Lage in Afghanistan: "Eine ganze Generation droht zu verhungern"

Vier Jahre Taliban:In Afghanistan fehlt es an allem

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von Katrin Eigendorf

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In Afghanistan leiden immer mehr Kleinkinder unter lebensbedrohlicher Mangelernährung. Ohne internationale Hilfe droht vielen der Tod. Ein Blick ins Land der Taliban.

Krisenreporterin Katrin Eigendorf blickt hinter die Fassade des Taliban-Regimes

Krisenreporterin Katrin Eigendorf reist mit dem ersten Fernsehteam seit zwei Jahren nach Afghanistan und wirft einen Blick hinter die Fassade des Taliban-Regimes.

18.12.2025 | 43:09 min

Im Indira-Ghandi-Kinderkrankenhaus ist die Not spürbar. Jeden Tag werden rund zehn lebensbedrohlich unterernährte Kinder unter fünf Jahren eingeliefert. "Mehr als die Hälfte der Mütter können ihre Kinder nicht stillen", erklärt Dr. Sediqullah. Vorsichtig untersucht der Arzt einen kleinen Jungen, der völlig apathisch in seinem Bett liegt. Ihm fehlt selbst die Kraft zum Schreien. Nach Zahlen eines IPC (Integrated Food Security Phase Classification) Berichts sind 3,7 Millionen Kinder von akuter Unterernährung bedroht.

Spendengelder für Babynahrung und Mehl

"Eine ganze Generation von afghanischen Kindern droht zu verhungern", sagt Ruhila Matee. Sie gehört zu einer Gruppe von Afghanen, die eine eigene Hilfsorganisation gegründet haben. Ihre NGO "Aseel" will Familien, die Hunger leiden, unterstützen. Mit Spendengeldern kaufen sie Babynahrung und Mehl und liefern es an Afghanen, die nicht genug haben, um ihre Kinder ernähren zu können.

Millionen von Menschen in der Region am Horn von Afrika hungern aufgrund der Dürre, und Tausende sind bereits gestorben.

Zum Welternährungstag möchte die UN auf die 673 Millionen unterernährten Menschen aufmerksam machen. Afrikanische Länder sind besonders betroffen.

16.10.2025 | 1:46 min

Armutskrise trifft besonders Kinder

Zwei Jahre lang hat sich unser ZDF-Team um eine Einreiseerlaubnis bemüht. Nun erleben wir ein Land in einer dramatischen Armutskrise, die besonders die Kinder trifft.

Wir begleiten Ruhila auf dem Weg zu einer Familie, die vor fünf Monaten aus Pakistan ausgewiesen wurde. Sie hatten gehofft, dort mehr Geld verdienen zu können. Mit sieben Kindern leben sie von knapp drei Euro umgerechnet am Tag, die der Vater als Tagelöhner verdient.

Die jüngste Tochter ist eineinhalb Jahre alt. Für sie hat Ruhila mit ihrem Team mehrere Packungen Spezialnahrung mitgebracht. Ihre Mutter, die uns gegenübersitzt, hat ihren Oberkörper hinter einem Tuch verborgen, sie soll sich Fremden nicht zeigen. Also übernimmt die älteste Schwester das Füttern. Normalerweise, so erfahren wir, erhält das Kind in Wasser aufgelöstes Brot. Manchmal wird noch ein Löffel Zucker hinzugegeben.

Dieses von UNICEF veröffentlichte Foto zeigt vertriebene Kinder und Familien aus Al-Faschir in einem Flüchtlingslager in Tawila, Sudan.

Weltweit ist fast jedes fünfte Kind von extremer Armut betroffen. Das gab das UN-Kinderhilfswerk Unicef bekannt.

20.11.2025 | 0:30 min

Mangel an Wasser in Kabul

Bereits vor der Machtübernahme der Taliban zählte Afghanistan zu den ärmsten Ländern der Welt. Inzwischen hat sich die Situation noch einmal deutlich verschlechtert. Laut Zahlen der UN leidet fast die Hälfte der Bevölkerung an Hunger. Brot, Tee und Zucker gehören in vielen Familien zu den Hauptnahrungsmitteln. Auch an Wasser herrscht Mangel. Immer mehr Brunnen versiegen. Gerade in Kabul geben Menschen ein Drittel ihres Einkommens für frisches Wasser aus, das inzwischen in vielen Stadtteilen mit Lastwagen gebracht wird.

Bildung für Frauen von der Taliban verboten

Seitdem immer mehr Hilfsorganisationen ihre Arbeit eingestellt haben, fehlt es auch an medizinischer Versorgung. Welche Hoffnung gibt es noch für das Land?

Bildung ist der einzige Weg, da herauszukommen. Es gibt buchstäblich keinen anderen.

Ruhila Matee, Gründerin Hilfsorganisation „Aseel“

Doch Bildung wird den Frauen nach wie vor von den Taliban verboten. Sie haben nur bis zur sechsten Klasse Zugang zu Schulen, an Universitäten dürfen sie überhaupt nicht studieren.

Taliban-Soldat und verschleierte Frauen

Frauen in Afghanistan haben unter der Herrschaft der Taliban kaum noch Rechte. Protestieren sie dagegen, drohen Verhaftung und Folter. Viele sehen als einzigen Ausweg die Flucht.

17.07.2024 | 6:00 min

Die afghanische Frauenrechtlerin Mahbouba Seraj kritisiert das Regime der Taliban offen: "Die Taliban tun, was die Taliban tun. Und sie tun es mit keinerlei Rücksicht auf alle in diesem Land. Und diejenigen, die absolut den schlimmsten Preis zahlen, sind wir Frauen."

International wächst die Kritik, vor allem seitdem Frauen nach einem schweren Erdbeben Hilfe verweigert wurde mit der Begründung, sie dürften nicht von fremden Männern berührt werden. Flucht in eines der Nachbarländer oder nach Europa ist für viele Afghanen in der aktuellen Lage die einzige Perspektive.

Katrin Eigendorf ist internationale Sonderkorrespondentin des ZDF und berichtet unter anderem aus Afghanistan.

Beben der Stärke 6,3
:Tote bei Erdbeben in Afghanistan

Ein Erdbeben der Stärke 6,3 hat den Norden Afghanistans erschüttert. Mindestens 20 Menschen seien ums Leben gekommen, hieß es aus Kabul. Hunderte Menschen wurden demnach verletzt.
mit Video1:20
Überlebende des Erdbebens in Afghanistan durchsuchen am 03.11.2025 die Trümmer eines zerstörten Hauses in einem Dorf in Tashqurghan im Bezirk Khulm in der Provinz Samangan.
Über dieses Thema berichtete auslandsjournal - die doku am 17. Dezember 2025.

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