versuchen russische Vertreter immer wieder, im Westen Angst vor einem Atomkrieg zu schüren und so die internationale Unterstützung für die Ukraine zu schwächen.
Einen Einblick, wie sehr Russland sein Nukleararsenal als Eckpfeiler seiner Verteidigungspolitik betrachtet, zeigten Dokumente, über die die "Financial Times" im Februar berichtete. In den Geheimpapieren, die der Zeitung vorliegen, wird die Schwelle für den Einsatz taktischer Atomwaffen als sehr viel niedriger angegeben, als Russland dies bisher öffentlich darstellt.



Westliche Länder sind zunehmend besorgt wegen der Rhetorik des Kremls. Staatschef Putin beruft sich häufig auf die russische Nukleardoktrin. Diese sieht einen "strikt defensiven" Einsatz von Atomwaffen im Fall eines Angriffs auf Russland mit Massenvernichtungswaffen oder im Fall einer Aggression mit konventionellen Waffen, die "die Existenz des Staates bedroht".
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